36 - Die Omen von Kregen
sie zu!«
»Ausgezeichnet!«
»Die Dinge scheinen ziemlich gut zu stehen«, bemerkte Delia, »auch wenn ich Berichte höre, daß unsere Ausfälle zunehmen.«
Auf diese letzte Bemerkung brauchte ich nicht zu antworten. Delia, das wußte ich, teilte meinen Abscheu vor dem Krieg und seinen Folgen. Hier aber mußten wir kämpfen, und wenn es nicht anders möglich war, dann kämpften wir so rücksichtslos und gut, wie wir konnten. ›Ausfälle‹ – das Wort allein klingt unangenehm.
Der Wind veränderte böig die Richtung und trug wechselnde Kampflaute an unsere Ohren. Unsere Flug-Segler waren herbeigekreuzt und begannen bei der Auseinandersetzung eine wichtige Rolle zu spielen; im Augenblick bemühten sie sich, in Position zu bleiben. Einer oder zwei waren von nach oben gerichteten Varters zum Absturz gebracht worden.
Targon der Tapster lenkte seine Zorca herbei; offensichtlich hatten die Kameraden ihn geschickt.
»Targon?« fragte ich.
Ich wußte aber schon, was er wollte.
Er schlug einen förmlichen Ton an, da die anderen ihn hören konnten: »Jis, man hat mir den Auftrag anvertraut, dich zu bitten, uns ...« Dann ging es aber nicht mehr, und es entfuhr ihm: »Laß uns loslegen, bei Vox und seiner gerüsteten Streitmacht!«
»Dazu ist später noch Zeit.«
Er schaute mich aufmüpfig an, wußte aber, wie ich dachte.
»Dann laß es recht bald Zeit werden. Sonst wird sich die Phalanx nach dem Kampf unausstehlich gebärden ...«
Die alte Rivalität! »Sie schlägt sich gut. Das gleiche wird für euch gelten. Du mußt die Jungs nur im Griff behalten, bis sie das Kommando bekommen!«
»Quidang!«
Er trabte zu seinen Kameraden zurück, die erwartungsvoll zusammenstanden; Ordonnanzen hielten die Zorcas in einiger Entfernung ruhig. Ich wußte, was in den jungen Männern vorging, o ja! Aber wenn ich sie im falschen Moment in die Schlacht schickte, würden sie darunter leiden müssen.
Eigentlich sollte ich mit ihnen reiten; aber darauf mußte ich verzichten, denn dabei wäre mir Delia nicht von der Seite gewichen.
»Ich glaube«, sagte Delia und füllte damit das Schweigen, das zwischen uns eingetreten war, »ich glaube, das Mädchen, das uns da eben aus dem Sattel des Flutduin Meldung machte, war Trudi ti Valkanium, eine Verwandte Vangars, was du vermutlich nicht weißt, obwohl du der Strom von Valka bist.«
»Ich wußte es«, sagte ich ruhig.
»Sie hat sich lieber zu den Flugkämpfern gemeldet als zu den Flugbooten. Vangar konnte das gar nicht verstehen.«
»Er wird bald Farris' Posten übernehmen, das Kommando über den Vallianischen Luftdienst. Farris aber ...«
»Ich weiß. Aber er wird uns keinen Bewegungsspielraum lassen, obwohl ich es ihm angedeutet habe.«
Welch ein elendes Leben, wenn einem nichts anderes bleibt, als alt zu werden und zu sterben!
Solche Äußerungen und Gedanken entstanden natürlich vor allem angesichts der schlimmen Szenen, die sich auf dem Schlachtfeld entwickelten und die uns immer wieder zu schaffen machten.
Die rollenden Attacken der beiden Phalanxen, die wir heute einsetzen konnten, wirkten wie Rammstöße gegen weiche Felsen. Auf ganzer Breite der Front stießen feindliche Armeen aufeinander. Unsere schwere Infanterie, die Churgurs, griff in disziplinierter Gruppe an und schleuderte die Spieße. Diese massigen Stuxes zerschmetterten Schilde und rissen sie aus den Händen der Feinde. Anschließend nahmen die Fußsoldaten ihre Schilde nach vorn, zogen die Drexer und rückten mit der Waffe in der Hand gegen ihre Feinde vor.
Drak hatte aus dem Südwesten die Erste Phalanx und die Fünfte Kerchuri der Dritten Phalanx mitgebracht. Jede Phalanx war in zwei Flügel, Kerchuri genannt, unterteilt. Jede Kerchuri bestand aus sechs Jodhris, deren jede aus sechs Relianches. Die Sechste Kerchuri der Dritten Phalanx hatte sich mit ihrer anderer Hälfte, die aus Turkos Neunter Armee kam, vereinigt. Hoch oben im Nordosten, befehligt von Drak, marschierte die zweite Phalanx uns entgegen. Seg hatte die Vierte Phalanx bei sich. Was die Fünfte anging, so war deren Neunte Kerchuri noch in Vondium stationiert – eine durchaus angebrachte Vorsichtsmaßnahme –, während die Zehnte bei Drak war.
Sie können sich also ausrechnen, daß Kapt Erndor, der wie ein Hammer zu unserem Amboß wirken sollte, keine Phalanx bei sich hatte.
Unsere Erste und Dritte Phalanx waren – so wurde von vielen behauptet, von vielen aber auch vehement bestritten – die beiden besten Lanzenformationen der
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