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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niederzureißen.
    Eine Waffe sah ich bei keinem der Roten. Rechts, außerhalb des Tumultes, stand ein Mann, welcher mit lauter, gebieterischer Stimme wiederholt einige Worte einer mir fremden, unverständlichen Sprache rief.
    Ich weiß nicht, wie es kam, aber der Umstand, daß die Roten sich nur ihrer Hände bedienten, hatte zur Folge, daß ich unwillkürlich die Revolver wieder einsteckte und mich mit den Fäusten auf die Gruppe warf, in welcher der Bruder steckte. Ich schlug zu, riß die Kerle nach rechts und links auseinander, um bis zum Bruder durchzudringen. Das gelang mir auch, aber hinter mir schloß sich der Kreis sofort wieder. Andere Indianer, welche ihre Weißen schon überwältigt hatten, kamen hinzu. Ich wurde von hinten und vorn, von beiden Seiten gepackt. Man wollte mir die Arme halten; man wollte mich niederzerren. Ich spreizte die Beine aus, um fester zu stehen und wehrte mich nach Leibeskräften.
    Jetzt lag der Bruder an der Erde. Vier, sechs, acht Indianer banden ihn und schleppten ihn fort. Ich sah den riesigen Steuermann noch fest stehen. Er arbeitete mit seinen Fäusten, daß es eine Lust war. Jetzt hatte er, was er sich so sehnlich gewünscht hatte; aber es waren zu viele über ihm; man sah, daß er unterliegen müsse.
    Jetzt sah ich ein, daß ich eine Dummheit begangen hatte. Ich hätte, sobald ich die Übermacht sah, welcher wir unbedingt nicht gewachsen waren, da die Überrumpelung so gut gelungen war, mich fernhalten sollen. War ich frei, so konnte ich für die Gefährten etwas besseres tun, als mich mit ihnen festnehmen lassen. Darum trachtete ich jetzt, mich durchzuschlagen.
    Um dies zu erreichen, bedurfte es besserer Waffen als der bloßen Fäuste. Ich griff nach dem Gürtel. Das Messer und die Revolver waren fort. Während ich mit den Armen arbeitete, hatte man sie mir entrissen. Ganz dasselbe war jedenfalls auch bei den Kameraden geschehen, denn ich sah keinen verwundeten oder toten Indianer.
    Nun war es gewiß, daß ich nicht fort konnte. Drüben sank jetzt der Steuermann nieder. Der Anführer, welcher die fremden Befehle gerufen hatte, kam näher. Es war der Sendador.
    „Señor, ergeben Sie sich!“ rief er mir zu. „Ich verspreche Ihnen, daß Ihnen nichts geschehen wird. Ihr Widerstand ist doch vergeblich; das müssen Sie sehen!“
    Er hatte recht. Ich ließ die Arme sinken und wurde zur Erde gerissen, wo mir die Kerls die Hände und die Füße banden. Die Roten erhoben ein unbeschreibliches Triumphgeheul. Man konnte es gewiß eine Stunde weit hören. Der Sendador kam zu mir. Er hatte den Arm verbunden. Es schien schon vorher verabredet worden zu sein, was alles getan werden solle, denn auf einen Wink von ihm nahmen zwei Rote meinen Hut, welcher mir entfallen war, richteten mich zum Sitzen auf, stülpten mir den Hut über die Augen, so daß ich nichts sehen konnte, und banden ihn dort fest.
    Das Geheul war verstummt. Ich wurde aufgehoben und fortgetragen. Um einen Maßstab zu haben, versuchte ich, die Schritte zu zählen, welche meine Träger machten, bevor sie mich niederlegten; es waren ihrer über zwölfhundert.
    Dann verging eine lange, lange Zeit, gewiß mehrere Stunden, bis ich hörte, daß Männer kamen, welche Pferde brachten. Der Sendador war dabei, denn ich erkannte seine Stimme, als er sagte:
    „Señor, ich habe Ihnen versprochen, daß Ihnen nichts geschehen soll, und ich werde Wort halten, wenn Sie sich in Ihre Lage finden. Machen Sie aber den geringsten Fluchtversuch, so ersteche ich Sie!“
    „Wo sind meine Freunde?“ fragte ich ihn.
    „Gut aufgehoben!“
    „Also leben sie noch?“
    „Gut aufgehoben ist nur der, welcher fertig mit dem Dasein ist; sie sind gerichtet, da sie mich richten wollten.“
    „Scheusal!“
    „Schimpfen Sie nicht! Sie befinden sich in meiner Gewalt.“
    „Wenn Sie mich nicht auch ermorden, so werde ich sie rächen. Darauf verlassen Sie sich!“
    „Pah!“ lachte er. „Ich werde schon dafür sorgen, daß Sie das nicht können. Jetzt geht es fort von hier. Wir werden Sie auf ein Pferd binden. Fügen Sie sich ohne Widerstand, welcher Ihnen doch nichts nützen, sondern Ihre Lage nur verschlimmern würde.“
    „Nehmen Sie mir den Hut aus dem Gesicht!“
    „Daß ich ein Narr wäre! Sie dürfen nicht wissen, durch welche Gegend wir reiten.“
    Man löste mir die Beinfesseln und half mir auf das Pferd, um dann meine Füße wieder durch einen Riemen zu verbinden. Dann begann der Ritt.

Ich merkte sehr bald, daß ich nicht auf meinem Braunen

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