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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehalten werden kann.“
    „Winnetou redet diese Sprache gerade wie ein Yuma.“
    „Das ist sehr gut. Ich habe mit Absicht die beiden Boten nicht zu den drei anderen Yumas legen lassen; sie sollen nicht miteinander flüstern können. Der Häuptling der Apachen hat ihre Namen gehört. Der eine Bote heißt ‚Schwarzer Geier‘ und derjenige von den drei anderen, welcher mir für meine Absicht am geeignetsten erscheint, weil er jedenfalls der am wenigsten Kluge von ihnen ist, wird ‚Dunkle Wolke‘ genannt. Wir lassen das Feuer ausgehen, so daß es finster wird. Dann schleicht Winnetou sich zum ‚Schwarzen Geier‘, gibt sich für die ‚Dunkle Wolke‘ aus und – – –“
    „Uff!“ unterbrach mich der Apache mit einer Bewegung der Überraschung. „Jetzt verstehe ich meinen Bruder. Ich bin die ‚Dunkle Wolke‘, und es ist mir gelungen, aus meinen Fesseln zu schlüpfen?“
    „Ja, so meine ich es.“
    „Der Gedanke ist vortrefflich! Ich will natürlich die roten Brüder auch losbinden, damit sie fliehen können. Während ich mich anstelle, als ob ich die Banden des ‚Schwarzen Geiers‘ lösen wolle, wird er mir sagen, was der ‚Schnelle Fisch‘ an der Fuente beschlossen hat.“
    „Ja, er wird es gewiß sagen, wenn es Winnetou gelingt, ihn zu täuschen.“
    „Ich werde ihn täuschen. Er wird mich gewiß für die ‚Dunkle Wolke‘ halten, zumal ich nur flüstern kann und nicht laut sprechen darf. Im Flüstern sind die Stimmen aller Menschen ähnlich.“
    Infolge dieses Plans wurde kein Holz mehr ins Feuer gelegt; Winnetou streckte sich ebenso wie ich lang aus und gab sich nach einigen Minuten den Anschein, fest zu schlafen; der Mimbrenjo hatte die erste Wache und setzte sich so, daß er der ‚Dunklen Wolke‘ den Rücken zukehrte. Wenn der Knabe wachte, konnte es leichter erscheinen, daß ein Gefangener sich befreite, als wenn Winnetou oder ich die Augen offen gehabt hätte, zumal er ihm den Rücken zudrehte. Der kleine Mimbrenjo fing seine Sache sehr klug an. Er gab sich den Anschein, sehr ermüdet zu sein, legte sich auch lang, stemmte den Ellbogen auf die Erde, stützte den Kopf mit der Hand und schloß, nach wiederholten scheinbaren Versuchen, wach zu bleiben, die Augen.
    Ich hatte die meinigen ein ganz klein wenig offen und sah, daß die Roten ihn scharf beobachteten und sich bedeutungsvolle Blicke zuwarfen. Ebenso sah ich, daß die Polizisten, welche mein Verhalten begriffen hatten, mit dem Jurisconsulto und dem Haziendero flüsterten. Wahrscheinlich gaben sie ihnen den einzigen guten Rat, der hier zu geben war. Die Flamme sank tiefer und tiefer. Ich bemerkte, daß die Yumas sich in ihren Fesseln streckten und wanden, um dieselben zu zerreißen. Dann ging das Feuer aus, und es wurde so finster, daß man die Hand vor den Augen nicht zu sehen vermochte.
    Es könnte scheinen, als ob unser Plan ein Wagnis gewesen sei. Die Yumas waren zwar gefesselt, aber nicht an Bäume gebunden; sie konnten sich jetzt in der Dunkelheit fortwälzen und einander dann mit den Zähnen die Riemen öffnen; aber ich befürchtete das nicht, denn einmal sollte die Dunkelheit nicht lange anhalten, und das andere Mal mußte Winnetou bei dem ‚Schwarzen Geier‘ es sofort merken, wenn die Roten an ihrer Befreiung arbeiteten.
    Er stieß mich mit der Hand an, um anzudeuten, daß er sich jetzt fortschleichen werde, und er tat dies mit solcher Geschicklichkeit, daß ich, der ich neben ihm gelegen hatte, nicht das mindeste davon bemerkte. Er hatte alles von sich gelegt und glitt hinüber nach der Stelle, an welcher der ‚Schwarze Geier‘ neben seinem Genossen lag. Bei ihm angekommen, berührte er ihn leise mit der Hand und raunte ihm zu:
    „Still! ‚Schwarzer Geier‘ erschrecke nicht und lasse keinen Laut hören!“
    Der Rote war über die unterwartete Berührung wahrscheinlich erschreckt, denn es verging eine Weile, in welcher er sich sammelte; dann fragte er ebenso leise:
    „Wer ist's?“
    „‚Dunkle Wolke‘.“
    Jetzt mußte es sich entscheiden, ob die Täuschung gelang oder nicht. Winnetou war gespannt darauf. Da flüstere der ‚Schwarze Geier‘:
    „Ich fühlte meines Bruders Hand. Ist sie denn frei?“
    „Beide Hände sind frei. ‚Dunkle Wolke‘ war nicht fest gebunden und hat sich losgemacht.“
    „So mag ‚Dunkle Wolke‘ schnell auch mich befreien! Die Hunde schlafen. Wir fallen über sie her und schlagen sie tot!“
    Winnetou nestelte an den Fesseln der Yumas herum und fragte:
    „Ist's nicht besser,

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