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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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langsamer, vor sich gehen, als Sie sich denken. Ihren Neffen glücklich hinüberzubringen, das kann für uns nur nebensächlich sein, da wir andere Aufgaben zu lösen haben, die sich nicht aufschieben lassen. Eine Abteilung von uns wird im Gran Chaco bleiben, um dort Tee zu sammeln.“
    „Im Gran Chaco?“ fragte da der kleine Gelehrte. „Gibt es dort nicht auch Versteinerungen, Señor Hammer?“
    „Erst recht! Mehr als anderswo! In der Pampa hat man schon überall gesucht, im Chaco aber nicht, weil sich wegen der dortigen Indianer kein Forscher hintraute.“
    „So ist der Boden dort noch jungfräulich in dieser Beziehung?“
    „Ja. Ich weiß Orte, an denen man nur nachzugraben braucht, um ausgezeichnete Funde zu machen.“
    „Hurra! Da lasse ich Pampa Pampa sein und gehe mit nach dem Gran Chaco! Einen solchen Vorteil, lateinisch Fructus und auch Commodum genannt, darf ich mir unmöglich entgehen lassen!“
    „Nicht so rasch, mein Lieber! Von Buenos Aires bis in den wilden Chaco kommt man nicht so leicht wie von Jüterbogk nach Berlin. Und dort gibt's auch keine deutschen Männergesangvereine. Sie könnten leicht mit Ihrem schönen ersten Baß den Todesgesang anstimmen müssen.“
    „Wenn auch! Geben mir die Indianer die Noten dazu, so singe ich ihn vom Blatt, prima vista, wie wir Deutschen sagen, wenn wir etwas gelernt haben. Sie nehmen mich doch hoffentlich mit?“
    „Hoffentlich?“ brummte der Vater Jaguar, indem er ein bedenkliches Gesicht machte. „Hm! Sie sprechen doch wohl nur im Scherz?“
    „Es ist mein völliger Ernst, asseverare oder serio, wie der Lateiner sich ausdrücken würde.“
    „Bitte, lieber Señor Morgenstern, gehen Sie in sich, und fragen Sie sich, ob Sie der Mann zu einem so gewagten Unternehmen sind!“
    „Für ein Mastodon oder ein Glyptodon wage ich alles, selbst mein Leben. Sie werden doch einem Landsmann aus Jüterbogk seine Bitte nicht abschlagen!“
    „Vom Abschlagen kann jetzt noch keine Rede sein, da ich Señor Salido noch nicht zugesagt habe. Es ist noch nicht genau bestimmt, wann wir abreisen, und bis dahin kann sich vieles ändern.“
    Es war ihm ganz und gar nicht übelzunehmen, daß er auf seinem gefährlichen Ritt nur zuverlässige Leute bei sich haben wollte. Man sah es ihm an, daß ihm der Antrag nicht angenehm war. Darum brachte der Wirt das Gespräch auf ein anderes Thema, infolgedessen sich das Gesicht des Vater Jaguar schnell wieder aufheiterte. Er glaubte, dem kleinen, roten Gelehrten entgangen zu sein, hatte aber wohl noch nicht erfahren, mit welcher Beharrlichkeit solche Herren an einem einmal gefaßten Gedanken festhalten.
    Die Gäste blieben bis nach dem eingenommenen Abendmahl. Als sie sich dann verabschiedeten, war der Wirt so zartfühlend, seinen Wunsch nicht zur Sprache zu bringen. Er wußte, daß der Vater Jaguar wiederkommen werde, um seine Anweisung zu präsentieren, und dann konnte über die Angelegenheit ja nochmals gesprochen werden. Doktor Morgenstern aber war weniger skrupellos; er nahm Hammer beim Arm und fragte in bestimmtem Ton: „Also, Señor, wieviel Pferde soll ich mir kaufen?“
    „Pferde? Wozu?“
    „Nun, zu unserer Reise! Ich muß doch Pferde haben und Hacken und Schaufeln und sonstige Werkzeuge.“
    „Weiter nichts?“ fragte der Vater Jaguar in beinahe zornigem Ton.
    „Was sonst noch?“
    „Einen Eisenbahngüterzug. Oder meinen Sie, wenn Sie den Riesenelefanten ausgegraben haben, laufe er allein nach Jüterbogk, um dort Mitglied Ihrer ‚Deutschen Lyra‘ zu werden?“
    „Mein Himmel! Verstehen Sie es aber, einen anzublitzen und anzudonnern!“ rief der Kleine, indem er erschrocken zurückfuhr. „Wir wollen doch in Ruhe und Freundlichkeit verhandeln, Señor. Ich werde Ihnen gar nicht zur Last fallen. Ich bin nicht allein; ich nehme einen Diener mit.“
    „Ah! Was für einen?“
    „Einen guten Germanen. Er heißt Fritz Kiesewetter und ist aus Stralau am Rummelsburger See.“
    „So! Das soll ein Trost für mich sein. Lassen Sie Ihren Rummelsburger nur getrost dort, wo er ist. Da befindet er sich jedenfalls besser als im Gran Chaco, wo es keinen Stralauer Fischzug mit Eisbein und Weißbier gibt.“
    Bei diesen Worten ging Hammer zur Tür hinaus und ließ den Kleinen stehen. Seine Gefährten folgten ihm, und der Bankier begleitete sie bis an den Ausgang. Eben als sie im Begriff standen, sich dort zu verabschieden, kam der Kriminalbeamte, welcher den gestrigen Fall zu untersuchen hatte, und meldete, daß der Espada Antonio

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