365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
Oder würde es die größte Tortur überhaupt werden? Ein leises „Ciao“ glitt ihm über die Lippen, aber da war Leon schon längst im Hausflur verschwunden. Schließlich verstaute er das Geld in seiner Börse und machte sich schleunigst auf den Weg nach Hause. Er musste noch eine ordentliche Strecke zurücklegen, denn er wohnte im Süden von Berlin. Mindestens eine halbe Stunde würde er noch brauchen und nachdem er erst fünf Minuten hinter sich gebracht hatte, drückte seine Blase. Er hatte gar nicht daran gedacht im Restaurant noch einmal die Toilette zu besuchen und schließlich wollten eine große Apfelschorle und die Cappuccinos wieder raus. Fieberhaft suchte er nach einer Lösung. Allerdings waren ihm die Straßen trotz allem noch zu belebt, um irgendwo anzuhalten und an einen Baum zu schiffen. Er war noch nie der Typ gewesen, der das gerne gemacht hatte, denn er kam sich dabei immer idiotisch vor.
Da fiel ihm allerdings ein, dass wenn er einen kleinen Umweg fuhr, er an einer öffentlichen Toilette vorbeikommen würde. Er glaubte sich daran zu erinnern, dass er dort eines dieser Häuschen gesehen hatte und seine Erinnerung schien ihn nicht im Stich gelassen zu haben, als er keine 5 Minuten später dort anhielt. Er parkte das Taxi im absoluten Halteverbot, aber da er eh nur kurz reinspringen wollte, um sich zu erleichtern, machte er sich darüber keine weiteren Gedanken.
Nachdem er sich allerdings erleichtert hatte, überlegte er kurz, ob er Hand anlegen sollte, denn sein Schwanz schien ihn auch hier anzubetteln, aber ein Blick in diese „aparte“ Umgebung, die nach Urin stank, ließ ihn seufzend abbrechen. Ohne weiteren Umweg fuhr er zügig nach Hause.
Der nächste Morgen verlief genauso unruhig, wie die vergangene Nacht, denn obwohl er sich noch Erleichterung verschafft hatte, wälzte er sich unruhig in den Laken hin und her. Die Hitze machte ihm zu schaffen und dabei meinte er nicht nur die Temperaturen, die dieser Sommer für Berlin bereithielt. Sein Magen wurde flau, wenn er daran dachte, dass er noch unzählige Stunden rumbringen musste, bis er zu seinem Auftrag fahren konnte. Außerdem hatte er beschlossen, erst zur Mittagszeit anzufangen, denn er wollte nicht schon wieder so viel Leerlauf zwischendurch haben. Auch wenn er diesen Entschluss wenig später schon wieder anfing zu bereuen. Seine Wohnung kam ihm mit einem Mal sehr eng und sehr klein vor und er wusste nicht so wirklich was mit sich anzufangen.
Irgendwie hatten die wie eine zähflüssige Masse erscheinenden Stunden sich dann doch dazu entschlossen endlich zu vergehen und er war froh in sein Taxi steigen zu können. An diesem Tag war relativ viel los und die Stunden vergingen wie im Flug. Einen Umstand, den sein Magen sehr begrüßte, denn die Schmetterlinge hatten sich vornehmlich zurückgehalten, meldeten sich dann aber mit aller Macht zu Wort, als er in die Konstanzer Straße einbog.
Tief durchatmen.
Er sah Leon schon von Weitem und musste schlucken. Dieses Mal war er nur mit einer dunkelblauen Jeans und einem ärmellosen schwarzen Hemd bekleidet und Jan sah die Muskeln an den Oberarmen, die seine Phantasie erneut zum Blühen brachte.
„Hey Jan. Schön dich zu sehen.“
Mit diesen Worten ließ Leon sich in den Sitz plumpsen und konnte nicht ahnen, was er bei Jan damit auslöste. Eine merkwürdige Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Jan wollte etwas sagen, wusste aber nicht was. Er traute sich nicht ihn zu fragen, was er dort in diesem Hotel zu tun hatte, es kam ihm falsch vor, so als würde er ihn ausfragen wollen. Stattdessen beobachtete Jan ihn wieder heimlich durch den Rückspiegel. Sah wie dieser gedankenverloren nach draußen schaute und war sich deshalb ziemlich sicher, dass er es dieses Mal nichts mitbekommen würde. Da er allerdings wieder die Sonnenbrille aufbehalten hatte, konnte er es nicht hundertprozentig wissen.
Doch Jan stockte erneut der Atem, als er wieder eindeutige Bewegungen bemerkte. Er konnte nicht anders, als förmlich in den Rückspiegel zu starren, musste die trockenen Lippen benetzen und spürte, wie sein Herz einen gefährlich hohen Takt anschlug. Erst recht, als Leons Blick seinem begegnete und ein Schwall Hitze sich seines Körpers bemächtigte. Viel zu schnell bog er in die Einfahrt des Hotels ein und hätte beinahe einen Passanten als Kühlerfigur einsetzen können. Zum Glück konnte er rechtzeitig bremsen.
„Können wir später das Finanzielle regeln?“
Jan nickte nur geistesabwesend.
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