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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Werkzeugen auf, hob es auf die Achsel und schritt der Tür zu. Man hätte dem kleinen Kerlchen gar nicht zugetraut, daß es ihm gelingen werde, das schwere Paket mit solcher Leichtigkeit zu bewältigen. Seine drohende Haltung imponierte den Soldaten; sie wichen vor ihm zurück und ließen ihn zur Tür hinaus. Da aber herrschte sie der Kapitän an: „Nennt ihr das Hinauswerfen, ihr Halunken? Sofort ihm nach, sonst setzt es Arrest!“
    Sie gehorchten diesem Befehl; der Kapitän aber wandte sich an den Gelehrten: „Sie sehen, Señor, wie weit man kommt, wenn man einem Offizier nicht diejenige Höflichkeit erweist, welche er unbedingt zu fordern hat. Was werden Sie tun, wenn ich Sie einsperren lasse?“
    „Mich mit Hilfe des Vertreters meines Monarchen an Ihren Präsidenten wenden“, antwortete Morgenstern ruhig. „Dann würden Sie ebenso eingesperrt, um zu erfahren, wie weit man kommt, wenn man einem deutschen Untertan diejenige Rücksicht versagt, welche er unbedingt zu fordern hat.“
    „Ich finde, daß Sie sehr hochtrabend sprechen.“
    „Ich spreche stets so, wie die Umstände es erfordern.“
    „Dann sollten Sie weniger zuversichtlich sein. Die Lage, in welcher Sie sich gegenwärtig befinden, ist keineswegs eine ehrenvolle.“
    „Die Ihrige noch weniger. Wer einen Señor, den er einsperren will, vorher Oberst genannt und Euer Gnaden tituliert hat, muß befürchten, schwer blamiert zu werden. Ich hoffe, wir sind miteinander fertig. Die Bücher, welche hier liegen, werde ich durch einen Boten holen lassen. Leben Sie wohl, Señor.“
    Er wendete sich nach der Tür und ging, ohne daß der Kapitän Miene machte, ihn zurückzuhalten, hinaus. Als er die Treppe hinabstieg, hörte er auf dem Hof einen Lärm, und als er diesen erreichte, sah er einen dichten Knäuel von Soldaten, in welchem Fritze steckte. Sie hatten die Fäuste erhoben und wollten ihn schlagen, wagten dies aber nicht, da er den Revolver gezogen hatte und drohte, auf jeden zu schießen, der es wagen würde, sich an ihm zu vergreifen. So räsonierten sie nur und schoben hinter ihm her, auf welche Weise sie ihn im Trab bis vor das Tor brachten, wo er stolperte und mit seinem Bündel niederfiel. Da packten sie ihn, rissen ihm den Revolver aus der Hand und gaben ihm ihre Fäuste zu fühlen. Er wehrte sich mit Händen und Füßen gegen sie und schlug und stieß wacker um sich, bis Morgenstern kam und einige von ihnen mit dem Kolben seines Gewehres zurückstieß.
    „Zurück, ihr Halunken!“ gebot er. „Habt ihr vergessen, daß ich Offizier bin! Euer Kapitän ist verrückt geworden, daß er es wagt, euch auf den Begleiter eines Coronel zu hetzen. Lauft schnell zum Medico militar (Militärarzt)! Ich befehle ihm, den Kapitän sofort zu untersuchen und in Behandlung zu nehmen.“
    Diese List wirkte sofort. Sie zogen sich verblüfft zurück, und einige von ihnen liefen wirklich fort, um nach dem Arzt zu suchen. Fritze sprang auf, teilte schnell noch einige kräftige Rippenstöße aus, nahm dann sein Bündel wieder auf die Achsel und folgte dem Doktor, welcher sich mit ziemlich raschen Schritten entfernte. Er ging wieder nach der Stadt zurück und tat dies so eilig, um möglichst schnell aus der Nähe der Soldaten zu kommen. Als Fritze ihn eingeholt hatte, schimpfte er: „So 'ne Rotte Korah ist mich auch noch nicht vorjekommen! Dat will Soldat sind? Schönes Heldentum! Dreißig gejen einen einzigen, der noch dazu den Pack tragen muß! Sie wollten mir verhauen!“
    „Haben sie dir wehe getan?“ fragte sein Herr besorgt.
    „Dat weiß ick nicht. Ick muß es erst untersuchen. Fühlen tu ick jetzt noch nichts. Hoffentlich kommt das Zartjefühl nicht noch hinterher. Es ist also doch so jekommen, wie ick sagte: Jehen wir herein, heraus kommen wir allemal wieder; ist es nicht jegangen, so ist es jeschmissen. Und herausjeschmissen haben sie mir, dat kann ick ihnen schwarz auf weiß bestätigen.“
    „Gott sei Dank, daß es nicht noch schlimmer geworden ist! Es war wirklich leichtsinnig von uns, in eine solche Gefahr, lateinisch Dimicatio, sich zu begeben. Was tun wir nun? Was schlägst du vor?“
    „Wir jehen in ein Hotel.“
    „Gibt es hier Hotels?“
    „Höchstwahrscheinlich; aber sie werden auch danach sein, so, was Sie antediluvianisch zu nennen pflegen. Vielleicht jraben wir eins aus.“
    Sie gingen suchend durch einige Straßen und kamen an ein Haus, über dessen Tür auf einem Schild zu lesen war: ‚Posada por pasajeros, Gasthaus für Fremde‘. Diese

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