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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche nötig ist, habt ihr genug getan. Hol deine Krieger herbei! Sie kommen mir wie gerufen, obgleich der Grund der Schnelligkeit für uns jedenfalls ein betrübender ist.“
    Keiner unserer Gefangenen hatte ein Wort des Gespräches gehört, da wir, wie sich ganz von selbst versteht, in vorsichtiger Entfernung von ihnen gestanden hatten. Jetzt blickte ich Winnetou an, und er sah mich an. Ich hatte in Gegenwart des Knaben keinen Vorwurf aussprechen wollen; jetzt aber, als dieser fort war, nahm das Gesicht Winnetous den allerstrengsten Ausdruck an, den ich jemals bei ihm beobachtet hatte, und er sagte:
    „Der ‚Starke Büffel‘ ist wert, aus der Reihe der Häuptlinge ausgestoßen zu werden! Kann Old Shatterhand das, was er gehört hat, für möglich halten?“
    „Eigentlich nicht, aber unser Freund hat es doch ermöglicht. Wie zornig machte ihn der Gedanke, daß ich den ‚Großen Mund‘ entkommen lassen wolle! Und nun ist er ihm selbst entflohen!“
    „Mein Bruder mag dazu nehmen, daß die Yumas alle gefesselt waren und keine Waffen hatten.“
    „Und daß sie von über hundert Mimbrenjokriegern bewacht wurden! Und doch ist der vornehmste und für uns wichtigste von ihnen entkommen!“
    „Vielleicht ist er nicht allein!“
    „Ja, es ist sogar wahrscheinlich, daß alle seine Leute von ihm befreit worden sind. Da er den Herden mit einer überlegenen Anzahl nachgefolgt ist, muß man vermuten, daß eine bedeutende Schar von Yumas auf die Mimbrenjos gestoßen ist, natürlich zufällig, und die Gefangenen befreit hat.“
    „So mußte sich der ‚Starke Büffel‘ bis auf den letzten Mann wehren!“
    „Und den ‚Großen Mund‘ lieber töten, als ihn entkommen lassen! Wir werden den gefährlichen Gegner nun bald wieder zu sehen bekommen. Er kann sich sagen, wohin wir wollen, und wird uns entweder unverweilt folgen, oder gar von da aus, wo er auf die Herden getroffen ist, den geraden Weg hinauf nach Almadén einschlagen. Da wir unser sowenig sind, müssen wir ihm zuvorzukommen suchen. Jeder einzelne von uns hat für zehn zu gelten, und was wir nicht durch Gewalt erreichen können, müssen wir durch doppelt scharfe List zu erlangen trachten.“
    Jetzt kamen die Mimbrenjos. Ich zählte vierzig. Einige von ihnen waren verwundet; da vier von ihnen als Boten unterwegs waren, hatten sie bei dem Zusammentreffen mit dem ‚Großen Mund‘ sechs Tote verloren. Sie begrüßten uns stumm, schienen überhaupt sehr kleinlaut zu sein und Vorwürfe von uns zu erwarten; wir enthielten uns aber derselben, welche doch nichts nützen konnten, und ließen uns nur erzählen, wie es bei dem Überfall zugegangen war. Sie hätten sich, trotzdem sie von einer solchen Übermacht angegriffen worden waren, wohl länger gewehrt, hatten sich aber klugerweise gesagt, daß mir ihre gesunden Glieder nützlicher sein würden als den Feinden ihr Tod. Sie verdienten keinen Tadel; die Schuld traf ihren Häuptling ganz allein. Zwar wußten wir nicht, unter welchen Umständen ihm der ‚Große Mund‘ entkommen war, aber es stand doch fest, daß er ihn auf keinen Fall hätte entfliehen lassen dürfen.
    Am liebsten wäre ich jetzt gleich nach der Fuente aufgebrochen; aber wir mußten vorher den ‚Schnellen Fisch‘ erwarten und festnehmen. Wir konnten es allerdings auch so einrichten, daß wir unterwegs auf ihn trafen, aber da hätte er uns von weitem sehen und uns entgehen können. Ich schickte also den jungen Yumatöter hinunter nach der Stelle, an welcher ich gestern mit Winnetou die beiden Boten festgenommen hatte; er konnte dort weit ostwärts blicken und sollte, sobald er die Erwarteten sah, uns sofort benachrichtigen.
    Diese zählten sechs Mann. Da ich sie weder töten noch verwunden und auch ihre Pferde unverletzt haben wollte, so war mir die so unerwartete Ankunft der vierzig Mimbrenjos außerordentlich gelegen. Ich konnte den ‚Schnellen Fisch‘ mit einer solchen Übermacht empfangen, daß ihm der Gedanke an Gegenwehr vergehen mußte.
    Es war wohl gegen neun Uhr vormittags, als der Yumatöter gelaufen kam, um zu melden, daß er sechs Reiter gesehen habe. Ich machte mich mit fünfzehn Mimbrenjos die Höhe hinunter und legte mich mit ihnen in den Hinterhalt. Wir sahen die sechs im Trab näher kommen. Als sie den Fuß der Höhe erreichten, ließen sie ihre Pferde langsamer gehen, was uns die Ausführung unserer Absicht erleichterte. Wir drangen von beiden Seiten aus den Büschen auf sie ein, rissen sie von den Pferden und nahmen ihnen die

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