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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häuptling, mein Freund, mitgekommen?“
    „Wie könnte er zurückbleiben, wenn Old Shatterhand ruft, der mit ihm die Pfeife der Freundschaft getrunken und eben jetzt seine drei Kinder vom Tod errettet hat! Auch der kleine Sohn ist mitgekommen, welcher nicht im Wigwam bleiben wollte, weil sein älterer Bruder bei dir ist. Wir haben uns viel zu sagen, doch steige in den Sattel, damit du vorher den ‚Starken Büffel‘ und seine Krieger begrüßest!“
    Ich hätte ihm am liebsten jetzt das Notwendigste gesagt und ihn nach dem Hauptsächlichsten gefragt; das wäre aber gegen seine Gewohnheiten gewesen. Wir stiegen also auf. Die Mimbrenjos waren indessen schon an der Stelle, an welcher ich nördlich umgebogen hatte, vorübergekommen. Winnetou gab einen Schuß aus seiner Silberbüchse ab, und der scharfe Knall drang bis zu ihnen. Sie sahen uns friedlich beisammen und hielten an. Wir ritten auf sie zu, hinter uns mein kleiner Mimbrenjo, welcher es nicht gewagt hatte, ein Wort zu sagen, aber mit bewunderndem, ja, ich möchte beinahe sagen mit hingebendem Blick an der Gestalt des berühmtesten der Apachenhäuptlinge hing.
    Von weitem waren die Mimbrenjos nicht zu schätzen gewesen; jetzt, da wir uns ihnen näherten, sah ich freilich, daß es anderthalbhundert Reiter waren, alle gut mit Schießgewehren bewaffnet. Vor ihnen hielt Nalgu Mokaschi, der ‚Starke Büffel‘, mein treuer, wenn auch rauher Freund von früher her. Sie hatten sich die Gesichter mit gelben und dunkelroten Streifen, ihren Kriegsfarben, bemalt, ein Beweis, wie ernst sie es mit der mir zu leistenden Hilfe zu nehmen beabsichtigten.
    Der Häuptling, eine hohe, starkknochige Gestalt, hielt vor seinen Leuten auf einem sehr kräftigen Falben. Er blickte uns erwartungsvoll entgegen, da er mich von weitem nicht erkannte, weil er mich in einem mexikanischen Anzug noch nicht gesehen hatte. Als wir aber nahe genug gekommen waren, sah ich trotz der Farben, welche sein Gesicht bedeckten, daß seine Züge den Ausdruck freudiger Überraschung annahmen.
    „Uff, uff!“ rief er aus. „Da ist ja Old Shatterhand, der Freund unserer Herzen, den wir so viele Monde nicht gesehen haben! Wir sind gekommen, ihm gegen die Hunde der Yuma beizustehen!“
    Der Indianer ist gewohnt, seine Gefühlsregungen zu beherrschen; die Freude der Mimbrenjos war aber so groß, daß sie in laute Jubelrufe ausbrachen. Der ‚Starke Büffel‘ warf sich aus dem Sattel, um mich zu begrüßen. Er erwartete von mir ein Gleiches. Nach indianischer Sitte hätten wir hier absteigen müssen, um an Ort und Stelle die Pfeife der Begrüßung und des Friedens zu rauchen; ich aber blieb auf meinem Pferd sitzen, reichte ihm nur die Hand und antwortete:
    „Meine Seele ist froh, den ‚Starken Büffel‘ zu sehen und die Angesichter seiner tapfern Krieger schauen zu dürfen; ich möchte ihnen gern vieles sagen und sie nach vielem fragen, aber wir müssen diese Stelle augenblicklich verlassen, da die Yumas sofort erscheinen werden. Meine Brüder mögen also umkehren, um zurückzureiten.“
    „Sind diese Hunde hinter dir? Wir werden sie hier erwarten, um ihnen allen das Leben zu nehmen!“
    „Wenn wir hier halten blieben, würden sie sich, sobald sie uns erblickten, aus dem Staub machen. Darum mag der Häuptling der Mimbrenjos tun, was ich gesagt habe. Reiten wir schnell nach dem Wald, an welchem er vor kurzem vorübergekommen ist, so können wir sie dort erwarten, ohne daß sie uns sehen. Sie werden zwar die Spuren meiner roten Brüder bemerken, sie aber nicht deutlich lesen können, da wir dieselben auswischen werden.“
    Ehe er auf meine Worte eine Erwiderung geben konnte, erhielt ich von einer anderen, und zwar mir sehr lieben Seite eine Antwort. Es ertönte nämlich hinter den Reitern ein lautes freudiges Wiehern. Dort hielt ein Indianer das Pferd, welches Winnetou für mich mitgebracht hatte, am Leitzügel. Es hatte meine Stimme gehört, mich an derselben erkannt und strebte nun, sich loszureißen und zu mir zu kommen.
    „Hatatitla!“ rief ich. „Laßt das Pferd los!“
    Man folgte dieser Aufforderung. Das kluge, treue Tier kam herbeigesprungen, beschnoberte mich, und als ich ihm den schlanken Hals und die lange, glänzende Mähne streichelte, umsprang es mich einigemal wiehernd und schnaubend und blieb dann bei mir stehen.
    „Uff, uff!“ riefen die Indianer, von dieser Treue ebenso gerührt wie ich. Ja, das war mein ‚Blitz‘, der mich aus so mancher Gefahr getragen und mir durch seine Klugheit

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