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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu suchen. Er wird mir nicht entkommen.“
    „Du willst ihn – – –?“
    „Ja.“
    „Gerade wie seinen Bruder?“
    „Gerade so! Oder meinst du etwa, daß ich ihn leben lassen soll, um ihm in die Hände zu laufen? Übrigens was tut er hier bei diesem Bankier Salido, bei dem der kleine Rote wohnt, der sich wie ein Gaucho kleidet, ohne einer zu sein?“
    „Das ist allerdings ein Umstand, welcher auch mir auffällt.“
    „Sollten beide befreundet sein? Dieser Zwerg und dieser Riese? Sie müssen beide verschwinden. Willst du mir helfen?“
    „Frage nicht erst! Es versteht sich ganz von selbst, daß meine Hand, mein Messer und meine Kugel dir gehören. Wir sind verwandt und haben gleiche Interessen.“
    „So müssen wir zunächst erfahren, wo dieser Vater Jaguar wohnt. Horch!“
    Der Gerichtsbeamte entfernte sich zuerst. Er wiederholte zu Perillos Freude mit lauter Stimme, daß dieser unschuldig sei. Dann ging, nachdem er mit dem Bankier noch einige höfliche Worte gewechselt hatte, auch der Vater Jaguar mit seinen drei Gefährten.
    „Jetzt ihm nach!“ flüsterte der Kamerad Perillos. „Wir müssen unbedingt erfahren, wo er sich aufhält. Lassen wir ihn also ja nicht aus den Augen.“

VIERTES KAPITEL
    Eine neue Bekanntschaft
    Es war ungefähr vierzehn Tage später, als ein aus Rozario kommender Dampfer an der Landestelle von Santa Fé anlegte. Die Gehbretter wurden ausgeworfen, und die Passagiere beeilten sich, an das Land zu kommen. Am Ufer gingen mehrere Offiziere auf und ab, denen bei der Leblosigkeit der innern Stadt die Landung der Fremden ein willkommenes Schauspiel bot.
    Die letzten beiden an das Land Gehenden waren zwei kleine Gestalten, als Gauchos ganz in Rot gekleidet, und zwar so ähnlich, daß man sie in Beziehung auf ihre Anzüge sehr leicht hätte verwechseln können. Sie trugen beide auch genau dieselben Waffen, nämlich jeder ein Gewehr, zwei Revolver, deren Griffe aus dem Gürtel blickten, und ein Messer. Als die Offiziere diese beiden Männer erblickten, schienen sie sehr überrascht zu sein. Einer von ihnen, ein Kapitän, sagte zu den anderen: „Was ist das? Da kommt Coronel (Oberst) Glotino, und zwar verkleidet! Will er unerkannt bleiben, oder machen wir ihm die Honneurs?“
    „Warten wir ab, ob er uns beachtet“, meinte ein Oberleutnant. Die beiden Roten kamen langsam näher, und zwar gerade auf die Offiziere zu. Diese schlugen also die Füße sporenklirrend zusammen und erhoben die Hände zum Salut.
    „Buenos mañanas – guten Morgen!“ dankte der kleine Gelehrte, denn dieser war es, indem er Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand an die Hutkrempe legte. Sein Begleiter, Fritz Kiesewetter aus Stralau, tat dasselbe. „Schönes Wetter heute, Señores. Nicht?“
    „Allerdings, mein Oberst“, antwortete der Kapitän. „Euer Gnaden haben eine gute Fahrt gehabt? Werden der Herr Oberst heute hierbleiben?“
    „Vielleicht.“
    „Befehlen Euer Gnaden die Dienstwohnung?“
    „Ich befehle nichts.“
    „Ich verstehe“, nickte der Kapitän verständnisinnig. „Aber die Wohnung steht trotzdem zur augenblicklichen Verfügung.“
    „Schön! Ich nehme sie gern an.“
    „Erlauben der Herr Oberst, Sie zu begleiten?“
    „Ich erlaube es gern, bin aber nicht Oberst.“
    „Zu Befehl! Wir begreifen! Diplomatische Sendung oder vielleicht auch gar private militärische Inspektion. Welchen Charakter dürfen wir Euer Gnaden erteilen?“
    „Sie meinen, welchen Namen? Ich bin Zoologe und heiße Doktor Morgenstern aus Jüterbogk.“
    „Ganz recht! Je fremder und unaussprechlicher die Namen, desto tiefer und undurchdringlicher ist das Inkognito. Und dieser Señor neben Euer Gnaden?“
    „Ist Fritz Kiesewetter, mein Diener, aus Stralau am Rummelsburger See.“
    „Das ist noch unaussprechlicher, also noch undurchdringlicher. Gestatten Euer Gnaden, nach dem Cuartel!“
    Die Gruppe setzte sich in Schritt, voran der Gelehrte, zu seiner Linken, respektvoll einen Schritt zurück, der Kapitän, hinter ihnen Fritz Kiesewetter mit den anderen Offizieren zu beiden Seiten.
    Das Cuartel von Santa Fé war ein noch aus der alten spanischen Zeit stammendes, mehrstöckiges Gebäude mit Turm. Die Fenster und selbst die Balkone waren mit starken Eisengittern versehen. Vor der Fassade dieses Gebäudes standen einige Kanonen; Soldaten standen oder saßen vor den Türen, und zahlreiche Arrestanten schauten durch die vergitterten Fenster.
    „Sapperlot!“ meinte der Gelehrte in deutscher Sprache zu seinem

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