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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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mit der ich ein paar Kilometer gemeinsam zurücklege. Wir haben ziemliches Glück mit dem Wetter, weil es nach etwa einer Stunde aufhört zu regnen, aber bewölkt und windig bleibt. Dieser von allen so gefürchtete Abschnitt wird also doch kein Backofen.
     
    Der starke Wind ist sogar echt angenehm und die Wolken und Farben der Landschaft sind wieder wunderschön! Aber auch hier sollte man nicht nur der Landschaft, sondern auch der Beschaffenheit des Weges Beachtung schenken, weil man sonst auf dem steinigen Weg leicht umknicken kann.
     
    W enn man dann knapp vier Stunden immer nur geradeaus läuft, muss man tatsächlich auch aufpassen, nicht bescheuert zu werden. Aber wir passen ja alle aufeinander auf und haben sogar viel Spaß unterwegs. Die erste Bar in Calzadilla de la Cueza wird sofort von uns eingenommen.  Auf die bestandene Meseta-Feuerprobe darf man dann auch heute schon mal ausnahmsweise am frühen Nachmittag anstoßen.
     
    Am späten Nachmittag erreichen wir Terradillos de los Templarios und checken in einer super Herberge ein mit einem Dreier-Zimmer für Theo, Marc und mich und einem Zimmer für die Damen. An diesem Abend esse ich wohl irgendetwas Schlechtes und verderbe mir gründlich den Magen…!
     

Mittwoch, 13. August, 93. Tag:
     
     
     
Terradillos de los Templarios - Bercianos del real Camino, 23,8 km
     
     
     
    Es hat mich richtig erwischt! Ich habe eine üble Gastroenteritis, besser bekannt als Magen-Darm-Infektion oder Brechdurchfall. Die letzte Nacht habe ich auf der Toilette verbracht und ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes ausgekotzt.
     
    Trotzdem mache ich mich , geschwächt wie ich bin, auf den Weg nach Bercianos del real Camino und schleppe mich mehr über den Weg als alles andere. Besonders die letzten sechs Kilometer werden zum reinsten Alptraum.
     
    E s grenzt schon fast an ein Wunder, dass mich meine Beine bis nach Bercianos tragen. Dort schaffe ich es gerade noch, in der Herberge einzuchecken und ungeduscht, in voller Montur, ins Bett zu fallen. Nachdem ich einige Stunden mit Schüttelfrost im Bett gelegen und geschlafen habe, schleppe ich mich unter die Dusche. Dank Monikas Initiative bringt mir die Herbergsmutter später sogar das Abendessen an mein Bett und gibt mir eine Art Amulett, das ich mir auf meinen Bauch legen soll.
     
    Ich weiß nicht so recht, ob mir das wirklich helfen wird, aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, und ich glaube nicht, dass mir die Herbergsmutter Böses will. Annette jedenfalls, die auf mich die ganze Zeit schon einen sehr spirituellen Eindruck macht, hat ein komisches Gefühl in der Herberge und glaubt, dass hier ein schlechtes Karma herrscht. Später werde ich dann auch von anderen schon bekannten und unbekannten Pilgern fürsorglich umsorgt und mit Pillen und ähnlichem versorgt. Besonders Monika kümmert sich sehr liebevoll um mich und kommt regelmäßig an mein Bett, um nach mir zu schauen. Am Abend kann ich dann nicht einschlafen, weil ich den ganzen Nachmittag geschlafen habe. Aber immerhin geht es mir schon besser. Vielleicht auch dank des Amuletts?
     
     
     
    Frage des Tages: Böse oder gute Geister in Bercianos del real Camino?

Donnerstag, 14. August, 94. Tag:
     
     
     
Bercianos del real Camino - Mansilla de las Mulas, 27,4 km
     
     
     
    Eigentlich sollte ich wirklich ein paar Tage im Bett bleiben. Aber ich will dann irgendwie doch nicht alleine in einer Herberge mit bösen Geistern zurückbleiben. Auch wenn es mir etwas besser geht als gestern, bin ich immer noch sehr geschwächt und froh, diese Etappe nicht alleine laufen zu müssen und dass Carmen die meiste Zeit bei mir bleibt. Mir ist  lange ziemlich kalt und ich friere, obwohl ich meine beiden Jacken übereinander trage.
     
    Die Landschaft ist momentan ziemlich reizlos, aber sie interessiert mich gerade sowieso nicht, weil mir der Durchfall noch treu geblieben ist. Ich wäre schon dankbar, wenn es wenigstens mal ein paar Bäume oder Büsche geben würde, hinter denen ich mal verschwinden könnte. Aber wir sind nun mal in der Meseta, in der Bäume Fehlanzeige sind, also muss ich lange 8 Kilometer lang zusammenkneifen, bevor die rettende erste Bar mit Toilette auftaucht! Auf den nächsten höllischen 13 Kilometern zwischen
     
    El Burgo und Reliegos gibt es dann auf einer sterbenslangweiligen , elf Kilometer langen staubigen Piste zwar unzählige kleine dünne Bäumchen, die akkurat in gleichem Abstand hintereinander Spalier stehen, aber eben wieder

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