37 - Der Kriegsherr von Antares
einen Hilferuf zuzusenden. Ehrlich gesagt setzte ich in diesem Augenblick große Hoffnungen in einen solchen Hilferuf.
Im nächsten Augenblick sagte Al-Ar-Mergondon: »Wie lauten deine weiteren Befehle, Sana?«
Und schon platzte meine dumme Hoffnung wie eine Seifenblase.
Ich warf ihm einen Blick zu.
Er zuckte zusammen.
»Ja«, sagte er und spuckte die Worte förmlich aus, »man hat dich hübsch in die Falle gelockt, du Onker, und ich freue mich, bei Hlo-Hli, daß ich daran mitwirken konnte!«
»Was habe ich dir je getan?« fragte ich.
»Nichts, soweit ich weiß – außer daß die Sana Sympathie für dich empfindet ...« Er nahm sich sichtlich zusammen. Wenn es seine Absicht gewesen sein sollte, Csitra zu kritisieren, hatte er es sich offenbar anders überlegt.
Nun wurde ein weiterer Aspekt der Verschwörung offenbar. Der idiotische Mergondon war in Csitra verliebt; ob nun unter Zauberbann oder nicht, er begehrte sie und würde ihr ebenso bereitwillig gehorchen wie der alte arme Kov Loriman.
Die ganze Situation sah viel finsterer aus als im ersten Augenblick, bei Krun, verdammt viel finsterer!
Die zahlreichen Armbrüste, die auf meinen Leib gerichtet waren, stellten ein Argument dar, dem ich nichts entgegenzusetzen wußte.
Beiläufig schaute ich aus zusammengekniffenen Augen auf die purpurnen Vorhänge, die die Stirnwand verhüllten. Befand sich dahinter eine Tür? Nicht unbedingt. Csitra mochte verschiedene magische Methoden kennen, einen Raum zu betreten.
Bei den Höllenglocken!
Es mußte einen Ausweg aus dieser Klemme geben!
Liebevoll gurrend wie eine Taube, bot mir Csitra eben diesen Ausweg – allerdings war sie zweimal so giftig wie die gefährlichste Schlange auf zwei Welten.
»Warum stehen wir hier so steif und förmlich herum? Komm, Liebster, wir öffnen eine Flasche und unterhalten uns.«
Ich konnte nicht anders, ich mußte fragen: »Und dazu bringst du alle diese bewaffneten Wächter mit?« Kaum waren die dummen Worte über meine Zunge, wünschte ich, ich hätte sie für mich behalten.
»Aber natürlich, Liebster! Zu unserem Schutz.«
Sie war klug genug, einen Mann in den Schwitzkasten zu nehmen.
Wir verließen den dunkel ausgekleideten Saal mit den Werstings und den Chulikwächtern nicht, sondern wurden von knapp bekleideten Sklavinnen bedient, die einen Tisch und Stühle brachten, Flaschen und Gläser, Schalen mit Früchten und Palines. Ich setzte mich. Mir blieb wirklich kaum etwas anderes übrig, verflixt!
Loriman und sein Zauberer und die schwarzhaarige blaugekleidete Frau zogen sich einige Schritte zurück und verweilten mit Mergondon in einer Gruppe, die unauffällig immer wieder in unsere Richtung schaute.
»Kov«, sagte Csitra mit einer Stimme, die so klang, als führen Metallborsten über eine Stahlfläche, »sag Ban Urfenger und Dame Lara, sie sollen fortschauen.«
»Sofort, Sana.«
»Und entfernt euch noch mehr.« Und sie scheuchte die vier mit einer eleganten unberingten Hand fort.
Mergondon warf mir einen bösen Blick zu.
»Er wird dir nichts tun, meine Liebste. Erstens hat er das Kharma nicht. Zweitens weiß er genau, was aus ihm würde, wenn er nur den Versuch machte.«
»Du hast sie gut im Griff.«
»Das gilt für jeden, der mir dient, ja. Und für jeden, der sich mir in den Weg stellt.« Meine Hand lag auf dem Tisch, und sie schob ihre Finger darüber.
Schockartig durchfuhr mich der Widerwille, und doch ... und doch ... Wie die Schocks, die man um die Jahrhundertwende bei Elektrischen Parties verpaßt bekommen konnte, erfüllte mich der Schauder – daran konnte ich nicht vorbei. Die Erregung des Ekels? Auf keinen Fall konnte hier die Verlockung des Verbotenen am Werke sein. Ich würde sie tot vor mir liegen sehen, ein sicherer Kandidat für die Eisgletscher Sicces, und würde vermutlich eine einzige salzige Träne um sie vergießen. Nein, wenn ich es genau überdachte, würde ich nicht einmal eine Träne an die Hexe verschwenden.
»Du trinkst nicht, Liebling.«
Die fürsorglich gesprochenen Worte reizten mich. Ich verabscheute sie. Diese arme, dumme, törichte, böse Frau ... Nun ja, sie war nicht durch und durch böse, davon war ich überzeugt. Wieder einmal war ich bemüht, das Gute im Menschen zu sehen – ein Fehler, den ich, wie Sie wissen, immer wieder mache. Nur sehr wenige Menschen sind von Grund auf schlecht. Vielleicht war Phu-Si-Yantong dem am nächsten gekommen, was ich in meinem Leben als das absolut Böse bezeichnen muß, und sein ungesunder
Weitere Kostenlose Bücher