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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angestiftet!“
    „Schöner Mensch, der Sie sind! Aber Scherz beiseite! Wo haben Sie sich denn umhergetrieben, und was ist geschehen, daß Sie Ihre Anstellung als Buchhalter nicht bekommen haben?“
    „Ich habe sie nicht bekommen, weil ich sie ausgeschlagen habe, und umhergetrieben habe ich mich da, wo ich mich sehr wahrscheinlich noch einige Zeit umhertreiben werde, nämlich in der Umgegend der Hazienda.“
    „Wozu? Sind Sie noch immer mißtrauisch?“
    „Ja. Und mein Mißtrauen hat sich als ein sehr begründetes herausgestellt. Meine Vermutungen sind zur Gewißheit geworden. Die Hazienda soll von Indianern überfallen werden –“
    „Die Rothäute mögen kommen! Sie werden sich wundern, wenn sie mir so von ungefähr zwischen meine Fäuste geraten.“
    „Nehmen Sie die Sache nicht scherzhaft und leicht; ich spreche sehr im Ernst. Gibt es nicht einen gewissen Weller hier?“
    „Ja. Er kam heute gegen Mittag hier an.“
    „Was will er da?“
    „Man munkelt davon, daß er die Absicht hat, die Hazienda zu kaufen. Don Timoteo fällt es aber nicht ein, zu verkaufen.“
    „Kennen die beiden einander?“
    „Ich glaube schwerlich.“
    „Haben Sie vielleicht Weller mit Melton zusammen gesehen?“
    „Nein. Aus dem sehr einfachen Grund, weil Melton sich überhaupt nicht sehen läßt. Er soll das Bett hüten, weil er Fieber hat. Der Teufel hole das Fieber!“
    „Warum nur das Fieber und nicht den Kranken auch?“
    „Meinethalben kann er beide holen, das Fieber und den Kerl dazu. Und wenn er auch Sie mitnimmt, so habe ich auch nichts dagegen!“
    „Sehr verbunden! Was habe ich Ihnen denn zuleid getan, daß Sie mir einen solchen Wunsch aussprechen?“
    „Das können Sie noch fragen! Ich möchte aus Ärger über Sie zerplatzen, und da fragen Sie noch ganz ruhig und vergnügt, was Sie mir getan haben! Wissen Sie vielleicht, wo Judith ist?“
    „Nein. Wie kann ich das wissen! Aber warum fragen Sie so? Ist sie denn fort?“
    „Fort? Sie ist da; sie ist sogar sehr da; sie ist ganz außerordentlich am Platz!“
    „Reden Sie doch deutlicher! Wo steckt sie denn; was tut sie, und was ist mit ihr?“
    „Wo sie steckt?“ knirschte er. „Drin bei Melton. Was sie tut? Sie pflegt ihn. Und was es mit ihr ist? Aus ist's mit ihr, ganz und vollständig aus! Denken Sie sich das Mädchen als Pflegerin dieses Menschen! Können Sie sich das überhaupt denken?“
    „Warum nicht? Oder hat sie kein Geschick zur Krankenpflege?“
    „Fragen Sie nicht so dumm! Das Mädchen hat Geschick zu allem, was es nur geben kann, das meiste aber dazu, die Männer verrückt zu machen.“
    „So sind Sie sehr wahrscheinlich auch ein wenig verrückt?“
    „Sehr wahrscheinlich! Und ich befürchte, daß ich in dieser Verrücktheit etwas tue, was man sonst nicht alle Tage zu tun pflegt, nämlich dem Melton den Kopf auf den Rücken drehen.“
    „Das kann Ihnen leicht den eigenen Kopf kosten!“
    „Schadet nichts. Ich habe ihn ja schon halb verloren. Sie sehen also, daß ich zornig auf Sie sein muß. Hätten Sie Melton in Ruhe gelassen, so wäre er nicht krank geworden und brauchte keine Pflegerin!“
    „Kann ich dafür, daß die Jüdin so barmherzig ist? Warum gibt sie sich dazu her?“
    „Doch nur, um mich zu ärgern; ich weiß es ja. Und ihr Vater hat seine Einwilligung dazu gegeben, um sich bei Melton einzuschmeicheln. Ich wollte, Sie hätten wirklich recht mit Ihren Indianern. Ich wünsche sehr, daß die Roten kommen und das ganze Pack zusammenhauen!“
    „Und Sie mit! Nicht? Sie können übrigens in dieser Beziehung vollständig unbesorgt sein. Ihr menschenfreundlicher Wunsch wird in Erfüllung gehen; die Indianer werden kommen; ja, sie sind sogar schon da.“
    „Sie scherzen doch nur?“
    „Nein. Ich habe sie gesehen und beobachtet. Und unser Kajütenwärter befindet sich bei ihnen.“
    „Alle Wetter! Dann hätten Sie ganz richtig vermutet!“
    „Allerdings. Hören Sie!“
    Ich erzählte ihm von dem, was ich gesehen und gehört hatte, so viel, wie ich für gut hielt, und bemerkte zu meiner Genugtuung, daß seine Zweifel schwanden. Er begann, die Sache ernst zu nehmen, und sagte, als ich geendet hatte:
    „Sie sind, bei meiner Seele, ein sonderbarer Mensch. Ich nahm erst an, daß Sie mit sehr viel überflüssiger Phantasie begabt seien und infolgedessen Drachen sähen, wo eigentlich nicht einmal eine Mücke vorhanden ist. Jetzt aber muß ich mein Urteil ändern, denn ich sehe ein, daß Sie planmäßig denken und planmäßig handeln.

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