Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
einmal aufhören, so fing es, wenn ein Krokodil zuschnappte, immer wieder von neuem an. Das währte wohl über eine halbe Stunde lang, bis die Kehlen doch ermüdeten und nun einige verlangten, daß ein Ende gemacht werden solle. Dagegen aber stimmte der Stierfechter, indem er rief: „Nein, jetzt noch nicht, noch lange nicht! Sie müssen die Todesangst noch stundenlang empfinden.“
    „Aber wir haben keine Zeit, uns hierher zu stellen“, warf ein anderer ein. „Wir müssen das Lager bereiten und essen.“
    „Wer verlangt denn, daß wir uns hierher stellen? Diese Kerls hängen gut. Tun wir also unsere Arbeit. Wenn wir dann zurückkehren, kann das Theater von neuem beginnen.“
    Man stimmte ihm bei. Nachdem noch einmal nachgesehen worden war, ob die Lassos auch wirklich fest am Stamm des Baumes hielten, entfernten sie sich alle, um ihren anderweitigen Obliegenheiten einstweilen nachzukommen. Keiner blieb am Wasser. Dieser letztere Umstand war es, dem die so fürchterlich Gequälten ihre Rettung zu verdanken haben sollten.
    Fritze hatte sich nämlich nicht geirrt, als er der Meinung gewesen war, den Vater Jaguar gesehen zu haben. Dieser war, wie schon erzählt, mit dem Inka und dem Anciano von dem Arroyo claro fortgeritten, um die nahenden Aripones zu erkundschaften. Sein Weg hatte ihn nach dem Tal des ausgetrockneten Sees geführt. Er war überzeugt, daß der Marsch der Feinde nach diesem Ort gerichtet sein würde. Ritt er ihnen in gerader Richtung entgegen, so begab er sich in die Gefahr, auf dem ebenen und meist offenen Terrain von ihnen gesehen zu werden. Darum wich er von dieser Richtung nach links ab, um den Anzug der Aripones von dieser Seite her zu beobachten. Doktor Morgenstern war mit Fritze dieser abweichenden Spur gefolgt, infolgedessen beide den bereits erwähnten Umweg gemacht hatten.
    Der Vater Jaguar war bis über die Grenze, welche das Gebiet der Cambas von demjenigen der Aripones trennte, zurückgekehrt und dann auf einen weiten, baum- und strauchlosen Campo gekommen, auf welchem er glaubte anhalten zu müssen.
    „Wir dürfen nicht weiter“, sagte er zu seinen Begleitern. „Wenn meine Berechnung richtig ist, sind wir schon über den Punkt hinaus, an welchem die Aripones sich rechts von uns befinden müssen. Biegen wir jetzt nach dorthin ab, so steht zu erwarten, daß wir hinter sie gelangen und aus ihren Spuren zu ersehen vermögen, mit welcher Anzahl von Gegnern wir es zu tun haben.“
    „Sie haben recht, Señor“, stimmte Anciano bei. „Biegen wir rechts ein! Die Gegend paßt sehr gut dazu, da wir hier etwaige Feinde sehen werden, sobald sie am Horizont auftauchen.“
    Man ritt also jetzt nach Süden, nicht allzu schnell, sondern in leichtem Trab, um Zeit zur scharfen Beobachtung des Horizontes zu haben. Es war wohl zwei Stunden lang weder ein Mensch noch die Spur von einem solchen zu sehen. Dann aber kamen die drei Reiter an eine ungemein breite Fährte, welche rechtwinklig quer über ihre Richtung lief.
    „Das ist jedenfalls, was wir suchen“, sagte der Vater Jaguar, indem er sein Pferd anhielt und aus dem Sattel sprang. „Wollen diese Spur doch einmal genau betrachten.“
    Anciano und der Inka folgten seinem Beispiel. Man sah, daß sowohl Reiter als auch Fußgänger hier vorübergekommen waren, aber wieviel es gewesen waren, das konnte höchstens geschätzt, nicht aber genau bestimmt werden, da die hinteren die Eindrücke der vordersten ausgetreten hatten.
    „Es sind die Aripones“, meinte Anciano. „Sie müssen sich sehr sicher fühlen, da sie so breit marschiert sind und eine so sehr unvorsichtige Fährte zurückgelassen haben. Ihre Zahl kann ich nicht sagen.“
    „Und doch möchte ich dieselbe sehr gern wissen“, sagte der Vater Jaguar. „Wenn wir ihnen nachreiten, so finden wir vielleicht einige Zeichen, welche uns als Anhalt dienen können.“
    „Um ihnen folgen zu können, müßten wir wissen, wie weit wir sie vor uns haben.“
    „Das ist doch nicht schwer zu sagen. Ich sehe am Gras, daß wir sie wenigstens vier Reitstunden vor uns haben. Ihre Schnelligkeit kann die unsrige zwar nicht erreichen, aber wir müssen uns trotzdem sputen, da wir gezwungen sind, vor ihnen im Tal des ausgetrockneten Sees anzukommen.“
    Einige Zeit später gelangten die drei an eine Stelle, an welcher die Aripones gelagert hatten. Die Pferde waren seitwärts auf die Weide gelassen worden, und nun konnten die einzelnen Eindrücke besser auseinandergehalten werden. Der junge Inka gab sich Mühe,

Weitere Kostenlose Bücher