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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und kenne Sie!“
    „Donner und Wetter!“ entfuhr es dem guten Pena. „Das ist stark!“
    „Aber wahr!“ antwortete der Alte. „Ich bin Menschenkenner und kann mich auf meine Augen verlassen. Also Sie sind gefangen und haben Ihre Waffen abzugeben. Wollen Sie augenblicklich gehorchen oder nicht?“
    „Nein!“ antwortete Pena in sehr bestimmtem Ton.
    „Und Sie?“
    Diese Frage war an mich gerichtet. Eigentlich hätte ich mich fügen können und auch fügen sollen, denn es mußte sich ja herausstellen, daß wir es ehrlich meinten; aber sein beleidigendes und auch vollständig unmotiviertes Auftreten hatte mich in Zorn versetzt. Und wer sagte mir denn, daß es dann, wenn er zur Einsicht seines Irrtums kam, noch Zeit sein werde, die Mbocovis zurückzuschlagen? Vielleicht sperrte er uns den ganzen Tag ein. Dann kam der ‚Schwiegersohn‘, überfiel das Indianerdorf, erfuhr die Wohnung des Alten und ich geriet mit diesem in die Hände der Mbocovis. Das mußte vermieden werden, und so konnte es mir also nicht einfallen, mich diesem Mann, welcher in seinem blinden Mißtrauen gar nicht prüfte, freiwillig zu überliefern.
    „Nein“, antwortete ich kurz.
    „Sie wollen sich wehren?“
    „Ja.“
    „Dann sind Sie verloren! Tretet ein!“
    Die beiden Indianer kamen herein und richteten ihre Blasrohre auf uns, der eine das seinige auf mich und der andere das seinige auf Pena.
    „Nun, haben Sie auch jetzt noch Mut?“ fragte der Alte höhnisch.
    Die Situation war höchst gefährlich. Es bedurfte nur eines leisen Hauches in die Rohre, so bekamen wir die vergifteten Pfeile in den Leib; aber ich sah, daß die Roten die Rohre noch nicht an den Mund genommen hatten, und antwortete: „Gewiß! Versuchen Sie es immerhin, wer die Oberhand behält, wir oder Sie!“
    „Natürlich wir! Sehen Sie dieses Messer! Die Spitze desselben ist auch vergiftet. Nur einen kleinen Ritz in Ihre Haut, und Sie sind nicht zu retten!“
    Er brachte unter seinem Talar ein Messer hervor, welches er mir entgegenhielt. Unsere Lage war eine ganz und gar eigenartige. Rundum und über uns Totenköpfe, vor uns dieser Mann mit seinem vergifteten Messer und dazu die beiden auf uns gerichteten und so gefährlichen Blasrohre! Aber mochte es Leichtsinn oder etwas anderes sein, es kam mir vor, als ob ich mich schämen müßte, diesem alten Mann und seinen beiden Rothäuten zu gehorchen. Nein, sie sollten sehen, daß wir selbst ihr Gift nicht fürchteten.
    „Pah!“ antwortete ich. „Wenn ich will, so wird dieses Ihr Messer Ihnen gefährlicher als mir!“
    „Mann, Sie sind wahnsinnig!“
    „Im Gegenteil! Ich bin sehr bei Sinnen und befinde mich gerade jetzt in derselben guten Laune wie vorhin Sie.“
    „So will ich Sie von dieser Laune befreien. Passen Sie auf! Ich zähle bis zwei, und Sie haben Ihre Waffen hier vor mir auf den Boden zu legen. Tun Sie das nicht, so sage ich drei, und meine Leute blasen Ihnen den augenblicklichen Tod in den Leib!“
    „Mögen sie blasen! Wollen sehen!“
    Jetzt starrte er mich ganz betroffen an. Er hielt mich wirklich für nicht recht bei Sinnen. Dann aber drohte er:
    „Ganz wie Sie wollen! Also ich beginne. Eins – zwei –“
    Er kam nicht weiter. Ich hatte nur drei Schritte weit von ihm gestanden. Ich sah, daß die Indianer, welche nebeneinander standen, die Rohre an den Mund nahmen. Ich sprang blitzschnell zwischen die Rohre hinein, faßte eins mit der Rechten, das andere mit der Linken, riß sie den Indianern aus den Händen, ließ sie fallen, ergriff den einen bei der Brust, schleuderte ihn meinem Gefährten zu und rief:
    „Pena, nieder mit diesem!“
    Dann schlug ich dem andern Roten die Faust gegen die Schläfe, daß er zusammenbrach, und wendete mich gegen den Alten. Dieser hatte mit Zählen innegehalten. Mein Angriff war ihm so überraschend gekommen, daß er den Mund noch offen hatte; doch erhob er die Hand, in welcher er das Messer hielt. Ich kam von der Seite an ihn, gab ihm einen Hieb auf den Arm, daß er das Messer fallen ließ, faßte ihn mit beiden Händen bei der Kehle, riß ihn nieder und gab ihm die Faust gegen den Kopf, so daß er die Augen schloß und, als ich die Hände wieder von ihm nahm, regungslos liegen blieb.
    Jetzt sah ich mich nach Pena um. Er kniete auf dem Roten, den ich ihm zugeschleudert hatte, und hielt ihm die Kehle zu.
    „Ist er besinnungslos?“ fragte ich.
    „Nein“, antwortete er. „Der Kerl macht nur aus Angst die Augen zu. Soll ich ihn erstechen?“
    „Nein. Wir binden

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