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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niederzuschießen. Als er zu der Stelle kommt, die er sich dazu ausersehen hat, steckt Old Shatterhand da!“
    „Unmöglich!“
    „Ja, und dort ist es zum Kampf gekommen, wobei er Melton die beiden Hände ausgerenkt hat. Melton ist dadurch natürlich für längere Zeit unfähig geworden, eine Waffe zu gebrauchen.“
    „Das ist stark! So etwas hat man noch nicht gehört! Sonst aber ist Melton nichts geschehen?“
    „Nichts. Der Deutsche hat ihn laufenlassen, ihn aber vorher gewarnt. Aus der Warnung geht hervor, daß er diese Gegend jetzt zwar verläßt, aber die feste Absicht hat, wiederzukommen.“
    „Wo will er hin?“
    „Jedenfalls zu den Mimbrenjos, um sie zur Hilfe gegen unsere Yumas zu holen.“
    „Hole ihn dafür der Teufel! Wenn er diese Absicht wirklich hat und sie auch in Ausführung bringt, so ist es mit unserem schönen Plan freilich so gut wie zu Ende.“
    „Doch noch nicht. Müssen wir denn warten, bis er mit ihnen kommt? Er hält sich für den klügsten Menschen der Welt, hat aber höchst albern gehandelt, als er merken ließ, daß er ahnt, was wir vorhaben. Ich an seiner Stelle hätte Melton kaltgemacht. Er hatte das vollste Recht dazu. Nun aber wird Melton sich zwar nicht persönlich am Kampf beteiligen können, aber seine gelähmten Hände hindern ihn doch nicht, das Kommando zu führen.“
    „Von einem Kampf wird wohl keine Rede sein. Den guten Deutschen, die so schön in unsere Falle gegangen sind, wird es nicht einfallen, sich zu wehren, zumal wenn sie einsehen, daß es nicht ihnen an den Kragen gehen soll. Und wenn die paar Hirten, welche es hier gibt, sich rühren wollen, so sind sie in weniger Zeit als einer Minute kaltgemacht. Aber beeilen müssen wir uns!“
    „Das ist es, was ich meine und womit Melton vollständig einverstanden ist. Wir dürfen nicht so lange warten, wie es eigentlich in unserem Plan lag, sondern müssen möglichst bald losbrechen. Also heute der Überfall, morgen der Handel mit dem Haziendero und übermorgen der Ritt nach Ures, um den Kaufvertrag abzuschließen. Dann mag der Germane mit seinen Mimbrenjos kommen; er kann uns nichts anhaben und wird ausgelacht.“
    „Das ist richtig. Es gilt also, die Zeit und Stunde zu bestimmen. Habe ich dem Häuptling darüber etwas Genaues zu melden?“
    „Nein, da wir ohne ihn nichts beschließen können. Ich werde mit ihm sprechen, um die Zeit mit ihm festzusetzen. Sage ihm also, daß ich morgen ins Lager kommen werde. Ich werde kurz vor der Abenddämmerung dort eintreffen.“
    „Kannst du denn von der Hazienda fort, ohne daß es auffällt?“
    „Warum nicht? Ich unternehme einen Jagdausflug; es gibt auch noch andere Ausreden.“
    „Aber wenn du des Abends nicht zurückkommst?“
    „So sage ich am nächsten Morgen, ich hätte mich verirrt gehabt und sei gezwungen gewesen, im Wald zu übernachten. Weit eher kann es auffallen, daß ich mich jetzt entfernt habe. Ich will darum nun rasch zurück. Hast du mir noch etwas mitzuteilen?“
    „Nein!“
    „Ich dir auch nicht. Wir sind also fertig. Gute Nacht, Junge!“
    „Gute Nacht, Vater! Ich laß Melton baldige Heilung seiner Hände wünschen.“
    Die beiden gingen auseinander, der Vater am Wasser aufwärts der Hazienda zu und der Sohn am Wasser abwärts und den See entlang, um wieder zu seinem Pferd zu kommen und zu den Indianern zurückzureiten. Ich stieg aus dem Wasser und schlug, nachdem ich meine abgelegten Sachen wieder zu mir genommen hatte, den letzterwähnten Weg ein, um meinem Indianerknaben zu sagen, daß ich glücklich gewesen sei und nun einmal nach der Hazienda müsse.
    Es handelte sich also wirklich um einen Indianerüberfall. Derselbe war für später beabsichtigt gewesen, sollte nun aber, und zwar meinetwegen, beschleunigt werden. Es war also notwendig, meine Landsleute zu warnen, obgleich aus dem Vernommenen hervorging, daß ihnen eine unmittelbare Gefahr dabei nicht drohe. Letzteres war mir unverständlich. Warum sollte es gerade ihnen nicht ‚an den Kragen‘ gehen, wie Weller senior sich ausgedrückt hatte? Warum sollten nur die Hirten, falls sie sich wehrten, ‚kaltgemacht‘ werden? Es gab da einen dunklen Punkt, der mir trotz allen Nachdenkens nicht hell werden wollte.
    Nachdem ich meinen Gefährten benachrichtigt hatte, wendete ich mich wieder bachaufwärts und vermied dabei jedes Geräusch, um nicht etwa von den Hirten bemerkt zu werden. Es war noch nicht spät und so die Möglichkeit vorhanden, daß man das Tor noch nicht geschlossen hatte. In

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