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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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schlecht. Seltsame weiße Flecken entstellten die Baumstämme. Ranken hingen überall. Durch dieses Labyrinth schlichen auch die Raubtiere.
    Nath der Verstockte hob sein Schwert, einen Drexer. Ortyg hatte einen vallianischen Dolch. Seg trug den Langbogen nicht in der Hand, auch wenn er auf dem Rücken noch einen Köcher trug, halb gefüllt mit rosagefiederten Pfeilen. Nun ja, er hatte sich in dieser Gegend schon einmal einen Bogen selbst gebaut.
    Seg verfügte außerdem über einen Drexer. Dummerweise hatte ich mein hervorragendes Savanti-Schwert nicht bei mir. Ich hatte keine Bogen, keinen Drexer, kein Rapier, keine Main-Gauche. Was mir blieb, war mein altes Seemannsmesser, das ich in einer Scheide an der rechten Hüfte trug. Und auf dem Rücken hatte ich ein Krozair-Langschwert geschnallt, und das war nun ganz und gar nicht dumm. Nicht dumm, bei Zair!
    Der Drexer ist eine überlegene Waffe, eine gerade Hieb- und Stichklinge, entwickelt aus dem hamalischen Thraxter und dem vallianischen Clanxer, in dem Bemühen, das Savanti-Schwert nachzuahmen. Ich wünschte, ich hätte das Schwert, das ich zu Draks und Sildas Hochzeit getragen hatte.
    »Am besten marschieren wir los«, sagte Seg, »um uns eine Lichtung oder eine Siedlung zu suchen.«
    »Soweit ich weiß, umgibt uns auf Hunderte von Ulms nur Dschungel«, sagte Nath der Verstockte. »Aber kleine Dörfer könnte es geben, oder?«
    »Einige dieser Siedlungen sind gar nicht so klein. Wir müssen uns ein gutes Stück tsleetha-tsleethi bewegen.«
    »Und«, fügte Seg sehr ernst hinzu, »achtet auf Fallen.«
    Dies alles mag sich anhören, als wären wir aus einer Himmelsschlacht in einen Dschungel gestürzt und hielten das für durchaus normal. Das war aber nicht so. Es hätte aber keinen Sinn gemacht, uns über die möglichen Gefahren auszulassen. Seg und ich sorgten uns vor allem darum, was aus Milsi und Delia geworden sein mochte.
    Wir mußten mit unserer Situation fertigwerden und sie überwinden – erst dann konnten wir Näheres herausfinden.
    Wir schritten leise und behutsam aus und hörten bald von weiter vorn das Stimmengewirr von Menschen, unterlegt mit fröhlichem Klirren von Flaschen und Gläsern. Ortyg setzte sich sofort in Bewegung.
    »Wir sind gerettet, Lob sei Opaz!«
    »Moment, junger Mann!« Seg legte Ortyg eine breite Hand auf die Schulter. »Ich hab's dir doch eben gesagt, achte auf Fallen!«
    Vorsichtig linsten wir durch das Blattwerk und schauten auf eine Lichtung hinaus, in deren Mitte eine Pflanze mit rundlichem Stengel und beweglichen Tentakeln stand.
    »Eine Kabarettpflanze«, bemerkte Seg. »Die würde dich aufspießen und verschlingen wie Marmelade.«
    Respektvoll machten wir einen weiten Bogen um das Gebilde.
    Von nun an hielt sich Ortyg in Segs Nähe. Dies freute mich, auch in der Erinnerung an die Art und Weise, wie Seg seine beiden Söhne Drayseg und Valin begrüßt hatte – immerhin hatte er sie viele Perioden lang nicht gesehen. Gefühle, die dabei neu in ihm geweckt worden waren, führten offenbar dazu, daß Ortyg die Zuneigung erkannte, die sich in Seg rührte.
    Die Kabarettpflanze mit ihrer tödlichen Blüte am Ende des herumpeitschenden Stengels war nicht die einzige Gefahr. Es gab von Menschen errichtete Fallen, mit deren Hilfe wohlschmeckende Tiere des Dschungels gefangen werden sollten. Schließlich kamen wir auf einen Pfad. Je nun ...
    »Dank sei Opaz!« rief Ortyg. »Wenigstens kommen wir jetzt ein wenig leichter voran.«
    »Mein Junge«, sagte Seg, »du wirst diesen Pfad nicht benutzen, es sei denn, du möchtest in einer Grube landen und aufgespießt werden oder mit dem Kopf nach unten in der Luft hängen, oder ...«
    »O ja«, sagte ich, und Seg lachte und versetzte Ortyg einen leichten Schlag auf die Schulter. Nath der Verstockte sagte nichts, doch verzog sich sein rubinrotes Gesicht zu einem Lächeln.
    Später erzählte er uns, daß er in der Armee gewesen sei, sich dann aber aus Langeweile und weil der Krieg ohnehin zu Ende zu gehen schien, in den Luftdienst hatte versetzen lassen. Er war ein einfacher Voswod, ein Luftsoldat; aber er stand in der Ausbildung zu einer weiterführenden Karriere. Er sah im Luftdienst eine Zukunft, mit der er gar nicht gerechnet, die er schon längst verloren geglaubt hatte.
    »Tolle Dinger, diese Flugboote. Hätte mir nicht träumen lassen, den Tag zu erleben, da ich an Bord eines solchen Fliegers dienen würde.«
    Seg sagte energisch zu mir: »Du hast bewußtlos hinten auf einem Wagen gelegen.

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