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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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kein WC. Jeder weiß, wie schlimm es ist, wenn der Magen verrückt spielt, und wie gut es ist, wenn dann immer eine Toilette in der Nähe ist. Aber mit einer Magen-Darm-Infektion noch zu laufen und kein stilles Örtchen zu finden ist wirklich ätzend!
     
    Die letzten Kilometer bin ich dann alleine unterwegs .  Ich bin unendlich froh, endlich in Mansilla und der Herberge anzukommen. In Mansilla erzählt mir ein anderer Pilger, dass ihm sein Rucksack und alle Wertsachen geklaut worden seien und fragt mich nach Geld.
     
    Weil ich aber selber so gut wie pleite bin und mit meinem bisschen Kohle noch ein paar Wochen über die Runden kommen muss, kann ich ihm nur anbieten , mit meiner Telefonkarte nach Deutschland zu telefonieren. Die Pilgerherberge, in der ich auch die anderen wieder treffe, wird von Wolf geführt, der seit Jahren der Hospitelero dieser Herberge ist und ihr guter Geist zu sein scheint.
     
    Sogar mein Wanderführer erwähnt ihn und weist darauf hin, dass er bei Problemen aller Art gerne versucht zu helfen. Klar, dass Wolf mir auch weiterhelfen kann, nämlich mit Sekundenkleber, den ich einfach nirgendwo bekommen konnte. Endlich kann ich also mal meine Sohlen kleben, bevor sie mir noch ganz abfallen.
     
    Nachdem ich meine Schuhe geklebt, Wäsche gewaschen und geduscht habe, schone ich mich im gemütlichen Innenhof der Herberge für den Rest des Tages so gut es geht. Ich lerne die Österreicherinnen Brigitta und Sabina kennen, die seit Mitte April unterwegs und im österreichischen Linz gestartet sind, also noch 600 Kilometer mehr in den Füßen haben als ich.
     
    Als ich mich ihnen mit meinem Vornamen vorstelle und erwähne, dass ich vom Bodensee und aus Deutschland bin, fragen sie mich zu meiner Verwunderung sofort nach meinem Nachnamen, den ich ihnen natürlich gerne nenne. “Na endlich lernen wir Dich mal kennen”, antworten sie strahlend und lösen das Rätsel auf:
     
    D er aus Österreich kommende Jakobsweg, der auch durch die Schweiz führt, trifft irgendwann auf den Weg aus Konstanz, und die beiden haben teilweise in den selben Herbergen übernachtet, in denen ich vor ihnen war. Anfangs hatte ich noch die Angewohnheit, in den Gästebüchern der Herbergen Einträge zu hinterlassen, die ich mit meinem vollen Namen unterschrieb und dem Vermerk, dass ich am Bodensee aufgebrochen war.
     
    Auf diese Einträge waren auch Brigitta und Sabina immer wieder gestoßen und deshalb natürlich neugier ig, wer denn wohl hinter den Einträgen steckt und ob ich wohl immer noch unterwegs sein würde. Wir haben natürlich viel zu erzählen, immerhin haben wir viele Kilometer gemeinsam.
     
     
     
    Fazit des Tages: Wolf hilft wirklich!
     
     
     

Freitag, 15. August, 95. Tag:
     
     
     
Masilla de las Mulas – Leon. 20 km
     
     
     
    Auch die heutige Etappe ist nicht der Rede wert und führt größtenteils durch Industrie- und Einzugsgebiete sowie Vororte Leons, was ja schon alles sagt…! Was aber heute wirklich toll ist, ist die Tatsache, dass es immer eine Toilette gibt, wenn ich eine brauche. Toll, wie mir im Moment freie und einigermaßen saubere Toiletten, die über Toilettenpapier und eine funktionierende Spülung verfügen, eine Freude machen können! Nachdem ich die lebensgefährliche Autobahn vor Leon, die ohne Unter- oder Überführung zu passieren ist, überlebt habe, treffe ich kurz vor Leon Carmen und Monika wieder, die also auch lebend über die Autobahn gekommen sind.
     
    Zusammen erreichen wir die sehenswerte Altstadt von Leon mit ihrer umwerfenden Kathedrale. Während ich vor dem Pilgerbüro auf unsere Rucksäcke aufpasse, machen sich Carmen und Monika auf die Suche nach einer Unterkunft für uns, was bisher in keiner größeren Stadt einfach war. Sie finden eine Herberge, die sogar mitten in der Altstadt liegt, aber mit 20,-- Euro einfach zu teuer für mich ist, so dass ich mich für die etwas außerhalb gelegene Pilgerherberge entscheide, die nur 4,-- Euro kostet.
     
    In der Altstadt gibt es zwar auch eine Alternative, aber die macht schon um 21:30 Uhr dicht und wenn wir schon in Leon sind, wollen wir nicht um zehn in die Heia wie im guten alten Landschulheim, sondern mal ein bisschen länger draußen bleiben. Abends treffe ich mich mit Carmen, Monika, Theo und Marc vor der Kathedrale und ich komme mit dem aus Barcelona stammenden Pilger Victor ins Gespräch.
     
    Ich erzähle ihm , wo ich losgelaufen bin, was auch er nicht fassen kann. Etwas später holt er mich ein und die

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