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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beide Zähne ausziehen, als mich an diesen beiden Namen vergreifen, welche mit Mor – Mor – und Kies – Kies – anfangen und sodann mit Silben enden, welche mir höchst unbegreiflich sind.“
    Morgenstern nannte seinen und Fritzens Namen und wurde mit diesem nach dem Rancho geführt, welchen der Leutnant bewohnte. Der letztere hatte schon einige Male nach ihnen ausgeschaut, da der Peon sein Versprechen wirklich gehalten und sie angemeldet hatte.
    Die Soldaten besaßen Pferde und Rinder, welche sie am Tage im Freien weiden ließen und abends in das Innere des Forts trieben. Die Rinder gehörten mit zur Verproviantierung des Ortes. Fleisch gab es so genug. Es wurde den Gästen so viel vorgelegt, daß diese es gar nicht zu bewältigen vermochten.
    Im Lauf der Unterhaltung bemerkte der Offizier gar bald, wes Geistes Kinder er vor sich hatte. Ein Mensch, der in die Pampas oder gar in den Gran Chaco ritt, um Knochen auszugraben, mußte seiner Ansicht nach wenn nicht ganz, so doch wenigstens halb wahnsinnig sein. Er sah ein, daß gegen diese Idee nichts zu machen sei; aber in Beziehung auf die Ausführung derselben wollte er denn doch einige Bemerkungen machen, welche er für notwendig hielt. Er sah, in welch unvollkommener Weise diese drei Männer ihre Vorbereitungen zu einer so beschwerlichen und gefährlichen Reise getroffen hatten, und fragte deshalb in wirklich neugierigem Ton Morgenstern: „Sie verweilen jedenfalls einige Zeit hier, um Gefährten oder Diener zu erwarten, welche noch zu Ihnen stoßen werden, Señor?“
    „Nein. Ich habe nur einen Gefährten; das ist Señor Parmesan, und auch nur einen Diener; das ist Fritze Kiesewetter, den Sie hier vor sich sehen.“
    Parmesan hielt sich nämlich nicht beim Leutnant, sondern bei dessen Soldaten auf.
    „Wie?“ meinte der Offizier verwundert. „So kommt niemand, der Ihnen diejenigen Gegenstände nachbringt, die Ihnen im Gran Chaco unentbehrlich sind?“
    „Niemand. Was ich brauche, das habe ich bereits.“
    „Sie irren, Señor. Wovon wollen Sie dann leben? Haben Sie Mehl?“
    „Nein.“
    „Dürrfleisch, Fett und Speck?“
    „Nein.“
    „Kaffee und Tee? Kakao und Tabak?“
    „Nein.“
    „Pulver, Zündhölzer und alle diejenigen Kleinigkeiten, welche ein gebildeter Mann nicht entbehren kann? Kleider, Schuhzeug, Scheren und anderes Handwerkszeug?“
    „Meine Kleider habe ich an. Pulver habe ich einen ganzen Lederbeutel voll.“
    „Das ist nicht genug. Und das andere alles fehlt Ihnen auch. Was wollen Sie trinken und essen? Haben Sie Geschirr zum Kochen?“
    „Das brauche ich nicht, da ich nicht kochen werde. Trinken werde ich Wasser, und essen werde ich Fleisch.“
    „Aber das finden Sie nicht überall.“
    „O doch. Wasser gibt's an allen Orten, und Fleisch werde ich mir schießen.“
    „Sind Sie ein guter Schütze?“
    „Fritze schießt ausgezeichnet.“
    „So will ich Ihnen sagen, daß es Wasser nicht überall gibt. Jenseits des Rio Salado kommen Sie in Montes impenetrables sin agua, in die undurchdringlichen und wasserlosen Waldungen. Da können Sie wochenlang dürsten, ohne einen Schluck Wasser zu finden. Und Fleisch? Wenn Sie kein guter Jäger sind, müssen Sie verhungern.“
    „Schwerlich! Ich habe gelesen, daß Hunderte von Trappern und Fallenstellern in Nordamerika von dem Fleisch wilder Tiere leben. Hunger, was der Lateiner Farnes nennt, werden wir nicht leiden.“
    „Südamerika ist nicht Nordamerika. Dann die Indianer!“
    „Die werden mir nichts tun, weil ich ihnen nichts tue.“
    „Sie irren. Wir müssen ihnen zu bestimmten Zeiten einen Tribut – wir nennen es freilich Geschenk – an Pferden, Rindern und Schafen geben, damit sie unsere Herden nicht lichten und uns unsere Tiere nicht stehlen. Dennoch kommen sie häufig über die Grenze und treiben uns das Vieh zu Hunderten von Stücken weg. Dabei nehmen sie auch Menschen gefangen und schaffen sie nach dem Chaco, um sie nur gegen Geld freizugeben. Sie kommen dann ganz offen in unsere Städte und zu unseren Behörden, um das Lösegeld zu fordern.“
    „So gebt es ihnen nicht, sondern bestraft sie!“
    „Das geht nicht, Señor. Würden wir einen solchen Boten von ihnen züchtigen, so wären die weißen Gefangenen, um welche es sich handelt, verloren. Wie nun, wenn Sie auch von ihnen festgenommen werden?“
    „Mich bekommen sie nicht. Ich bin außerordentlich schlau und vorsichtig, das der Lateiner astutus und catus oder prudens nennt.“
    „Mag sein. Ich will das nicht

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