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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fährte auf nur drei Stunden alt; aber wir mußten nun wieder halten, da wir in der Dunkelheit die Spur nicht sehen konnten.
    Es war zwar zu erwarten, daß er sich nun auch ausruhen müsse; aber in der Lage, in welcher er sich befand, genügten einige Stunden Schlafes, ihm die Kräfte für den Weitermarsch zu geben, während wir wieder wenigstens sieben Stunden warten mußten, bis wir den Weg fortsetzen konnten.
    Wir hatten, seit das Flußbett von uns verlassen worden war, meist offene Pampas zu durchreiten gehabt; am nächsten Tag gab es Urwald, aber nicht den undurchdringlichen Urwald des Monte impenetrable, sondern lichten, gut passierbaren Wald, dessen Stämme weit auseinander standen. Er glich einem Grasgarten, welcher zum Schutz gegen die Sonnenhitze mit unregelmäßig stehenden Bäumen bepflanzt ist. Hier und da gab es eine Lichtung, welche aber niemals von bedeutender Größe war.
    Das mußte uns lieb sein. Wir hatten das Zusammentreffen mit dem Sendador zu erwarten und mußten vermeiden, uns in eine Lage zu begeben, in welcher er vielleicht mit Helfershelfern plötzlich und unerwartet über uns kommen konnte. Darum blieb ich bedenklich halten, als wir gegen Abend wieder über eine dieser Lichtungen kamen und vor uns einen nicht so lichten, sondern geschlossenen Wald erblickten. Die Blöße war mit Gras bewachsen, aus welchem sich hier und dort ein einzelner Strauch erhob, und besaß einen Durchmesser von vielleicht dem vierten Teil einer Wegstunde.
    Ich zog mein Fernrohr aus der Satteltasche und richtete es nach dem Wald, hinter welchem die Sonne verschwunden war. Ich sah Unterholz zwischen den Bäumen. Das gab keinen sicheren Aufenthalt. Darum stieg ich vom Pferd und sagte, daß ich entschlossen sei, hier auf dieser Lichtung zu kampieren.
    „Aber warum denn hier?“ fragte Pena. „Die Spur führt ja weiter, und wir müssen ihr folgen, wenn wir den Sendador treffen wollen!“
    „Nein, wir müssen nicht weiter“, antwortete ich. „Die zweite Tagereise ist zu Ende, und wir können überzeugt sein, daß er sich in der Nähe befindet. Überhaupt ist seine Fährte nicht über eine halbe Stunde alt; er steckt also ganz gewiß dort in dem Wald.“
    „Was schadet das?“
    „Das sagen Sie, der Sie vorher so mißtrauisch waren? Wie nun, wenn er Indianer bei sich hat, wie Sie behaupten wollten?“
    „Die sehen uns ja nicht, da wir uns hüten werden, ein Feuer anzubrennen.“
    „So! Der Sendador soll zu uns kommen, aber ein Feuer dürfen wir nicht brennen? Wie will er uns da finden, wenn es Nacht geworden ist? Ein Feuer ist unbedingt nötig, denn wenn wir auch noch so mißtrauisch sind, so müssen wir immerhin den Fall für möglich halten, daß er es für jetzt ehrlich meint. Wir haben uns einen Ort auszusuchen, an welchem er das Feuer sehen kann, aber keine Möglichkeit findet, uns zu überfallen. Im Wald kann er sich mit Indianern, wenn er ja welche bei sich hat, so nahe an uns schleichen, daß uns ihre vergifteten Pfeile treffen. Hier aber ist das Terrain offen, so daß wir ihn bemerken können.“
    „O, er kann uns doch beschleichen, hier erst recht, wo er uns schon von weitem zu sehen vermag!“
    „Nein. Wir müssen Wachen ausstellen, und diese werden hier einen etwa sich heimlich nähernden Feind leichter bemerken als im dichten Wald.“
    „Ganz wie Sie wollen. Übernehmen Sie aber auch dann, wenn Sie sich geirrt haben, die Verantwortung?“
    „Das werde ich, während Sie es wohl nicht verantworten könnten, wenn wir Ihrem Rat folgten.“
    Seit Pena wußte, daß ich es war, welcher dem Sendador die Flucht ermöglicht hatte, erteilte er seinem Verhalten gegen mich eine gewisse Schärfe, welche ganz geeignet war, uns nach und nach zu entfremden. Die anderen Gefährten gaben mir recht, und so wurde abgestiegen und ein Vorrat von dürrem Holz für das Feuer gesucht. Wir hatten im Laufe des Tages Wild genug für ein hinlängliches Abendmahl geschossen, und für die Pferde war auch gesorgt, da es nicht nur Futter für sie, sondern auch ganz nahe eine Wasserlache gab, aus welcher sie trinken konnten.
    Während die Vorbereitungen zum Kampieren getroffen wurden, verließ ich den Platz, um mich zu überzeugen, ob die Fährte wirklich nach dem Wald und nicht etwa nach der Seite führe. Um nicht von dem Wald aus gesehen zu werden, ging ich in möglichst gebückter Haltung und suchte hinter jedem Busch, welcher sich mir bot, Deckung. Nachdem ich etwa achthundert Schritte weit gegangen war, blieb mir kein Zweifel,

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