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365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni

365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni

Titel: 365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster , Sissi Kaipurgay , Nia White , Savannah Lichtenwald , Sophie R. Nikolay , France Carol
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bekommen. Viel zu hastig trank er einige Schluck Kaffee, verschluckte sich daran und wanderte ziemlich genervt ins Wohnzimmer. Ließ sich dort auf der Couch nieder und zappte sich durch das Frühstücksfernsehen der unterschiedlichen Sender. Nichts schien ihn irgendwie dazu bewegen zu können, länger als zehn Sekunden standzuhalten. Deshalb machte er den Fernseher wieder aus und tigerte unruhig hin und her. Kurz ging er auf den Balkon, genoss die noch einigermaßen angenehme Morgenluft und fragte sich, wie er den Tag heute überstehen sollte.
    Nach einigen weiteren missglückten Versuchen sich abzulenken, setzte er sich viel zu früh in sein Taxi und hoffte so, die Stunden überbrücken zu können. Er überlegte sich auch, einfach nicht hinzufahren, schon vorher dem Ganzen ein Ende zu setzen. Aber letztendlich brachte er das nicht übers Herz und auch wenn es das letzte Mal sein sollte, wollte er doch Leon noch einmal sehen. Irgendwie trug er trotz allem noch die Hoffnung in sich, dass es ein anderes Ende geben würde.
    Die Hinfahrt war wie immer, auch wenn er davon ausgegangen war, dass es dieses Mal vielleicht anders sein würde. Er brachte kein Wort heraus, von dem was in ihm vorging. Er hatte tausend Fragen an Leon, doch die wichtigste war „Können wir uns wiedersehen?“ Unausgesprochen lag sie im Raum des Wagens und auch wenn ihn ein „vielleicht“ als Antwort genügt hätte, konnte er sie nicht stellen.
    Als er Leon erneut am Hotel abgesetzt hatte, dessen Eingang ihm nun schon so vertraut war, seufzte er. Ihm war nach Heulen zumute, hatte er hier doch anscheinend seinen Traummann gefunden, den er bald schon wieder ziehen lassen musste. Da ihm in seinem Elend nach keinem weiteren Fahrgast war, suchte er sich in der Nähe einen Parkplatz. Er überlegte, ob er was Essen sollte, aber das wäre mit Sicherheit rausgeschmissenes Geld gewesen. Er würde weiterhin keinen Bissen herunter bekommen. Also blieb er einfach sitzen, suhlte sich in seinem Elend und zählte die Minuten, bis er sich zum allerletzten Mal wieder auf den Weg machen würde.
    Die Zwischenzeit nutzte er allerdings noch einmal äußerst gut, um sich weiter niederzumachen. Er verfluchte seine Schüchternheit, seinen Mangel an Selbstbewusstsein, aber am allermeisten verfluchte er Gott, dass er ihn als schwulen Mann hatte auf die Welt kommen lassen. Als sein Selbstmitleid am Größten war, hatte er die Zeit irgendwie überbrückt und schlängelte sich wieder in den kaum noch vorhandenen Verkehr ein. Über diesen Umstand, dass nicht mehr viel los war, konnte er froh sein, denn zu einer anderen Tageszeit hätte er aufgrund seiner Unaufmerksamkeit mit Sicherheit einen Unfall gebaut.
    Als er zum letzten Mal die Auffahrt des Hotels entlangfuhr, sah er schon von Weitem, dass Leon anders drauf war als die vergangenen Tage. Meist stand er grinsend im Eingang und hatte einen lockeren Spruch auf den Lippen, sobald er Jans Taxi bestieg. Doch dieses Mal hatten sich seine Augen verfinstert und die Mundwinkel waren meilenweit von einem Lächeln entfernt. Das änderte sich auch nicht, als er sich in die Polster sinken ließ und nur ein kurzes „Hi“ herauspresste. Jan erwiderte den knappen Gruß und verließ die Auffahrt zügig, weil bereits ein anderes Taxi drängelte. Einige Male schaute er in den Rückspiegel, doch die Miene Leons blieb verschlossen. Schließlich kam ihm ein „Alles Okay?“ über die Lippen, weil er es so nicht enden lassen wollte.
    Leon blickte auf, schaute ihm nun durch den Spiegel hinweg in die Augen. Es waren nur einige Sekunden, dann drehte er sich wieder weg und grummelte vor sich hin, dass nichts wäre.
    „Naja, jeder kann mal einen schlechten Tag haben. Ich wollte nicht aufdringlich wirken.“
    Jan wusste nicht woher die Worte kamen, aber es schien in Leon etwas zu verändern.
    „Nein, warst du nicht … es ist … Ach, vergiss es. Hoffe du hast keinen anstrengenden Tag gehabt.“
    Leon tat nun für Jans Gefühl etwas zu gesprächig, aber er stieg erst einmal mit ein, weil er hoffte, dass so dieses komische Gefühl in seinem Bauch verschwand. Doch schon kurze Zeit später schwiegen sie wieder und das Pochen seines Herzen verstärkte sich. Er grübelte hin und her, wie er die wenigen Minuten, bis sie bei Leons Wohnung ankamen, nutzen konnte, um die Stimmung zu kippen. Doch ihm fiel keine Lösung ein und zu allem Überfluss beschwerte sich nun auch sein Magen über mangelnde Nahrungszufuhr. Das Grummeln dürfte auch Leon nicht

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