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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Perillo der Täter nicht gewesen sein könne, da er imstande sei, seine Unschuld durch ein unanfechtbares Alibi zu beweisen.
    Die Herren sprachen noch einige Zeit über diese Angelegenheit. Sie wurden dabei von dem Licht, welches ein Peon hielt, hell beleuchtet und bemerkten nicht, daß sie mehrere, wenn auch nicht Ohren-, so doch Augenzeugen hatten.
    Als der Polizist vorhin in die Straße, in welcher die Quinta stand, eingebogen war, hatte er dieselbe nicht allein betreten, sondern es waren ihm zwei Männer gefolgt, so heimlich und so leise, daß ihm ihre Gegenwart entging. Jetzt standen sie drüben auf der anderen Seite der Straße. Es war dunkler Abend; aber selbst wenn es heller gewesen wäre, hätte man sie schwerlich sehen können, da sie sich dicht an das Gebüsch des Oleanderzaunes schmiegten. Bei mehr Beleuchtung hätte ein Lauscher bemerken können, daß von diesen beiden Männern der eine älter als der andere war. Der jüngere aber war – Antonio Perillo, der heute leichtverwundete Espada.
    „Dachte es mir, daß dieser Vigilante zum Bankier gehen würde“, flüsterte er seinem Begleiter zu. „Wir haben also nicht umsonst vor seiner Wohnung gelauert. Möchte wissen, was er zu sagen hat.“
    „Das weiß ich sehr genau“, antwortete der andere ebenso leise. „Er wird ihm sagen, daß du gestern um die betreffende Zeit bei mir gewesen bist.“
    „Und wenn man es nicht glaubt und die Untersuchung einleitet?“
    „So werde ich es schon einzurichten wissen, daß man meinen Aussagen Glauben beimessen wird.“
    „Nun, ich wünsche, daß es gelinge, vorläufig glaube ich nicht daran. Bist du denn plötzlich fromm geworden, obgleich es auch dir an den werten Kragen gehen kann? Es war eine Dummheit von euch, die Sache in dieser Weise abmachen zu wollen. Der Kleine war gestern doch nicht zum letztenmal auf der Straße, und dann hätte ein stiller Messerstich viel leichter und besser gewirkt als eure unsinnige Schießerei. Ich bin – Tempestad – Donnerwetter!“ unterbrach er sich. „Wer ist denn der Kerl?“
    „Welcher?“
    „Der Riese, welcher neben dem Bankier steht.“
    Der Schein des Lichtes war soeben hell auf Hammers Gesicht gefallen.
    „Den kennst du nicht?“ fragte Antonio Perillo. „Ah, ich vergaß, daß du heute nicht mit beim Stiergefecht warst. Das ist der Vater Jaguar, der Halunke, der uns alle so blamiert hat. El diábolo se le lleve – der Teufel hole ihn!“
    „Der – Va – ter – Ja – gu – ar?“ fragte der ältere, indem er die einzelnen Silben weit auseinanderdehnte. „Der also ist der Vater Jaguar! Der!“
    „So kennst du ihn?“
    „Und ob ich ihn kenne! Also so lange Jahre habe ich mich gesehnt, den Vater Jaguar zu sehen, und der Zufall oder vielmehr mein gutes Glück hat mir diesen Wunsch stets versagt. Und nun ich ihn sehe, glücklicherweise ohne daß der mich sieht, muß ich erfahren, daß es dieser – dieser – dieser ist! Welch eine Neuigkeit! Welch eine Erfahrung, die ich da mache!“
    Er flüsterte diese Worte abgebrochen, lang gedehnt und doch wie abwesend. Antonio Perillo konnte sich dieses Verhalten seines Gefährten nicht erklären; darum fragte er: „Was ist's denn mit dir? Wie redest du? Wer ist er denn?“
    „Wer er ist, das will ich dir sagen; du kennst ja die Geschichte. Dieser Mann wurde bei den nordamerikanischen Indianern Metana Mu (‚Die blitzende Hand‘) genannt.“
    „Dieses Wort verstehe ich nicht.“
    „Die englisch sprechenden Jäger nannten ihn Lightning-hand.“
    „Auch Englisch verstehe ich nicht.“
    „So sollst du hören, daß er bei den spanisch redenden Mexikanern El Mano relampagueando hieß.“
    „Wie? Was? Ist das möglich?“ fragte Perillo betroffen. „So ist es also der Bruder jenes – jenes – den du damals – – –“
    „Ja, ja, jenes – jenes – den ich damals – – –! Dieser Lightning-hand befindet sich schon so lange hier unter dem Namen des Vaters Jaguar! Er ist also gleich darauf nach Argentinien gekommen. Er hat meine Fährte entdeckt und ist mir gefolgt, um den Tod seines Bruders zu rächen, hat mich aber nie getroffen, ebenso aus Zufall, wie ich ihn auch nie gesehen habe.“
    „So ist es; ja, so ist es; anders kann es nicht sein. Nimm dich in acht!“
    „Das werde ich. Nun ich die große Gefahr kenne, in welcher ich solange geschwebt habe, ohne es zu ahnen, werde ich ihr in meiner Weise begegnen. Er sucht mich und hat mich nicht gefunden; ich aber habe ihn gefunden, ohne ihn

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