37 - Der Kriegsherr von Antares
handelte. Ich hielt das nicht für wahrscheinlich, aber möglich wäre es immerhin gewesen.
Nath der Unduldsame ging völlig anders an die Sache heran. Er hatte die Frauen für sich schon in Gruppen eingeteilt, er wußte, wo die Leems und die Ponshos steckten.
Die beiden Mädchen, um die er sich besonders kümmerte, waren irgendwie anders – das mußte ich ihm zugestehen. Nath hatte eine gute Wahl getroffen, aber selbst diese beiden, so hübsch sie auch waren, schienen genauso zäh und kampfeswütig zu sein wie die Rumay-Fanatikerinnen.
Niemand stellte Naths Recht in Frage, zusammen mit diesen beiden auf einem Floß zu fahren. Seg und ich klärten, wer mit wem reisen würde, und schlugen Nath vor, weitere Frauen an Bord zu nehmen.
»Wir drei müssen getrennte Flöße nehmen, das ist klar. Gefallen tut mir das nicht, aber diese Pflicht haben wir.«
»Eine Pflicht ist das aber nur, mein alter Dom, wenn wir sie als solche akzeptieren wollen.«
»Bei Chozputz, Seg! Du hast recht, trotzdem wäre mir lieber, wir müßten diese Mission nicht unternehmen, die doch eine große Verantwortung ist.«
»Die Rumay-Frauen«, grollte Nath, »können allein auf sich aufpassen, Doms. Unsere Sorge hat den anderen zu gelten.«
Schließlich hatten wir alles geregelt, und die kleine Floßarmada lag wartend am Ufer des Stroms.
Wir verzehrten den gekochten Fisch und schlangen Hände voll Palines hinunter. Durch die Ranken und dichten Blätter der Bäume huschten kleine bewegliche Gestalten und keckerten uns an. Die zurückbleibenden Frauen würden sich nicht nur von Fisch ernähren müssen.
Da ich den Lianen, die die Boote zusammenhalten sollten, nicht ganz vertraute, hatte ich darauf bestanden, auch andere Materialien zu verwenden – abgeschälte Rinde, verdreht und geflochten, erwies sich als ein ausgezeichnetes Hilfsmittel. Die Flöße waren recht ordentlich geworden. Ich hatte nicht umsonst als Munitionsholer und Erster Leutnant in Nelsons Marine gedient. Nun ja, bei Krun, in Wahrheit war mein Dienst sehr umsonst gewesen, und ich vermutete, daß mein Mangel an Erfolg auf der Erde doch viel mit dem zu tun hat, was andere für erhebliche Erfolge auf Kregen halten.
Wir formten Decken aus Moos und häuften Blätter zu weichen Kissen an, dann zurrten wir jedermann mit unseren geflochtenen Leinen fest. Als alles bereit war, schoben Seg, Nath und ich die anderen Flöße an, dann zurrten Seg und ich Nath fest und schickten ihn auf den Weg, schließlich sicherte ich Seg und brachte ihn zu Wasser, umgeben von einem eisigen Schweigen, in dem der Vorwurf lag, daß er nicht der letzte sein durfte.
Während die Strömung ihn bereits davontrug, rief er: »Es wird der Tag kommen, da du ein Risiko zuviel eingehst, du starrsinniger Hulu! Mich kann man auf Kregen entbehren, dich aber ...!«
»Schließ deine große Weinschnauze, mein alter Dom!« brüllte ich zurück. »Spar dir die Kräfte fürs Atmen!«
Im nächsten Augenblick wirbelte Seg mit seinem Floß in die schwarze, von einem Dämon bewachte Öffnung.
Während ich mich selbst festband, so gut es ging, überlegte ich, daß ich meine Prioritäten richtig gesetzt hatte. Als erster zu reisen, wäre nicht so gefährlich, wie wenn ich ungesichert auf meinem Floß gesessen hätte.
Nur mit Hilfe meiner Unterarme drückte ich den langen Ast gegen das Ufer und schob das Floß die letzten Zentimeter vom braunen Boden weg. Die Strömung ergriff uns sofort, überwältigte uns mit ihrer Kraft und riß uns im Kreis herum. Der Geruch des Schlamms, der Algen, des Wassers traf uns wie etwas Greifbares.
Die Mädchen, die ich an Bord hatte, kreischten; aber sie beherrschten sich auch wieder und versuchten den Mund zu halten. Soweit ich mitbekommen konnte, verloren drei das Bewußtsein, als wir aus der angenehm grünen Strahlung in die gespenstische Schwärze des Tunnels rasten.
Phocis, ein dunkelhaariges Mädchen mit einem runden frischen Gesicht, drückte einen Speer an sich und starrte zu mir am Heck herauf. In diesem Augenblick war das Floß herumgeschwungen, so daß ich gewissermaßen die Speerspitze unserer Bewegung war. Der Ast, mit dem ich mich als Stake und Ruder ausgerüstet hatte, nützte mir im Augenblick gar nichts.
Dann verschwanden Phocis und die anderen in der Finsternis.
Wie ich es sah, würden wir die größten Schwierigkeiten bekommen, wenn das Dach der Höhlung sich so tief herabsenkte, daß wir mit den Köpfen dagegenstießen. Ein primitives Gestell aus aufgerichteten und mit
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