37 - Der Kriegsherr von Antares
war ganz leise, so daß es beinahe wie ein Windflüstern klang, das Rauschen eines strömenden Gewässers zu hören.
»Die Damen müssen bald wieder rasten, Jak!« rief Nath. Er bildete die Nachhut und trieb die Frauen vor sich her wie ein Ponshoschäfer seine wollschwere Herde. Zwei Mädchen trug er auf den Armen, was ihm noch einigermaßen leicht fiel, und Seg und ich hatten keinen Zweifel, daß sich hier eine erste Zuneigung bildete. Wie klug oder töricht das hier unten in dem magischen Labyrinth war, blieb abzuwarten.
»Mir gefällt nicht, wie der alte Deb-Lu aussieht«, sagte Seg leise.
»Uns erwartet Ärger, soviel steht fest.«
»Um so wichtiger ist es, daß alle ausgeruht sind.«
»Aye.« Ich wandte mich zu Nath um. »Wir machen eine Rast, du Plagegeist!«
»Quidang!«
Die Frauen sanken dankbar nieder und streckten sich auf dem nackten Gestein aus. Nath setzte seine Last behutsam ab und schloß zu Seg und mir auf.
Das Mädchen mit dem wohlgeformten bleichen Körper und dem krausen dunklen Haar kam ebenfalls näher. Es verzog angewidert das Gesicht und entblößte dabei spitz zugefeilte Zähne.
»Also, Männer, wenn wir weiter müssen, sollten wir gehen, um Mayruna der Perforiererin willen!«
»Du würdest deine Freundinnen hier im Stich lassen?« fragte Seg.
»Meine Freundinnen nicht, Mann, von denen nur noch wenige übrig sind. Die anderen zaghaften Närrinnen jederzeit.«
Unbedacht rief Nath der Unduldsame: »Deine Perforiererin gefällt mir nicht, Frau!«
Von unten herauf warf sie ihm einen schiefen berechnenden Blick zu, der imstande zu sein schien, Haut und Fleisch bloßzulegen.
»Das ist richtig bemerkt, Mann. Mayruna die Perforiererin dürfte dir weder in dieser noch in der anderen Welt gefallen.«
Ich versuchte meiner Stimme einen richtigen Ton von Schärfe zu geben, als ich nun sagte: »Wir können noch nicht weiter, junge Dame. Wenn die Frauen sich ausgeruht haben, sehen wir, was das Wasser dort drinnen bringt. Ist das klar?«
Sie öffnete den Mund, und ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie wohl gesagt hätte, denn ich sprach energisch weiter.
»Es wäre also weniger töricht von dir, wenn du dich wie die anderen hinlegtest.«
Sie hatte das Wurfmesser, das der Kanzai so mühelos unschädlich gemacht hatte, wieder an sich gebracht. Ihre braunen Finger bewegten sich zuckend zum Messergriff, dann aber blies sie die Wangen auf und wandte sich heftig ab; ihr wirres Haar schimmerte im kristallenen Licht der Höhle. Staub und Schmutz klebten darin. Sie sagte nichts und verschwand nach hinten, wo sie sich niedersetzte, um Trost auf dem harten Steinboden zu finden.
»Die mußt du im Auge behalten, Nath«, sagte Seg ernst.
»Aye, Horkandur, aye. Ich habe keine Lust, daß ihr Messer mir zwischen den Rippen kitzelt!«
»Sie hat Freundinnen hier«, äußerte ich.
»Wenn sie alle sind wie sie, Bogandur«, sagte Nath, »dürfte das Leben aufregend werden.«
Seg schürzte die Lippen. Ich spürte, daß mein Klingengefährte sich Gedanken machte. Nur ließ er es nicht im geringsten unhöflich erscheinen, indem er nicht auf Naths Bemerkung einging, sondern einen neuen Gesichtspunkt aufbrachte: »In der letzten Zeit sind uns Besuche von Ungeheuern und unseligen Tierwesen erspart geblieben. Dennoch meine ich, daß die Hexe uns nicht gehen lassen wird, ohne einen letzten Schlag zu versuchen. Ja?«
»Unzweifelhaft«, sagte Nath, der dieses Wort liebte.
»Aye«, sagte ich. »Und da wir alle diese Frauen dabei haben ...«
»Genau das will ich sagen.« In Segs blauen Augen blitzte es belustigt. »Unsere kampfstarken Kämpferinnen und Rumay-Anhängerinnen können sich vielleicht doch noch nützlich machen.«
Nath stimmte ein tiefes Lachen an – die Unzweifelhaftigkeit dieser Äußerung beeindruckte ihn doch sehr.
Nicht zum erstenmal – und bestimmt auch nicht zum letztenmal, bei Vox! – freute ich mich über die Gesellschaft guter Gefährten. Ja, ja – ich liebe es, allein auf Abenteuer zu gehen, mit meinem roten Lendenschurz und dem großen Krozair-Langschwert; aber auf gleiche Weise liebe ich Abenteuer, die ich mit nahestehenden Gefährten teilen kann.
Und schon riß ich mich gehörig am Riemen und konnte doch ein höchst unangenehmes Schuldgefühl nicht unterdrücken.
Wie kam ich nur dazu, an Abenteuer zu denken, während Paz meine höchste Aufmerksamkeit erforderte? Wir mußten diesem verdammten Coup Blag entkommen, ungeachtet der verflixten Hexe aus Loh, damit ich mich sogleich
Weitere Kostenlose Bücher