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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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soll ihn dabei begleiten. Darum sollen unsere Pferde, welche die schnellsten sind, gesattelt bleiben.“
    „Uff! Meine beiden Brüder haben recht; es mag geschehen, wie sie gesagt haben.“
    Winnetou hatte sich während dieser Unterredung nieder- und ich mich zu ihm gesetzt; der ‚Starke Büffel‘ nahm jetzt bei uns Platz. Seine Leute gaben ihre Pferde frei und lagerten sich in einem Kreis um uns, hatten dabei jedoch acht, daß die Tiere sich nicht etwa über die Waldspitze hinaus entfernten, weil sie da von den sich nähernden Yumas gesehen worden wären. Ein Krieger begab sich nach der erwähnten Spitze, um dort, unter dem Gebüsch verborgen, nach den erwarteten Feinden auszuschauen.
    Wären Winnetou und ich nicht bei den Mimbrenjos gewesen, so hätten dieselben sich wohl alle auf die Lauer gelegt. Sie wollten sich zwar nichts merken lassen, doch sah ich es ihnen an, daß sie innerlich nicht so ruhig waren, wie es den Anschein hatte. Winnetou hingegen schien gar nicht mehr an die Yumas zu denken; sie konnten in der nächsten Minute erscheinen, und er wollte sie beobachten, dennoch zog er seine Friedenspfeife hervor, was auf die Zeremonie des Begrüßens deutete, welche stets eine umständliche ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich wunderte mich darum nicht darüber, daß die Mimbrenjos ihn erstaunt anblickten. Er aber nahm, ohne dies zu beachten, den schön gestickten Tabaksbeutel vom Gürtel, stopfte das mit Kolibrifedern geschmückte Kalumet und sagte, zu mir gewendet:
    „Weil wir so schnell verschwinden mußten, konnten wir meinen weißen Bruder nicht sofort begrüßen; nun aber haben wir Zeit, und er mag mit uns die Pfeife rauchen, welche der Freundschaft und dem Frieden gewidmet ist.“
    Als er beschäftigt war, den Tabak anzubrennen, kam der Wachtposten eiligst herbeigerannt und meldete in einem so dringenden Ton, als ob wir uns in äußerster Gefahr befänden:
    „Die Yumas kommen; ich sehe sie! Sie kommen so schnell, daß sie sogleich hier sein werden!“
    Die uns umgebenden Krieger sprangen auf; ihr Häuptling machte auch schon Miene, aufzustehen; da strafte Winnetou den Meldenden in ernstem Ton:
    „Was fällt dem Mimbrenjo ein, Winnetou zu stören, welcher im Begriff steht, die Pfeife des Friedens anzubrennen! Was ist wichtiger, der heilige Rauch des Kalumets oder das Erscheinen einiger Yumahunde, welche sogleich vor Angst wieder umkehren werden?“
    Der Mann stand wie angedonnert da und senkte den Kopf. Winnetou fügte hinzu:
    „Der Mimbrenjo mag an seinen Platz zurückkehren und die Feinde beobachten, um mir später, wenn wir Old Shatterhand begrüßt haben, zu melden, daß sie verschwunden sind!“
    Der Rote schlich von dannen; seine Kameraden konnten nichts anderes tun, als sich wieder setzen, obgleich es für sie jedenfalls keine kleine Aufgabe war, ihre Aufregung zu bemeistern. Ihr Häuptling war wohl im stillen froh, daß er wenigstens nicht ganz aufgesprungen war und sich in unseren Augen nicht so sehr wie sie blamiert hatte.
    So gewiß war Winnetou seiner Sache! Es gab doch immerhin die Möglichkeit, daß die Yumas kein Bedenken fanden, ihren Ritt unbeirrt fortzusetzen; in diesem Fall wären wir zwar nicht gerade von ihnen überrascht und unvorbereitet getroffen, aber doch bei einer Zeremonie gestört worden, deren Unterbrechung stets als ein böses Omen, ja beinahe als eine Schande betrachtet wird.
    Das Rauchen der Friedenspfeife ist so oft beschrieben worden, daß ich wohl unterlassen kann, es hier zu tun; ich will aber erwähnen, daß es sehr lange dauerte, ehe das wiederholt gefüllte und in Brand gesetzte Kalumet durch so zahlreiche Hände von Mund zu Mund gegangen war. Winnetou, der ‚Starke Büffel‘ und ich waren jeder zu einer Rede gezwungen, welche stehend gehalten wurde. Wir taten sechs Züge aus aus der Pfeife und bliesen den Rauch gegen den Himmel, die Erde und die vier Hauptwindrichtungen; die anderen Indianer brauchten nur zwei Züge zu tun und den Rauch ihren beiden Nachbarn ins Gesicht zu blasen.
    Zwei durften sich nicht mitbeteiligen, nämlich die beiden Knaben des Häuptlings. Sie gehörten nicht zu den Kriegern, hatten noch keine Namen und standen in der Ferne außerhalb des Kreises. Die Aufnahme in den Stand der Krieger ist, wie schon früher erwähnt, an sehr strenge Bedingungen geknüpft, von deren Erfüllung nur in sehr seltenen Fällen und auf ganz besondere Veranlassung oder Empfehlung abgesehen wird. Ebenso umständlich geht es her, wenn ein neuer Krieger zum

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