37 - Satan und Ischariot I
Er will mit demselben das Vieh zurückkaufen und bat mich, den Yumas nachzureiten, um mit ihnen zu verhandeln.“
„Wer hat das Geld, du oder er?“
„Er natürlich.“
Sie hatten mich noch immer nicht erkannt und sahen einander betroffen an. Der bisherige Sprecher meinte nachdenklich, ohne dabei auf meine Gegenwart Rücksicht zu nehmen:
„Da muß etwas geschehen sein! Der Haziendero ist noch da, und die anderen Bleichgesichter befinden sich nicht bei ihm! Auch unsere Krieger waren nicht zu sehen, obwohl sie nach hier unterwegs sein müssen! Er will das Vieh zurückkaufen; er hat Geld! Da kann alles anders werden! Und wo befinden sich die vielen fremden Bleichgesichter, welche mit ihren Frauen und Kindern von unseren Brüdern erwartet werden und in die Berge gebracht werden sollen?“
Die anderen schüttelten stumm die Köpfe; er wendete sich wieder an mich:
„Bist du nicht vor kurzer Zeit zwei Reitern begegnet?“
„Ja. Es war ein Weißer mit einem jungen Indianer.“
„Wie war der Weiße gekleidet?“
„Wie ein Lump und Habenichts.“
„Was für Waffen hatte er?“
„Ich sah zwei Gewehre.“
„Das stimmt. Der Hund von Mimbrenjo hat sie ihm nachgebracht!“
Das sagte er wie zu sich selbst oder zu seinen beiden Kameraden; dann fragte er mich weiter:
„Ritten sie sehr schnell?“
„Nein“, antwortete ich, indem ich den Zügel schärfer anzog, um mein Pferd um einige Schritte zurückzunehmen. „Sie waren abgestiegen.“
„Wo?“
„Dort hinter mir im Gebüsch.“
„Uff! So müssen wir schnell zurück, denn das lange Gewehr des Bleichgesichts reicht bis hierher; es ist ein Bärentöter. Und die kurze Flinte desselben schießt ohne Aufhören immerfort. Komm mit uns! Wir reiten eine Strecke zurück, wo du den Häuptling sehen wirst und mit ihm sprechen kannst.“
„Das hat Zeit. Wartet noch ein wenig! Ich möchte etwas von euch haben.“
„Was?“
„Eure Gewehre und eure Pferde.“
„Warum und wozu?“ fragte er, indem er mich, erstaunt über diese Forderung, anblickte.
„Darum!“ antwortete ich, indem ich mit der Linken das Tuch aus dem Gesicht strich und mit der Rechten den Stutzen auf sie richtete. „Ihr habt selbst gesagt, wie oft ich mit diesem Gewehre zu schießen vermag. Wer von euch von der Stelle weicht, erhält augenblicklich eine Kugel. Und dort im Gebüsch steht der Mimbrenjo mit meinem Bärentöter, dessen Kugel bis hierher und auch noch weiter geht.“
Sie blieben halten, nicht etwa infolge meines Befehls, sondern vor Schreck, und starrten mir mit weit geöffneten Augen in das jetzt unverhüllte Gesicht.
„Uff!“ stieß der Sprecher hervor. „Das ist Old Shatterhand!“
„Old Shatterhand, Old Shatterhand!“ wiederholten die beiden anderen.
„Ja, Old Shatterhand ist's“, nickte ich, das Gewehr mit der Mündung noch immer auf sie richtend. „Wendet nicht um, sonst schieße ich! Ihr wollt mich fangen und seid nun selbst gefangen. Ich will euch aber freilassen und euch die Erlaubnis geben, zu eurem Häuptling zurückzugehen. Laßt eure Gewehre fallen!“
Sie hatten ihre Flinten, wie Indianer bei jeder fremden Begegnung zu tun pflegen, in den Händen, doch nicht schußbereit. Sie wagten nicht, sie gegen mich zu erheben, gehorchten aber doch nicht sogleich.
„Schnell, sonst schieße ich! Ich warte nicht!“ donnerte ich sie an. „Eins – zwei – – –“
Ich hatte noch nicht ‚drei‘ gesagt, so ließen sie die Gewehre aus ihren Händen und von den Pferden herab auf die Erde fallen.
„Steigt ab und tretet auf die Seite!“
Sie gehorchten aus Angst vor der Mündung meines Stutzens.
„Jetzt lauft zurück! Wer von euch sich umsieht, solange ich ihn zu sehen vermag, bekommt die Kugel!“
Sie rannten augenblicklich in vollstem Lauf davon. Es war eigentlich zum Lachen, wie sie so davonschossen. Als sie mich noch fest hatten, spotteten und höhnten sie über mich; jetzt aber liefen sie wie die Hasen.
Ich brauchte gar nicht zu warten, bis sie verschwunden waren, denn ich war überzeugt, daß sie nicht wagen würden, sich umzudrehen. Ich stieg ab, um ihre Gewehre aufzunehmen und mich ihrer Pferde, welche beim Verschwinden ihrer Herren unruhig geworden waren, zu versichern. Da sah ich auch schon meinen Mimbrenjo im vollen Galopp aus dem Busch geritten kommen, um mir zu helfen.
„Uff, uff!“ rief er mir schon von weitem zu. „Old Shatterhand ist ein großer Zauberer; ihm gelingen alle, selbst die schwersten Medizinen!“
„Das war nicht
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