365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
Egal. Was machte er sich überhaupt Gedanken? Er würde ihn nicht wiedersehen, denn er wusste, dass er zu feige war, nach einem „Date“ zu fragen. Zumal er auch nicht wusste, ob der andere schwul war oder nicht. Er würde sich nicht lächerlich machen.
Viel zu früh fuhr er am Hotel vor und war froh, dass ein Parkplatz gerade in diesem Moment freigeworden war. So brauchte er nicht die Einfahrt blockieren. Er schaltete den Motor aus und wartete. Plötzlich begannen sich Phantasien in ihm breit zu machen. Er stellte sich vor, wie der Typ wieder hinten in das Taxi einsteigen würde und sich anschließend mehr als lasziv seiner Sachen entledigte. Zumindest wie er die Lederjacke und das Hemd ausziehen würde und damit den Blick auf einen atemberaubenden Body freilegte. Anschließend öffnete er einfach den Reißverschluss seiner Hose, um besser Hand an sich legen zu können. Lustvoll stöhnte er allein bei der Vorstellung auf. Nur verschwommen nahm er wahr, dass er selbst auch begann seinen Schwanz durch den Stoff der Hose zu massieren. Es war mehr ein Automatismus, als alles andere, aber die Umgebung hatte er völlig ausgeblendet.
Erschrocken fuhr er in seinem Sitz hoch, als er ein Klopfen an der Beifahrerseite hörte. Er kam sich ertappt vor und spürte bereits die Hitze, die sein Gesicht überzog. Bestimmt glühte er wie eine Tomate und als die hintere Tür aufging, versuchte er geschäftig zu wirken. Wie auch immer das gehen sollte …
Grinsend stieg der Fahrgast ein und Jan wünschte sich einen Abgrund in den er eintauchen konnte, der ihn verschlucken und nie mehr ausspucken würde.
„Sehr schön, dachte schon, ich wäre zu früh dran, aber dann sah ich ein Taxischild in den parkenden Autos und hoffte, dass es deins … Tschuldigung … Ihr's sein würde. Aber Sie haben doch hier nicht die drei Stunden auf mich gewartet?“
„Nein, ich habe dann doch noch ein paar Fahrgäste befördert“, flunkerte er und hoffte nicht weiter mit Fragen behelligt zu werden. In Gedanken raunte er ihm zu, dass er ihn gerne duzen durfte, aber er brachte es nicht über die Lippen. Dieser Kerl raubte ihm einfach den Verstand, den er meinte bisher gehabt zu haben. Der aber in dem Moment, in dem er diesen Gast ins Taxi steigen ließ, irgendwie verloren gegangen sein musste. Immer noch pulsierte sein Fleisch in der Körpermitte und verlangte aus dem engen Gefängnis befreit zu werden. Ignorieren war unmöglich, denn er spürte Blicke auf sich. Blicke, die seinen Atem schwerer gehen ließen und sein Herz zum Flattern brachten. Oder bildete er sich das alles mal wieder ein? Er traute sich nicht in den Rückspiegel zu schauen.
Die Fahrt zurück nach Charlottenburg ging schneller als die Hinfahrt und um diesen Umstand war er mehr als froh. Würde der Kerl doch gleich aus seinem Leben verschwinden. Als er in die Konstanzer Straße einbog, wurde ihm das Herz allerdings ganz schön schwer und er schluckte. Als er anhielt, traute er sich nicht, sich umzudrehen, aber er musste dem Gast schließlich das Fahrgeld abnehmen. Mit oder ohne Trinkgeld. Also drehte er sich in dessen Richtung, fixierte aber die Rücklehne hinter ihm.
Nur nicht direkt ansehen, nur nicht direkt ansehen.
Er bemerkte dennoch, wie der Kerl das Geld aus seinem Portemonnaie entnahm und ihm überreichen wollte. Automatisch griff seine Hand danach, aber der hielt das Geld weiter fest in Händen.
„Ich habe einen Vorschlag. Die nächsten Tage brauche ich auch noch einen Fahrer um die gleiche Zeit. Meiner ist leider ausgefallen. Liegt krank im Bett. Hast … Haben Sie Zeit und Lust, diesen Dienst zu übernehmen? Ich meine, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Nun hatte Jan ihn doch direkt angeblickt und er konnte diesen Augen und dieser Bitte nichts entgegensetzen.
„Ja klar, warum nicht.“, schoss es förmlich aus ihm heraus.
„Es würde auch bei den ausgehandelten Konditionen bleiben. Jeden Tag ein Hunderter extra!“
„Das ist nicht nö …“, doch weiter kam er nicht, da wurde er schon unterbrochen.
„Bitte. Ich bestehe darauf. Übrigens ich bin Leon.“
„Jan.“
Völlig erstaunt über das was da gerade abgelaufen war, konnte er kaum ein Wort über die Lippen bringen und schaute deshalb einfach auf seine Hände, in denen immer noch das ganze Geld lag.
„Also, Jan, dann bis morgen. 18.30h wieder hier. Ciao.“
Damit stieg der Traum seiner schlaflosen Nächte aus und ließ einen komplett apathischen Jan zurück, der sein Glück kaum fassen konnte.
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