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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ort.“
    „Wer soll sie wegjenommen haben? Es hat nicht jeder so 'ne Passion darauf wie wir. Die Knochen sind noch da!“
    „Aber ob wir sie finden?“
    „Janz sicher.“
    „Der Mond ist so dünn wie ein Messerrücken, und man sieht kaum, wohin man reitet!“
    „Ick verlasse mir nicht auf den Mond, sondern auf mein Jedächtnis. Ick weiß die Richtung so jenau, als ob ick hier zwanzig Jahre lang Briefträger jewesen wäre.“
    Ja, die Richtung kannte er und hielt sie auch ein, aber als sie dann den Wald vor sich hatten, bildete dieser eine dunkle, zusammenhängende Masse, und es war ihnen ganz unmöglich, die Stelle zu finden, an welcher sie vor drei Tagen unter seinen Bäumen heraus und auf die freie Ebene gekommen waren. Sie mußten also absteigen und dann warten, bis die Sonne aufgegangen war. Selbst dann suchten sie längere Zeit, hielten verschiedene Stellen für die richtige und mußten mehrmals umkehren. Es war wohl schon zwei Stunden lang Tag, als sie ganz zufällig auf die Fährte des Vater Jaguar trafen, die ihnen nun als Richtschnur dienen konnte. Diese Fährte war nach so langer Zeit noch erhalten, weil hier das Gras hoch und dicht stand und die Reiter es nicht für nötig gehalten hatten, vorsichtig zu sein. Indem die beiden derselben von jetzt an folgten, kamen sie glücklich durch den Wald bis an den kleinen Bach und, dann diesen zum Führer nehmend, hinab in das Tal des ausgetrockneten Sees.
    Hier ließen sie ihre Pferde trinken und ein wenig verschnaufen, und dann setzten sie ihren Weg fort. Sie sahen auch jetzt noch sehr deutlich die Spur des Vater Jaguar und seiner beiden Begleiter. Als sie das Tal hinter sich hatten, blieb Fritze nachdenklich halten, sah vom Pferd herab auf diese Spur nieder und sagte: „Wenn ick mir nicht irre, so hat der Vater Jaguar sich jeirrt, und wenn er recht jehabt hat, so muß ick mir wejen meines Irrtums schämen.“
    „Wieso? Was meinst du damit?“ fragte der Doktor.
    „Er ist zu weit nach links jeritten. Der richtije Weg jeht mehr da nach rechts hinüber.“
    „Du wirst dich täuschen. Der Vater Jaguar ist nicht der Mann, sich im Weg, lateinisch Via oder Trames genannt, zu irren.“
    „Aber ick kann alle meine fünf Jedanken zusammennehmen, so komme ick doch auf keine andere Ahnung. Ob er sich vielleicht ein anderes Ziel jesetzt hat?“
    „Nein. Er nimmt an, daß die Feinde genau daher kommen, woher wir auch gekommen sind, und so versteht es sich von selbst, daß er ihnen nach dem Sumpf der Knochen und noch weiter entgegengeritten ist.“
    „Wenn dat richtig ist, so ist mich das Augenmaß vollständig verlorengegangen. Als wir hierher kamen, sind wir schnurjerade auf dieses Tal zujeritten, wir hatten es jerade der Nase nach vor uns liejen. Und wenn ick mir jetzt auf diese Spur stelle, so liegt es von mich aus zuviel nach links. Der Vater Jaguar muß also abjewichen sein.“
    „Gewiß nicht. So ein Mann macht keinen solchen Fehler.“
    „Dat scheint auch mich richtig zu sind. Ick denke, daß ich mir eher irre als er. Wie reiten wir also?“
    „Gerade so wie er. Dann kommen wir ganz sicher nach dem Sumpf der Knochen.“
    „Jut, ick will Ihnen jehorchen. Hoffentlich kommen wir nicht nach Connewitz anstatt nach Stötteritz.“
    Sie folgten der Spur also auch noch fernerhin. Es vergingen einige Stunden, und doch kamen sie nicht an eine einzige Stelle, von welcher sie mit Bestimmtheit sagen konnten, daß sie auf ihrem Herweg an derselben gewesen seien. Dann gab es sandigen Boden und die Fährte war nicht mehr zu sehen. Sie hielten die bisherige Richtung genau fest, obgleich die Gegend ihnen vollständig unbekannt vorkam. Wieder verging eine längere Zeit; da parierte Fritze die Pferde und sagte: „Ick habe mir doch nicht jeirrt; wir sind falsch jeritten. Wir müßten nun längst an dem Sumpf sein.“
    „Das ist wahr. Aber der Vater Jaguar kann sich doch nicht im Weg täuschen!“
    „So hat er eine Absicht jehabt, einen Jrund, den Sumpf zu vermeiden.“
    „Und wir haben eine kostbare Zeit verloren. Was ist zu tun, lieber Fritze? Müssen wir umkehren und etwa wieder nach dem Tal des ausgetrockneten Sees zurück?“
    „Dat tu ick nicht, auf keinen Fall. Wir sind zu weit links, also brauchen wir nur nach rechts zu reiten, so kommen wir dahin, wo der Dichter oft und manchmal singt: ‚An der Quelle saß der Knabe.‘ Und weil wir zu weit vorgekommen sind, müssen wir uns jetzt zurückhalten, in Summa also rückwärts nach rechts. Wenn wir auch dann nicht an

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