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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stets dieselbe: dichter Wald mit einzelnen offenen Durchbrüchen und dann wieder größere oder kleinere grasige Flächen, an deren Rändern die Dörfer lagen.
    Diese letzteren bestanden durchweg aus mit Schilf und ähnlichem Material gedeckten Erdhütten, deren Inneres einen einzigen Raum bildete. Dabei gab es kleine Felder, auf denen Mais, Hirse, Mandioca, Bohnen, Quinea, Tomaten, Erdnüsse, Bataten, Melonen und Kürbisse gebaut wurden.
    Man hielt sich selbstverständlich von diesen Dörfern fern. Das Glück war den Weißen insofern günstig, daß ihnen weder heute noch am nächsten Tag auch nur ein einziger Aripone begegnete; er wäre freilich sofort gefangen- und mitgenommen worden. Einige der Dörfer, an denen man vorüberkam, schienen leer zu stehen. Die Bewohnerschaft hatte sich des geplantes Kriegszuges wegen an besonderen Orten zusammengezogen.
    Am Abend des zweiten Tages war das Gebiet der Aripones zurückgelegt, und am nächsten Morgen erreichte man das erste kleine Cambasdorf. Die Bewohner desselben wurden von der ihnen drohenden Gefahr benachrichtigt. Der Häuptling sandte die jungen Männer nach den verschiedensten Richtungen aus, um die waffenfähigen Leute der anderen Ortschaften schleunigst nach dem großen Dorf am ‚klaren Bach‘ zu beordern. Die fernliegenden Dörfer hatten von den Feinden nichts zu befürchten; anders aber stand es mit denjenigen Orten, welche in der Nähe der voraussichtlichen Marschroute der Aripones lagen. Diese mußten verlassen werden, und die Bewohner zogen sich mit den Kriegern nach dem ‚klaren Bach‘ hin, wobei sie selbstverständlich nicht versäumten, ihr ganzes Eigentum mitzunehmen, was freilich nicht viel sagen will.
    Am Vormittag dieses dritten Tages gelangte der Reiterzug an ein großes, aber seichtes Wasser, dessen Ufer sehr morastig waren. Wo es eine festere Stelle gab, hatten sich Bäume und Sträucher entwickelt, sonst aber sah man nur dichtes Schilf und Rohr, welches eine Höhe von fünf Metern erreichte. Der Häuptling wendete sich an den Doktor Morgenstern und sagte, indem er nach dem Wasser deutete: „Das ist El Pantano de los Huesos, der Sumpf der Knochen, von dem ich Ihnen gesagt habe, Señor!“
    „Das ist er?“ antwortete der Kleine, von den Worten des Roten wie elektrisiert. „Kann man die Knochen sehen?“
    „Viele sind vermodert; diejenigen aber, welche zuletzt gefunden worden sind, werden noch daliegen.“
    „So muß ich hin, sie zu betrachten. Wir müssen halten. Hören Sie, Señores, halten, halten!“
    Er hielt sein Pferd an und rief die letzten Worte so laut, daß sie vom Anfang bis zum Ende des Zuges zu hören waren.
    „Das geht nicht“, antwortete der Vater Jaguar. „Wir können Ihrer alten Knochen wegen nicht unsere kostbare Zeit verlieren.“
    „O, die Knochen sind weit kostbarer als die Zeit, von der Sie sprechen. Wenn Sie nicht warten wollen, so komme ich nach; aber sehen muß ich die Knochen; eher zieht mich kein Elefant von hier fort!“
    Hammer sah ein, daß es besser sei, eine kleine Rücksicht zu üben, und antwortete darum: „Gut, so bleiben Sie, aber ja nicht länger als höchstens eine halbe Stunde; dann müssen Sie doppelt schnell reiten, um uns einzuholen. Der Häuptling mag Ihnen einen seiner Leute als Führer geben.“
    Jetzt gab sich der Kleine zufrieden. Er bekam einen der vier Cambas, welcher den Sumpf kannte und den Ort wußte, an welchem die Knochen zu sehen waren. Selbstverständlich blieb Fritze auch zurück; er wäre ohne seinen lieben Herrn keinen einzigen Schritt weitergeritten. Der Zug entfernte sich, und die drei waren nun allein.
    Der Camba ritt auf das Wasser zu und wußte dabei alle trügerischen Stellen wohl zu vermeiden. Dort stieg er ab und band sein Pferd an einen Strauch. Dabei sagte er etwas, was jedenfalls eine Aufforderung an die beiden anderen sein sollte, das gleiche zu tun, doch verstanden sie ihn nicht, da er sich seiner Sprache bediente, deren sie nicht mächtig waren. Es stellte sich nun heraus, daß dieser Mann zwar den ‚Sumpf der Knochen‘ genau kannte, dafür aber nur sehr wenige Worte Spanisch verstand.
    „Dat kann jut werden“, meinte Fritze, indem er sich vom Pferd schwang, um es anzubinden und dann seinem Herrn zu helfen, auch aus dem Sattel zu kommen. „Jetzt verstehen wir kein Chinesisch, und dieser Herr Jevatter ist nicht aufs Türkische einjeübt. Ick bin bejierig, wat dat vor ein inniges Verständnis ergeben wird.“
    „Wir werden uns durch Pantomimen

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