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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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untersuchen. Aber Ihre Kleidung! Wie lange wird sie bleiben, wie sie ist? In der Wildnis geht sie bald in Stücke.“
    „Ich nehme sie in acht.“
    „Und die Stiefel. Sie haben ja Gauchostiefel ohne Sohlen an. Meinen Sie, daß Ihre Füße über die Dornen und Stacheln des Gran Chaco auch kommen werden?“
    „Ich reite ja!“
    „Ihr Pferd kann krepieren!“
    „So haben wir Reservepferde. O, ich habe an alles gedacht. Übrigens sind wir nicht ganz allein auf uns angewiesen. Wir werden Freunde finden.“
    „Wer ist das?“
    „Die Truppe des Vaters Jaguar.“
    „Ah! Kennen Sie diesen?“
    „Ja. Wir haben uns in Buenos Aires getroffen. Er ist vorangeritten, und wir werden ihn einholen.“
    „Wenn das der Fall ist, so werden Sie sich allerdings in sehr guten Händen befinden. Er war hier; er wollte nach der Laguna Porongos, um dort zwei Tage zu bleiben.“
    „Dann treffen wir ihn gewiß, denn wenn wir morgen zeitig aufbrechen, kommen wir gegen Abend bei der Laguna an.“
    „Weiß er denn, daß Sie vorweltliche Tiere ausgraben wollen?“
    „Ja. Er hat mir versichert, daß im Chaco welche zu finden sind.“
    „Und hat Sie aufgefordert, dorthin ihm nachzukommen?“ fragte der Offizier ungläubig.
    „Das nicht. Ich bat ihn, mich mitzunehmen; er aber verweigerte es mir.“
    „Das konnte ich mir denken. Er hat anderes zu tun, als mit Ihnen nach alten Knochen zu suchen. Und so sind Sie ihm also heimlich gefolgt, ohne daß er es weiß?“
    „Ja, heimlich, was der Lateiner clanculum oder clandestinus, auch furtinus und latito nennt.“
    „Ich befürchte, Sie sind des Lateinischen sicherer, als einer freundlichen Aufnahme von Seiten dieses berühmten Mannes. Kehren Sie um! Graben Sie auf der Pampa nach alten Resten! Das ist nicht so gefährlich wie eine Reise durch den Chaco, wo hinter jedem Baum ein Jaguar oder Indianer lauern kann!“
    „Daß ich mich vor den Indianern nicht fürchte, habe ich Ihnen bereits gesagt, und sollte mir ein Jaguar begegnen, so würde ich mich nur darüber freuen.“
    „Freuen? Warum? Eine solche Begegnung kommt nicht jedermann erfreulich vor.“
    „Aber mir als Geopsychologen würde es außerordentlich lieb sein, einmal einem solchen Tier zu begegnen. Ich möchte nämlich gern ein schönes Experiment mit demselben probieren. Ich habe ein sehr probates Mittel entdeckt, jedes wilde Tier, also auch jeden Jaguar, sofort in die Flucht zu schlagen.“
    „Ein solches Mittel gibt es nicht.“
    „O doch, Señor.“
    „Dann möchte ich es kennenlernen!“
    „Nun, es ist zwar noch Geheimnis, aber da Sie uns so freundlich aufgenommen haben, will ich es Ihnen mitteilen. Werden Sie von einem wilden Tiere angefallen, so hängen Sie sich an den Schwanz desselben, bei den Lateinern Cauda genannt. Selbst die blutdürstigste Bestie wird auf der Stelle die Flucht ergreifen.“
    Der Leutnant öffnete den Mund, brachte aber keine Silbe hervor, sondern sah dem Sprecher wortlos in das Gesicht.
    „Sie staunen?“ fragte dieser lächelnd. „Nicht wahr, das hatten Sie nicht erwartet?“
    „Nein, wahrhaftig nicht!“ antwortete der Offizier, indem er in ein lautes Gelächter ausbrach.
    „Lachen Sie nicht, es ist wahr.“
    „Einen Jaguar beim Schwanz fassen! Welch ein Gedanke!“
    „Ein sehr pfiffiger, ein sehr schlauer Gedanke! Und doch so einfach, daß man bei demselben an das Ei des Kolumbus erinnert wird. Wenn ich ein Tier hinten habe, kann es mich doch nicht vorn beißen.“
    „Aber der Jaguar wird sich blitzschnell herumdrehen und Sie zerfleischen!“
    „Fällt ihm ganz und gar nicht ein. Er wird vor Angst brüllen und schleunigst ausreißen. Ich weiß es sehr genau.“
    „Das ist ein geradezu wahnsinniger Gedanke! Unterlassen Sie es um Gottes willen, diesen Versuch zu machen! Er würde Ihnen das Leben kosten.“
    „Nein, nein! Ich bin meiner Sache sicher und weiß, daß so eine Bestie viel ungefährlicher ist, als mancher Mensch, zum Beispiel dieser Kapitän in Santa Fé, welcher uns einsperren oder unters Militär stecken lassen wollte.“
    Der Leutnant horchte auf und fragte: „Ein Kapitän in Santa Fé? Wann war das?“
    „Gestern.“
    „Zu dieser Zeit gibt es dort nur einen Kapitän, nämlich den Kapitän Pellejo. Der hat Sie einsperren lassen wollen?“
    „Allerdings.“
    „Weshalb?“
    „Eines Mißverständnisses wegen, an welchem wir nicht die mindeste Schuld gehabt haben. Soll ich es Ihnen vielleicht erzählen?“
    „Ich bitte Sie sehr darum!“ antwortete der Gefragte, indem

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