365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
in ihre Bestandteile.
Luigi kam vorbei und beobachtete sorgenvoll die Teller.
„Hat es nicht geschmeckt?“
„Doch, die war sehr lecker“, entgegnete Jan schnell. „Aber ich bin einfach schon satt. Danke.“
„Hmmm, bin heute auch schon satt.“, kam es indes von Leon. Mit einer hochgezogenen Augenbraue räumte Luigi die Teller ab, sagte aber nichts weiter dazu. Normalerweise war Leon ein sehr guter Esser.
Sie fingen an Small-Talk zu betreiben. Zum ersten Mal erzählte Leon von sich, seiner Familie, die aber nicht in Berlin wohnte, von seinem Studium, weshalb er nach Berlin gekommen war und von seinen Reisewünschen. Jan hörte aufmerksam zu, stellte ab und an Fragen und stellte fest, dass sie viele Parallelen hatten, Gemeinsamkeiten, wie einen ähnlichen Musikgeschmack. Er empfand es als sehr angenehm und hätte sich noch ewig mit Leon unterhalten können.
Dann verfinsterte sich Leons Blick aber wieder und er starrte etwas geistesabwesend aus dem Fenster.
„Leon? Ist alles okay mit dir?“
Als dieser sich zu Jan drehte, ging ihm dessen Blick durch und durch. Er spürte, dass da etwas war. Die knisternde Atmosphäre während ihres bisherigen Gesprächs war ja schon sehr anregend gewesen und obwohl er wusste, dass da noch etwas war, was Leon loswerden wollte, breitete sich ein immer stärker werdendes Prickeln in seiner Leistengegend aus.
Unmerklich schüttelte Leon den Kopf.
„Nichts ist in Ordnung. Da gibt es noch etwas was du wissen solltest.“
„Dann heraus damit.“
Jan war in Spiellaune. Das erste Geständnis hatte ihn so aufgeputscht, dass er glaubte mit allem anderen auch fertig zu werden.
„Jan, du machst mich fertig. Am liebsten würde ich aufspringen, dich hinter mich her zerren und in meiner Wohnung über dich herfallen, aber …“
„Nichts aber. Dann mach es doch einfach.“
Jan setzte sein verführerischstes Lächeln auf und beugte sich über den Tisch zu Leon herüber. Seufzend ließ dieser sich zurück in den Stuhl sinken.
„Das macht es mir nicht gerade leichter, aber ich will mit offenen Karten spielen.“
„Raus damit.“
„Um mein Studium zu finanzieren, arbeite ich …“
„Ja?“
„Jan, ich arbeite in einer Begleitagentur, einem Escortservice, wenn du verstehst was ich meine.“
In der Tat, das war etwas, womit Jan nicht gerechnet hatte und ihn zum Schlucken brachte.
„Und du beglückst dann die Damenwelt, oder wie?“, schoss es aus Jan heraus.
„Nee, natürlich nicht. Diesen Service gibt es auch für Männer. Ich könnte nie mit einer Frau … mal abgesehen von den halbherzigen Versuchen während meiner Jugend. Verachtest du mich jetzt?“
„Ich weiß nicht. Das ist wirklich ein harter Brocken, den du mir da vor die Füße geworfen hast. Aber bisher hatte ich immer meine Devise, den Menschen nicht zu verurteilen, nur weil er nicht der Norm der feinen Gesellschaft entspricht. Gib mir einfach ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken.“
Die Stimmung war erst einmal hinüber und obwohl Jan wieder einmal tausend Fragen auf der Zunge lagen, hielt er sich zurück. Schließlich zahlten sie und da sein Taxi genau vor Leons Tür stand, mussten die den Weg gemeinsam zurückgehen.
Irgendwie ließ Jan das Ganze aber keine Ruhe und so fragte er gerade heraus.
„Die Zeit, die du im Hotel verbracht hast, war das auch einer dieser Termine? War das einer deiner Kunden?“
Leon nickte nur stumm.
„War das jeden Tag ein anderer oder immer der Gleiche?“
„Es war einer meiner Stammkunden, die mich immer buchen, wenn sie in der Stadt sind.“
Erstaunt hob Jan die Augenbrauen an.
„Stammkunde?“
„Das hört sich jetzt hochtrabender an, als es ist. Ich habe drei, die nicht in der Stadt wohnen.“
„Aha.“
Dieses Gespräch nahm für Jan immer skurrilere Formen an, aber er konnte nun einfach nicht mehr aufhören Fragen zu stellen.
„Macht dir der Job denn Spaß?“
Leon erwiderte die Frage mit einem Schulterzucken.
„Eigentlich schon. Irgendwie. Ich meine, vorher habe ich meine Sexualität auch recht offen ausgelebt und bislang war keiner dabei, der absonderliche Dinge verlangt hatte.“
„Und ich nehme an die Herren zahlen dafür äußerst gut?“
Wieder nickte Leon nur.
„Wieso warst du dann vorhin, als du aus dem Hotel kamst so mürrisch drauf? Die Abende zuvor war das nicht so. Hat er etwas verlangt, was du nicht wolltest?“
Mit einem Mal lachte Leon auf und Jan fragte sich, was an dieser Frage so lustig gewesen war.
„Nein, das hat er
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