37 - Der Kriegsherr von Antares
erfahren.«
»Nein, sofort!«
»Vielleicht.«
»Du hast gesagt, es gibt neben Pandahem noch andere Inseln.«
»Und Kontinente.«
»Andere Inseln. Ich habe euch drei gleich für seltsam gehalten. Von Vallia hatte ich schon gehört.«
»Weißt du auch, Shalane, daß Vallia und die pandahemischen Nationen sich neuerdings gegen die Shanks verbündet haben?«
Ihre zugefeilten Zähne entblößten sich in einer Grimasse boshaften Vergnügens. »Auch die verdammten Menahamer?«
»Nun ja ...«, begann ich – und sie lachte laut.
»Mann! Mann! Deine Worte brechen über dir ein und erdrücken dich.«
Ich bezwang mich auf eine Weise, die ich für beispielhaft hielt, und fuhr fort: »Bei Chusto, Frau, hör mir zu! Mit der Ausnahme der idiotischen Menahamer steht ganz Pandahem an der Seite Vallias.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Ich hatte auch schon von dem Herrscher Vallias gehört, von diesem Dray Prescot. Die Geschichten, die in den Sukhs über ihn erzählt wurden, sind prächtig, aber sehr unglaubhaft.«
»Mit diesen Geschichten vertreibt man den Kindern die Zeit«, sagte ich. Aber dann konnte ich doch die vallianischen und valkanischen Geschichtenerzähler nicht zu schlecht dastehen lassen und fügte hinzu: »Aber natürlich besitzen sie einen wahren Kern, der nur ausgeschmückt worden ist.«
»Dray Prescot!« grollte Nath. »Herrscher von Vallia! Anstatt ihm das Lahal zu geben, würde ich ihn eher unter meinem Stiefelabsatz zerquetschen!«
»Du bist also kein Vallianer wie die anderen!« rief Shalane schnell.
Nath – der, wie Sie sich erinnern, sehr stolz darauf war, Vallianer zu sein – blies die Wangen auf, und sein finsterer Blick schien geeignet, auf fünfzig Schritte Entfernung eine Fensterscheibe zu zerbrechen. »Was das angeht, Frau ...«, setzte er an und grollte dabei wie ein Vulkan.
Ich ließ ihn nicht weitersprechen. »Wir haben keine Zeit für solche sinnlosen Redereien, Nath. Sag dieser armen Shalane die Wahrheit.«
Heftig krampfte sich ihre Hand um den Schwertgriff.
»Arme Frau, Mann! Ich werde dich in der Luft ...«
In diesem Augenblick eilte Sanka armeschwenkend den Hang herab. Seg lief hinter ihr, und es hatte irgendwie den Anschein, als bemühe er sich, nicht den zweiten Platz einnehmen zu müssen. Er lief schneller und glitt an Sanka vorbei, so daß sie rückwärts zu laufen schien. Ich warf Shalane einen kurzen Blick zu und versuchte mich nicht über ihre zornige Reaktion auf diesen neuen Affront zu freuen.
»Der Rast kommt zurück«, sagte Seg und atmete ganz ruhig. »Gefolgt von einem zweiten.«
Ich hatte mich von der Diskussion mit Shalane nicht völlig gefangennehmen lassen und längst eine geeignete Stelle am Flußufer ausgesucht, an der die Büsche sehr dicht standen. Ich wies in die Richtung.
»Alle dort hinein und still wie Woflos, wenn die Chavonths herumschleichen!«
Wir liefen hinüber und kauerten uns zwischen den Büschen zusammen.
Es handelte sich nicht um Dornefeu-Büsche, so daß ich keine Angst vor einer Falle haben mußte, wie ich sie von früher kannte.
Unsere Freude über die Flucht aus dem engen Labyrinth war schnell der Angst vor den gefürchteten Shanks gewichen.
Einige Frauen hatten Prellungen erlitten, alle hatten aufwühlende Erlebnisse hinter sich, so daß ich sie möglichst schnell der Pflege von Nadelstecherinnen überantworten wollte. Auf keinen Fall wollte ich mich auf einen Kampf einlassen, solange die Frauen bei uns waren. Ja, die Rumay-Fanatikerinnen würden kämpfen, daran zweifelte ich nicht; wie gut sie sich gegen die unvorstellbare Wildheit eines fischköpfigen und mit einem Dreizack bewehrten Shank halten konnten, vermochte ich nur zu vermuten.
Soweit zu erkennen war, hatten sie gegenüber den Malkos ganz und gar nicht gut abgeschnitten. Wieder stellte ich mir die Frage, ob die Frauen vielleicht Verbrecherinnen waren, die im Labyrinth nur ihre Strafe absaßen. So seltsam das auch sein mochte, hätte es doch irgendwie zu Csitras Charakter gepaßt.
Während wir zitternd in den Büschen abwarteten, versuchte ich diesen Gedanken mit der Überlegung zu vereinbaren, daß die große schöne Höhle, aus der wir von dem Fluß geschwemmt worden waren, gar nicht mehr der Einflußsphäre der Hexe unterlag. Und wenn es nicht das war, so hatte Deb-Lu zumindest ihre Macht in dieser Richtung eingeschränkt.
Daß Deb-Lu sich seit einiger Zeit nicht mehr hatte blicken lassen, lag meines Erachtens an seinen vielen anderen Pflichten. Er gebot
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