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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heute geschlossen ist.“
    „Solche Eile hat es nicht. Ich hielt es für angezeigt, mich Ihnen vorzustellen, und bitte um die Erlaubnis, den Betrag in den nächsten Tagen erheben zu dürfen.“
    Er machte eine Verbeugung und wollte sich entfernen; da ergriff ihn der Bankier am Arm und bat: „Bleiben Sie noch, Señor! Ich kann Sie unmöglich jetzt schon gehen lassen. Sie retteten uns das Leben; ich bitte dringend um die Erlaubnis, Sie meiner Frau vorstellen zu dürfen!“
    „Und ich bitte sehr, davon absehen zu wollen, Señor. Gerade der Dank, von welchem Sie sprechen, verschließt mir Ihre Tür. Ich darf mir unmöglich ein Verdienst anmaßen, welches nur dem Zufall zuzuschreiben ist.“
    Man sah ihm an und hörte es auch aus seinem Ton, daß die Bescheidenheit, welche ihm diese Worte diktierte, eine wahre und keine gemachte war. Infolge dieses Eindruckes, den auch er empfand, antwortete Salido: „Señor, Sie haben über den Wert dessen, was Sie taten, eine andere Ansicht, als die meinige ist; dennoch muß ich Sie achten und verspreche Ihnen, daß dieselbe berücksichtigt wird. Ich versichere Ihnen, daß Sie von mir und den Meinigen das Wort Dank nicht hören werden, und denke, daß Sie unter dieser Bedingung Ihren Entschluß ändern werden.“
    „Unter dieser Bedingung, ja; da bin ich allerdings bereit, auf Ihr freundliches Anerbieten einzugehen.“
    Der darüber hocherfreute Bankier führte ihn in das Familienzimmer, wo das so unerwartete Erscheinen des Vater Jaguar ebenso große Überraschung wie Freude hervorrief. Ganz besonders entzückt war der Privatgelehrte, welcher sich zunächst von seinem Erstaunen gar nicht erholen zu können schien, dann aber, Hammer die Hand entgegenstreckend, ausrief: „Señor, ich bin voller Freude, lateinisch Gaudium oder auch Laetitia genannt, Sie hier begrüßen zu können, zumal ich es für meine Pflicht halte, Ihnen meinen Dank dafür abzustatten, daß –“
    „Halt!“ fiel der Bankier ihm in die Rede. „Señor Hammer ist nur unter der Bedingung mitgekommen, daß wir nicht von Dank sprechen. Bitte also, dieses Wort wenigstens jetzt nicht mehr zu erwähnen.“
    „Aber, wenn ich nicht von Dank sprechen soll, wovon denn sonst?“
    „Von allem möglichen, zum Beispiel von Ihren antediluvianischen Tieren.“
    Das hatte Salido scherzhaft gemeint; der kleine, rote Gelehrte ergriff aber sofort die Gelegenheit, von seinem Lieblingsthema zu sprechen, und antwortete hastig, damit ihm ja niemand mit einer Frage zuvorkomme: „Das ist wahr; das ist allerdings sehr richtig! Señor Hammer, haben Sie schon einmal ein Megatherium oder gar ein Mastodon gesehen?“
    „Schon wiederholt“, antwortete der Gefragte.
    „Wo denn, wo?“
    „In den Pampas. Wer ein gutes Auge für dergleichen Fundorte hat, braucht gar nicht lange zu suchen.“
    „Wirklich, wirklich? Haben etwa Sie ein solches Auge?“
    „Ich will es zwar nicht mit einem Ja behaupten, doch hatte ich zuweilen Gelegenheit, gelehrten Herren als Führer durch die Pampas zu dienen.“
    „Waren diese Herren mit Ihnen zufrieden?“
    „Ihren Versicherungen nach glaube ich nicht, dies verneinen zu müssen.“
    „So! Aber es gehört doch ein gewisser paläontologischer Blick dazu, einem Ort anzusehen, daß er vorweltliche Pflanzen oder Tiere birgt. Die fossilen Überreste vorsündflutlicher Faunen und Floren sind uns in sehr verschiedenen Zuständen überliefert.“
    „Allerdings“, antwortete Hammer lächelnd. „Man spricht von Verkohlung, Auslaugung, Inkrustation, von Petrifizierung und endlich auch von Abformung.“
    Der Kleine trat einen Schritt zurück, betrachtete den Riesen erstaunt und sagte: „Señor, Sie sprechen da wie ein Professor der Paläontologie! Das ist meine Lieblingswissenschaft. Ich beabsichtige, ein größeres Werk über diejenigen Tiere zu schreiben, welche man bis in die Silurzeit zurückdatieren muß.“
    „Es hat schon vorher eine ungeheure Menge von Tieren existiert, denn aus dem Silur allein sind uns wohl zehntausend Arten bekannt.“
    „Zehntau – – –!“ Dem Kleinen blieb vor Erstaunen das Wort im Mund stecken; dann fuhr er fort – – – „send Arten! Das wissen Sie? Welche Arten sind das?“
    „Cölenteraten, Stachelhäuter, Würmer, Gliedertiere, Mollusken und in den oberen Schichten sogar Wirbeltiere, z.B. Haifische. Die Landbewohner aber treten erst im Devon auf. Insekten und Reptilien treffen wir in der Steinkohlen- und Diasperiode, im Trias, Jura und in der

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