37 - Satan und Ischariot I
schwer“, antwortete ich.
„Ohne Kampf drei Feinde zu entwaffnen und ihnen noch dazu die Pferde abzunehmen? Das soll nicht schwer sein? Wer hätte das vorhin gedacht! Als du sagtest, daß du mit ihnen reden wolltest, war ich voller Sorge um dich!“
„Ich hatte einen Verbündeten.“
„Ja, du hattest einen, denn ich stand mit deinem Bärentöter, den ich aber nicht halten konnte, sondern auf die Gabel eines Busches legen mußte, bereit, sofort zu schießen, falls sie Miene machen sollten, sich gegen dich zu wehren.“
„Das war sehr brav, wenn auch unnötig. Ich meine einen anderen Verbündeten, nämlich die Überraschung. Durch diese wurde die Angst verdoppelt, welche sie vor meinen Gewehren haben. Doch wir müssen fort, denn ihre Kameraden können jeden Augenblick erscheinen.“
Wir befestigten die drei Gewehre an den Sattelknöpfen der erbeuteten Pferde, der Mimbrenjo nahm ein Pferd, ich zwei am Zügel, dann ritten wir davon, erst langsam durch den Busch und, als wir ihn hinter uns, vor uns aber freies Land hatten, im Galopp. Diese Schnelligkeit hielten wir aber nur so lange ein, bis wir weit genug entfernt waren, um nicht gefährdet zu werden. Als wir die Büsche nur noch als dünnen Streifen hinter uns liegen sahen, blieben wir halten, und zwar in wohlerwogener Absicht. Es kam uns ja darauf an, die Verfolger hinter uns herzulocken, und so mußten wir uns zuweilen von ihnen sehen lassen, um ihre Energie neu zu beleben.
Indem wir jetzt ruhig nebeneinander auf den Pferden saßen, bemerkte ich, daß der Mimbrenjo verstohlene, verlangende Blicke auf mich richtete, und erriet, daß er gern wissen wollte, was ich mit den drei Yumas gesprochen hatte. Ich erzählte es ihm. Als Knabe konnte er eine solche Vertraulichkeit nicht verlangen, um so mehr aber war er stolz darauf, daß ich ihm diese Mitteilung machte. Als ich zu Ende war, blickte er sinnend vor sich nieder und sagte dann:
„Bei Old Shatterhand lernt man von Stunde zu Stunde immer mehr. Hat man die Vorteile erfahren, welche ein Krieger sich zu nutze machen muß, so hört man bald darauf wieder, wie man es anzufangen hat, von jemand das zu erfahren, was er einem nicht sagen soll. Wir wissen nun fast alles!“
„O, noch lange nicht! Die Hauptsache ist mir verborgen geblieben.“
„Will Old Shatterhand mir mitteilen, welche Sache das ist?“
„Gern. Zunächst wissen wir, daß wir fünfzig Verfolger hinter uns haben, und zwar unter Anführung des Häuptlings selbst. Was wird daraus zu schließen sein?“
„Daß die Herden und die verwundeten Krieger bis zur Rückkehr dieser fünfzig nicht weiterziehen, sondern da liegenbleiben, wo wir sie verlassen haben.“
„Richtig! Ferner wissen wir, daß Melton und die beiden Weller frei sind, daß auch der Haziendero nicht mehr gefangen ist und daß sogar die weißen, fremden Einwanderer freigelassen worden sind.“
„Ist das nicht genug?“
„Nein.“
„Aber es kam dir doch eigentlich wohl nur darauf an, sie zu retten! Nun sind sie frei.“
„Sie sind frei, aber wo? Sie sollen von den Brüdern der Yumas, also von anderen Yumas, in die Berge geführt werden. Das kommt mir verdächtig vor. Welche Berge sind gemeint? Was sollen sie dort? Sie kamen doch aus ihrer Heimat in dieses Land, um auf der Hazienda del Arroyo zu arbeiten. Wozu schafft man sie da, noch dazu durch feindliche Indianer, in unbekannte Berge?“
„Das vermag ich nicht zu sagen!“ meinte der Knabe in drolliger Aufrichtigkeit.
„Tröste dich darüber, denn ich weiß es auch nicht, werde aber nicht ruhen, bis ich es erfahren habe. Ferner: Der Haziendero hat mit Melton nach Ures gewollt. Was treiben sie dort? Ich würde unter anderen Umständen diese Reise für eine ganz unverdächtige Sache halten; aber Melton hat die Indianer herbeigelockt und von ihnen die Hazienda überfallen, ausrauben und einäschern lassen. Nun reitet er mit dem zugrundegerichteten Besitzer nach Ures, während die fremden Arbeiter desselben, welche bei dem Überfall auch alle ihre geringe Habe verloren haben, von Indianern in die Berge geführt werden. Der Haziendero gehört dahin, wo sie sind; warum trennt man sie?“
„Glaubst du, das erfahren zu können?“
„Ja. Ich werde, sobald wir die Herden gerettet haben, unbedingt nach Ures reiten. Und nun endlich, wo sind die Yumas, welche da, wo ich getötet werden sollte, zur Bewachung der gefangenen Weißen zurückgelassen worden sind? Sind die Gefangenen wirklich frei, so können die Wächter ihrem
Weitere Kostenlose Bücher