Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
Vom Netzwerk:
stammender und in Manchester lebender Orchester-Dirigent und damit der erste Dirigent, den ich in meinem Leben kennenlerne! Trifft man ja auch nicht alle Tage.
     
    Eduardo, der später zu einem meiner wichtigsten und unterhaltsamsten Weggefährten des gesamten Jakobsweges werden wird, ist zwar gerade erst seit Astorga unterwegs, aber weil wir uns auf Anhieb sehr gut verstehen, beschließt er, seine Etappe ebenfalls in El Ganso zu beenden.
     
    Ich habe zwar nicht viel für das Abendessen dabei, aber teile es mit Eduardo und irgendwie reicht es dann doch für uns beide. In der Herberge lernen wir außerdem die aus Madrid stammende Marie Carmen kennen, die auch in ihrer Heimatstadt gestartet ist. Die andere Carmen und Monika habe ich leider aus den Augen verloren.
     
     
     
    Frage des Tages: Warum sind die Paläste, Gotteshäuser und andere Immobilien der Kirche ständig so prunkvoll?
     
     
     

Dienstag, 19. August, 99. Tag:
     
     
     
El Ganso - El Acebo, 24 km
     
     
     
    An diesem Morgen breche ich zusammen mit Marie Carmen und Eduardo auf, um endlich das berühmte Cruz del Ferro zu erobern! Kurz nach unserem Aufbruch können wir gerade noch eine Pilgerin daran hindern, den völlig falschen Weg einzuschlagen. Marianne aus Mailand schließt sich uns an und schon sind wir zu viert, was sich auch bis Santiago, also die nächsten neun Tage, nicht mehr ändern wird, im Gegenteil...! Da ist es dann also: das Cruz del Ferro!
     
    Nach einem beschwerlichen Aufstieg bis auf 1.517 Meter und damit den höchsten Punkt der gesamten Strecke überhaupt, erreichen wir einen riesigen, meterhohen Steinhaufen, auf dessen Gipfel sich ein fünf Meter hoher Eichenstamm erhebt, dessen Spitze wiederum ein Eisenkreuz ziert. Seit Jahrhunderten einer der symbolträchtigsten Orte des gesamten Jakobsweges, ist es für Pilger Tradition, hier einen aus der Heimat mitgebrachten Stein als Symbol für ihre inneren persönlichen Lasten oder Sünden abzulegen.
     
    Zerstreut wie ich manchmal bin, habe ich vor meinem Aufbruch aus Überlingen vor knapp 100 Tagen an vieles gedacht, aber eben nicht an einen Stein! Am zweiten oder dritten Tag in der Schweiz fiel mir der Stein dann ein, weshalb ich sicher nicht nochmal umdrehen wollte.
     
    Also ist es nun ein handmuldengroßer Stein aus der Schweiz, den ich seit über 2.000 Kilometern bei mir trage und der jetzt hier, direkt am Eichenstamm, seine ’letzte Ruhe’ findet. Es ist unglaublich, was von Pilgern so alles abgelegt wird, um eine oder mehrere Sorgen an diesem Ort zurückzulassen: Fotos, Briefe, Wanderschuhe, Fahrradschläuche, Kleidungsstücke, Spielzeug, Fahnen, Karten, Bänder und vieles mehr. Kein Wunder also, dass der Steinhaufen mittlerweile fast schon einer Müllhalde gleicht.
     
    Trotzdem hinterlassen die meisten Pilger immer noch einen Stein, den sie aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Auch wenn der Original-Haufen dieser angeblich schon von Römern und Kelten genutzten Kultstätte ca.300 Meter abseits des Weges liegen soll, ist es für mich eine der schönsten Traditionen des Jakobsweges. Über traumhaft schöne Höhenwege durch die Berge von Leon mit gigantisch schönen Panoramen kommen wir an einer Art Kommune vorbei, wo in Tradition der Tempelritter für vorbeikommende Pilger gesorgt wird und man gegen Spende übernachten kann.
     
    Das Ganze ist bewusst extrem einfach gehalten und es gibt weder fließendes Wasser noch Strom. Trotzdem kommt mir das Ganze etwas pseudo-spirituell vor. Der Weg hinunter nach El Acebo ist ein Traum und passend zur genialen Landschaft erzählt mir Eduardo, wenn wir nicht gerade schweigend die schönen Panoramen und Momente genießen, vom wahrscheinlich größten musikalischen Genie aller Zeiten: Mozart.
     
    In dem urigen Dorf El Acebo, in dessen Hauptstraße der Cola-Automat fast schon eine Beleidigung ist, ist die öffentliche Albergue Municipal schon voll, also checken wir in der etwas teureren ein, haben dafür aber vom Garten aus ein Traum-Panorama und einen tollen Blick auf den zu diesem wunderschönen Tag passenden fantastischen Sonnenuntergang.
     
     
     
    Ereignis des Tages: Cruz del Ferro!
     
     
     

Mittwoch, 20. August, 100. Tag:
     
     
     
El Acebo - Cacabelos, 32 km
     
     
     
    Na, jetzt bin ich ja mit den Richtigen unterwegs! Mein Rhythmus ändert sich wieder und das ist auch gut so. Nicht die Hitze, sondern eher einen Schlafplatz in den öffentlichen Herbergen zu ergattern, wären momentan ein Grund, früh aufbrechen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher