36 - Das Vermächtnis des Inka
Reste von alten Tieren gefunden werden, und sind aufs Geratewohl hineingeritten. Hier haben wir auch gefunden, was wir suchten.“
„Wo habt ihr Cambas getroffen?“
„Nirgends. Als wir gestern durch einige Dörfer kamen, waren sie leer.“
„Warum?“
„Wie kann ich das wissen, Señor?“
Da legte ihm der riesige Gambusino die Faust schwer auf die Achsel und sagte in grimmigem Ton: „Höre, Mensch, du bist entweder der größte Dummkopf, den es gibt, oder ein höchst verschmitzter Mensch. In beiden Fällen aber ist es nicht schade, wenn du das Schicksal deines Herrn teilst. Wir wissen nun durch dich, daß wir den Vater Jaguar hinter uns haben und nicht vor uns, wie wir bereits glauben wollten. Das ist genug. Schnürt die Kerls fest an zwei Bäume! Dann werde ich mitteilen, welchen Spaß ich euch mit ihnen mache.“
Diese letzten Worte waren an seine Umgebung gerichtet. Die beiden Deutschen wurden so, wie er es befohlen hatte, angebunden, und dann sprach er leise mit dem Gefolge, welches einen Kreis um ihn gebildet hatte. Das häßliche Gelächter, mit welchem man ihm zustimmte, ließ erraten, daß sein Entschluß ein für die Gefangenen möglichst schlimmer sei. Er trat wieder zu ihnen und sagte: „Damit es für euch ja keine Möglichkeit gibt, uns abermals zu entkommen, habe ich euch ein zweifaches Todesurteil gesprochen. Ihr sollt gehängt und zu gleicher Zeit von den Krokodilen gefressen werden. Nur der Teufel allein kann euch da noch Hoffnung machen.“
Der Doktor wollte antworten, jedenfalls, um etwas zu seiner Verteidigung zu sagen, Fritze aber ließ ihn nicht dazu kommen, indem er schnell, und zwar in deutscher Sprache, bemerkte: „Schweigen Sie, Herr! Es würde jedes Wort verjeblich sind.“
„Aber wenn ich diesen Menschen nicht erkläre, daß sie sich in mir irren, sind sie wirklich imstande, uns aufzuhängen!“
„Man wird auf Ihre Worte jar nicht hören.“
„Dann sind wir freilich verloren, lieber Fritze!“
„Denken Sie dat nicht! Wenn Sie uns nicht in diesem Augenblick ermorden, werden wir jerettet werden.“
„Von wem?“
„Vom Vater Jaguar.“
„Unmöglich! Er ist ja nicht da.“
„Ick habe wat jesehen.“
„Was?“
„Ihn selbst. Jrad als dieser Jambusino endete, blickte ick zufälligerweise da über den kleinen Wasserarm hinüber, und da fuhr eine Jestalt aus dem Schilf empor, welche mich winkte und dann schnell wieder verschwand.“
„Und du meinst, daß es der Vater Jaguar gewesen ist?“
„Er war es; ick habe ihn erkannt.“
„Wahrscheinlich hast du dich geirrt. Die Sonne, lateinisch Sol genannt, ist schon untergegangen, und die Dämmerung tritt ein.“
„Dennoch habe ick mir nicht jeirrt. Es war seine hohe, breite Jestalt und auch der lederne Anzug, den er trägt.“
„Vielleicht ist einer der Weißen, die sich bei den Aripones hier befinden, auch so gekleidet.“
„Es war keiner von ihnen. Er winkte mich heimlich zu und versteckte sich rasch wieder. Wenn er zu den Aripones jehörte, brauchte er dat nicht zu tun.“
„Das ist wahr. Du meinst also, daß wir noch Grund zur Hoffnung haben?“
„Ja. Ick bin überzeugt, daß wir noch oft und manchmal jerettet werden.“
Sie hatten sich in dieser Weise so ungestört aussprechen können, weil ihre Widersacher für kurze Zeit fortgegangen waren, um den Aripones zu sagen, wen man gefangen habe und welcher interessanten Szene man sich bald zu erfreuen haben werde. Die Roten hielten infolgedessen in ihren Vorbereitungen zum Lagern inne und kamen herbei, die beiden zu betrachten und zu verhöhnen. Benito Pajaro, der Gambusino, ließ sie erst einige Zeit gewähren, und trieb sie dann zurück, indem er sagte: „Gebt jetzt Raum, damit wir beginnen können. Brennt dort unter dem Alisobaum ein Feuer an! Dann könnt ihr sehen, wie diese beiden Halunken zappeln werden.“
Der Aliso stand so nahe am Wasser, daß die Hälfte seiner Krone sich über demselben befand. Seine unteren Äste waren so stark, daß sie das Gewicht eines erwachsenen Mannes leicht zu tragen vermochten. Man gehorchte der Aufforderung und zündete in der Nähe des Stammes ein Feuer an, durch welches die Krokodile vertrieben wurden, die ganz nahe am Ufer im Wasser gelegen hatten.
„Sie werden bald wiederkommen“, rief der Gambusino dem Doktor in höhnisch-tröstendem Ton zu. „Habt also keine Sorge! Ihr werdet ihre Bekanntschaft baldigst machen. Was denkt ihr wohl, was wir mit euch beginnen werden?“
Die Gefragten verschmähten es, ihm
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