36 - Die Omen von Kregen
läßt.«
Darüber mußte er lachen, ein munterer junger Mann, den der Tod seiner Mutter in eine Welt der Freiheit entlassen hatte, deren Existenz er sich niemals hätte träumen lassen. »Für dieses Privileg würde ich eher dich bezahlen, Majister!«
Dann jagte er zu den Kommandeuren meines Gardekorps. Die verschwendeten keine Zeit. Erfahrene Kämpfer waren sie alle, erfahren im Bürgerkrieg und Aktionen gegen Sklavenhändler und Aragorn und Räuber, die über das Meer kamen; sie waren es gewöhnt, sich ihren Sieg zu holen. Im Handumdrehen setzten sie sich in Bewegung.
Es gab ein schreckliches lärmendes Durcheinander, übertönt vom unerträglichen Schreien verwundeter Männer und Tiere, überlagert von Blutgestank, begleitet von einem intensiven Staubgeschmack auf der Zunge, obwohl das Noorgras feucht war, durchdrungen vom Licht der Zwillingssonne, das sich in dem dichten Nebel nur als gespenstisches Zwielicht bemerkbar machte und alle Lichter leichenblaß erschienen ließ. Nun ja, wie ich schon sagte, kam es hier zur Schlacht von Bengarls Plage, und Männer und Frauen starben, und Kapt Erndor rückte heran und bildete den Hammer, der die Söldnerarmee des Königs von Nord-Vallia zerdrückte wie eine Frucht in der Weinpresse.
Ich möchte mich nicht daran festhalten.
Wir siegten.
Die Schlacht kostete uns einen hohen Preis. Es gab viel mehr Gefallene, als mir recht sein konnte, viel mehr, bei Zair!
Unsere Verwundetenversorgung war im Laufe der Perioden immer mehr verbessert worden, und so bewegten sich die dunklen verhüllten Karren vorsichtig zwischen den Leichen und suchten nach Überlebenden. Die Nadelstecher und Punkturfrauen hatten viel zu tun.
Unsere leichte Boden- und Luftkavallerie übernahm die Verfolgung. Man durfte nicht zögern, den Sieg eindeutig zu machen.
Die Gefangenen – und derer gab es viele – wurden unterrichtet, daß man sie einbürgern werde. Obwohl die Regel schon lange bestand, wußten viele noch nicht, daß Vallia keine Söldner mehr einstellte. Sie waren erstaunt, ein Nein zu hören, als sie ihre Dienste anboten. Sie hatten gut gekämpft und sich ihren Sold verdient. Sie hatten ihren Verträgen Ehre gemacht! Warum lehnten wir sie also ab?
Ich wußte, ich würde mir diese Politik noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wenn wir nun Paktuns aus fremden Ländern für uns hätten kämpfen lassen, gegen Sold, dann lägen sie jetzt anstelle von vallianischen Bürgern tot auf dem Schlachtfeld. Wäre das nicht ein besseres Los für Vallias Söhne und Töchter?
Wir stiegen von unseren Nikvoves, und Delia sagte zu mir: »Komm schon, du haariger Graint! Man wird sich um alles kümmern. Bengarls Plage ist ein großer Sieg. Nun komm ins Zelt und wasch dich und iß und trink.«
»Aye«, sagte ich. »Und jetzt ist Vallia wieder ganz und vollständig.«
8
Deb-Lu-Quienyin sagte: »Khe-Hi, Ling-Li und mir ist es gelungen, etwas zu erzeugen, das man eine Haube der Verschiebung nennen könnte.«
Wir saßen gemütlich in unserem Zelt und hatten Wein vor uns. Delia trug eine prächtige lavendelblaue Robe und hatte nackte Füße ohne Zehenringe. Ich hatte mich in eine weite gelbe Freizeitrobe gehüllt, die von einer scharlachroten Schärpe zusammengehalten wurde. Was Deb-Lu betraf, nun, er hatte sich in eine offensichtlich neue Robe gehüllt, ein einfaches Kleidungsstück, das aber dennoch so aussah, als habe er die Nacht in einem Heuhaufen verbracht. Wie immer hing ihm der Turban gefährlich schief über einem Ohr. Khe-Hi und Ling-Li, seine Braut, trugen eine korrekte teure Kleidung, die alles andere als protzig wirkte.
»Es war eine interessante, wenn auch schwierige Aufgabe«, sagte Khe-Hi-Bjanching und schaute seine Frau an. »Ling-Li war phantastisch!«
Deb-Lu gab ein trockenes Kichern von sich. »Bei Hlo-Hli! Diese beiden Liebesschnäbler wecken in mir noch die Frage, warum ich nie geheiratet habe!«
Mit der Gelassenheit einer Hexe aus Loh sagte Ling-Li: »Lieber Deb-Lu. Wer würde dich schon haben wollen?«
Delia ließ ihr Lachen in einem Laut enden, der mir durch und durch ging. Wir alle kannten Ling-Li – nach einem Anfang, der sehr unschön hätte enden können, paßte sie sich gut in die Gruppe. Sie und Khe-Hi genossen eine besondere Beziehung der Zauberkräfte, die beide zusammen weitaus mächtiger machte, als es jeder für sich sein konnte.
»Und diese Haube der Verschiebung?«
»Laienhaft ausgedrückt heißt das folgendes: Sollte Csitra ihr Kharma einsetzen und
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