37 - Satan und Ischariot I
und auch niemandem zu schaden vermögen und denjenigen, an dem sie hängen, nur belästigen. Wenn Old Shatterhand solch Ungeziefer mit sich schleppen will, so ist das seine Sache. Der Häuptling der Apachen hat nichts dagegen.“
Darauf löste ich ihnen die Riemen. Daß sie doch wirklich Angst gehabt hatten, zeigte sich jetzt, als sie meine Hände ergriffen, um sich zu bedanken. Ich hatte nicht nötig, sie von mir abzuwehren, denn ihre Dankesbezeugungen wurden von anderer Seite unterbrochen, von einer Seite, an welche ich jetzt am allerwenigsten gedacht hätte. Nämlich genau an derselben Stelle, an welcher ich gestern mit Winnetou den Tümpel erreicht hatte, teilte sich jetzt das Gebüsch, und wen sahen wir? Den jungen Mimbrenjo, den ich fortgeschickt hatte, um die fünfzig Krieger, welche sich bei den Herden befanden, zu benachrichtigen. Da er so schnell zurückkehrte, mußte etwas, und zwar nichts Gutes, geschehen sein. Er reichte seinem Bruder die Hand und meldete dann, sich an Winnetou und mich wendend:
„Meine beiden großen Brüder haben so deutliche Spuren hinterlassen, daß ich ihnen leicht zu folgen vermochte. Leider wurde es gestern dunkel, ehe ich diesen Ort zu erreichen vermochte, und ich mußte, um die Fährte nicht zu verlieren, den Morgen kurz vor dem Ziel erwarten.“
„Mein junger Bruder“, antwortete ich, „muß kurz, nachdem er uns verlassen hat, wieder umgekehrt sein, um uns nachzureiten. Ich sandte ihn seinen Brüdern entgegen. Warum hat er den Auftrag nicht ausgeführt?“
„Er hat ihn ausgeführt. Wie könnte er es wagen, gegen die Befehle Old Shatterhands und Winnetous zu handeln! Ich bin auf meine Brüder getroffen und habe sie mitgebracht.“
„Unmöglich! Die Herden können, da sie so langsam gehen, nach meiner Berechnung frühestens morgen bei der Hazienda eintreffen.“
„Unsere Krieger können eher kommen, weil sie die Herden verlassen mußten. Sie sind von den Yumas überfallen worden.“
„Was? Es scheint, die Gegend wimmelt geradezu von Yumaschwärmen. Wir hatten den ‚Großen Mund‘ mit seinen Leuten; droben in Almadén alto stehen dreihundert, und nun gibt es einen dritten Trupp, welcher die Herden überfallen hat! Das ist doch sonderbar!“
„Old Shatterhand wird es noch weit sonderbarer finden, daß der ‚Große Mund‘ sich bei dem Trupp befunden hat.“
„Der ‚Große Mund‘?“ fragte ich beinahe erschrocken. „Der befindet sich doch in den Händen deines Vaters und soll nebst den anderen gefangenen Yumas nach den Weideplätzen der Mimbrenjos transportiert werden!“
„So war es; aber es ist ihm jedenfalls gelungen, sich frei zu machen. Dann hat er mit Yumakriegern die Herden überfallen.“
„Die Treiber haben sich natürlich gewehrt?“
„Nur kurze Zeit. Sie zählten nur fünfzig, und der ‚Große Mund‘ hatte mehrere hundert Krieger bei sich. Einige Mimbrenjos wurden getötet und mehrere verwundet; sie sahen ein, daß Widerstand zu nichts führen könne, und ergriffen die Flucht nach der Hazienda, wo sie Old Shatterhand und Winnetou wußten. Darum sind sie viel eher dort angekommen, als mein großer, weißer Bruder gedacht hat.“
„Warum sind sie nach dieser Richtung geflohen und nicht vorwärts, wo sie deinen Vater wußten?“
„Weil der ‚Große Mund‘ ihnen den Weg verlegte; weil sie annehmen mußten, daß es nun sehr fraglich sei, ob sie meinen Vater treffen würden, und weil sie nach der Hazienda nicht so weit hatten wie zu ihm. Auch glaubten sie, von Old Shatterhand und Winnetou notwendig gebraucht zu werden. Ich traf schon am Wald der großen Lebenseiche auf sie und kehrte schnell um, sie meinen beiden berühmten Brüdern nachzubringen. Sie harren unten am Waldrand, wo die Fährte, welcher wir gefolgt sind, unter die Bäume tritt. Ich vermutete den ersten Yumaposten hier und schlich voran, ihn zu erkundschaften.“
„So weiß man also nicht, wie der ‚Große Mund‘ frei geworden ist?“
„Nein.“
„Dann kann es mit deinem Vater und seinen Kriegern schlimm stehen. Wer weiß, in welcher Gefahr er sich befunden hat und noch befindet. Ihr seid doch wohl so klug gewesen, einige Leute abzusenden, um dies zu erkunden?“
„Ja. Zwei sind fort, um meinen Vater aufzusuchen, und zwei andere sind nach unseren Weideplätzen, um dafür zu sorgen, daß sich schnell zweihundert frische Krieger hinauf nach Almadén alto aufmachen. Hätten wir noch mehr tun sollen?“
„Nein. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen und bei der Eile,
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