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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hätten. Das geschah stets in einer Vollmondnacht. Mein Herr ist von seinem letzten Gang nicht wiedergekommen.“
    „Kennst du das Versteck?“
    „Ja.“
    „Bist du seitdem dort gewesen?“
    „Ich war dort, habe es aber nicht geöffnet, denn ich besitze kein Recht dazu.“
    „Aber Hauka besitzt dieses Recht?“
    „Noch nicht. Erst wenn die Erde achtzehnmal ihren Lauf um die Sonne vollendet hat, darf er sein Erbe antreten. Dies wird nach zwei Wochen der Fall sein.“
    „Aber wie kommt er da zu der kostbaren Streitaxt, welche er besitzt?“
    „Er hat sie von seinem Vater überkommen, welcher sie damals daheim ließ, als er zum letztenmal nach der Barranca ging. Wir hatten noch einige andere, kleinere Gegenstände, welche wir verkauften, um die Reise machen zu können, von welcher wir jetzt heimkehren. Daß wir auf derselben den Mörder entdecken würden, hätte ich nicht gedacht. Señor, haben Sie eine Abrechnung mit diesem Antonio Perillo?“
    „Nein.“
    „Oder ein anderer von Ihren Begleitern?“
    „Höchstens Señor Morgenstern, dem er nach dem Leben getrachtet hat.“
    „Dieses kleine Männlein wird nicht nach seinem Blut dürsten. Darum bitte ich, den Mörder uns zu überlassen, wenn er in unsere Hände fällt!“
    „Ich habe nichts dagegen, vorausgesetzt, daß wir uns nicht irren und er es wirklich gewesen ist.“
    „Wenn er das Kopfhaar meines Herrn besitzt, so war er es. Und dieser Leutnant Verano wird uns wohl nicht belogen haben.“
    „Gewiß nicht. Übrigens war ich, schon ehe ich von dem Skalp hörte, überzeugt, daß Perillo der Mörder ist. Ich habe ihn da droben an der Salina nur für einige Sekunden gesehen, und es sind seitdem Jahre vergangen; aber als ihn mir der Zufall kürzlich in Buenos Aires vor die Augen führte, erkannte ich ihn sofort wieder.“
    „Haben Sie etwas zu ihm gesagt?“
    „Ich habe ihn an die Salina del Condor erinnert; das genügte, um sein böses Gewissen, falls es bisher geschlafen haben sollte, aufzuwecken. Er ist jetzt unterwegs nach dem Palmensee und wird uns, wenn wir nicht ganz unverzeihliche Fehler begehen, sicher in die Hände fallen. Was du dann mit ihm tun wirst, das ist deine Sache.“
    Damit hatte dieses so wichtige und inhaltsreiche Gespräch sein Ende erreicht. Der Vater Jaguar ritt zu dem Führer vor, um den Inka mit seinem Anciano allein zu lassen, damit diese beiden Zeit fänden, die innere und äußere Ruhe, welche sie verloren hatten, wiederzuerlangen.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Bei den Cambas
    Man war sehr scharf geritten. Daher kam es, daß der ‚Harte Schädel‘ schon zwei Stunden vor Abend meldete, daß man, wenn man weiterreite, den Palmensee sehr bald zu Gesicht bekommen werde.
    „Wir reiten nicht ganz hin“, entschied der Vater Jaguar. „Es könnten doch Aripones dort sein, und ich will nicht, daß wir gesehen werden. Wir müssen ganz unerwartet über unsere Feinde kommen. Sie dürfen keine Ahnung davon haben, daß wir uns auf ihren Empfang vorbereiten. Es genügt mir, mich in der Nähe des Ortes zu befinden, von welchem aus sie ihren Kriegszug unternehmen werden. Reiten wir von hier aus in möglichst gerader Richtung nach dem ‚klaren Bach‘, so lerne ich die Linie kennen, auf welcher sie sich während ihres Zuges bewegen werden, und das ist es, was ich für jetzt beabsichtige. Wie weit ist das erste Dorf der Aripones von hier entfernt?“
    „Wenn wir so schnell reiten wie bisher“, antwortete der Häuptling, „werden wir es bald nach Einbruch der Dunkelheit erreichen.“
    „Das ist ganz vortrefflich. Wir reiten im Finstern vorüber und machen dann, wenn sie uns nicht mehr wahrnehmen können, Lager.“
    Der Ritt wurde also fortgesetzt, doch nicht in der bisherigen Richtung, welche eine südwestliche gewesen war; man bog nach Nordwesten um. Es ging wohl noch eine Stunde lang über sandige Wüste, dann gelangte man wieder über Rasen, welcher nach und nach immer dichter und kräftiger wurde. Später sah man zu beiden Seiten hochbäumige Waldung liegen. Der Führer fand mit rühmenswerter Sicherheit die von der Natur hergestellten Durchgänge, und selbst, als es Nacht geworden war, wußte er die richtigen Wege einzuschlagen.
    Es war heute sternenhell, was den Marsch sehr erleichterte. Bei völliger Dunkelheit wäre es wohl schwer gewesen, die vielen Pferde in Ordnung zu halten. Vielleicht drei Viertelstunden nach Sonnenuntergang hörte man eigentümliche Töne, welche der Wind von rechts herüberbrachte. Es klang wie Katzengeschrei,

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