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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befand. Freilich durfte er mir nicht sagen, daß der Kolarasi sein Vater sei. Er fuhr fort:
    „Da Krüger-Bei Sie für seinen Freund hält, so haben Sie jedenfalls einigen Einfluß auf ihn. Können Sie es nicht bewirken, daß er dem Kolarasi Hilfe sende?“
    „Die Frage ist sehr überflüssig, Mr. Hunter. Sie haben ja von mir gehört, daß der Herr der Heerscharen morgen mit Kavallerie aufbrechen wird.“
    „Gegen die Uled Ayar?“
    „Ja. Sobald der entkommene Bote die Hiobspost brachte, hat man sich sofort zum Aufbruch gerüstet. Krüger-Bei wird drei Schwadronen anführen.“
    „Drei? Meinen Sie, daß das genug ist, den Kolarasi zu retten?“
    „Ja, wenn er nicht indessen getötet wird. Die Gefahr ist groß, und die Entfernung beträgt ungefähr fünf Tagereisen. Der Bote fünf Tage her, wir fünf Tage hin, das macht, von dem Augenblick an, an welchem er eingeschlossen wurde, bis zu unserer Ankunft dort volle zehn Tage.“
    „Zehn Tage! Was kann nicht alles in zehn Tagen geschehen!“
    „Freilich, freilich! Er hat, um vom Wasser gar nicht zu reden, auch gar nicht soviel Proviant mit, um es mit seiner Schwadron zehn Tage auszuhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß er sich ergeben muß.“
    „Himmel! Was ist da zu tun!“
    Er rannte schneller hin und her als vorhin, fuhr sich mit den Händen in das Haar, kratzte sich, stieß unverständliche Ausdrücke aus, kurz und gut, gebärdete sich wie ein Mensch, dessen sich eine ganz außerordentliche Aufregung bemächtigt hat. Ich ließ das geschehen, ohne ein Wort zu sagen. Wenn ich ihn richtig beurteilte und mich nicht in ihm irrte, mußte er jetzt zu dem Entschluß kommen, auf den ich es abgesehen hatte, nämlich mit uns zu reiten.
    Ich war sehr gespannt, was er nun tun werde, ließ es aber nicht merken. Da blieb er vor mir stehen und sagte:
    „Sie schließen sich also diesem Kriegszug an und Sir Emery auch?“
    „Ja. Sogar Ben Asra, unser Somali, geht mit.“
    „Auch dieser? Was sagen Sie dazu, daß ich beinahe wünsche, auch mitgehen zu dürfen?“
    „Sie? Hm!“
    „Brummen Sie nicht, sondern reden Sie! Warum machen Sie ein Gesicht, in welchem das deutlichste ‚Nein‘ zu lesen ist?“
    „Weil Sie angewiesen worden sind, hier zu bleiben, um auf den Kolarasi zu warten.“
    „Pah! Das kann mich nun nichts mehr angehen. Es war als selbstverständlich vorausgesetzt, daß er siegen werde. Es hat aber das Gegenteil stattgefunden, und da versteht es sich ganz von selbst, daß ich nicht mehr an diese Weisung gebunden bin.“
    Ich warf mit voller Absicht einen forschenden Blick auf ihn. Als er denselben bemerkte, meinte er:
    „Sie wundern sich über die Aufregung, in welcher ich mich befinde?“
    „Ich gestehe das allerdings. Der Kolarasi ist doch ein Ihnen fremder Mensch; er geht Sie gar nichts an!“
    „Das ist freilich wahr, aber ich bin einmal so. Sie kennen mich noch nicht genau. Ich habe ihm meine Hand zur Befreiung geboten, und ich pflege Wort zu halten. Erst galt es die Befreiung aus einer Lage, welche ihn zu drücken begann, jetzt aber befindet er sich gar in Lebensgefahr. Bin ich da nun nicht erst recht verpflichtet, ihm zu helfen? Hoffentlich haben Sie die Güte, das Vertrauen, welches ich in Sie setze, nicht zuschanden werden zu lassen.“
    „Hm! Sie wollen dem Kolarasi beistehen und verlangen selbst Beistand!“
    „Lassen Sie doch Ihr Brummen und Ihr immer währendes ‚Hm‘! Jetzt freue ich mich darüber, daß Sie Ihre Ähnlichkeit mit diesem Kara Ben Nemsi benutzt haben, Krüger-Bei zu täuschen. Er hält Sie für seinen Freund und wird Ihnen keinen billigen Wunsch abschlagen. Wollen sie bei ihm für mich bitten?“
    „Welche Bitte meinen Sie?“ fragte ich, innerlich darüber erfreut, daß er auf meine heimliche Absicht einzugehen begann.
    „Die Bitte, mitreiten zu dürfen.“
    „Hm, ich bezweifle sehr, daß Krüger-Bei Ihnen die erbetene Erlaubnis geben werde. Auf militärische Expeditionen nimmt man nicht den ersten besten Zivilisten mit.“
    „Er nimmt doch Sie auch mit!“
    „Weil er mich für Kara Ben Nemsi hält; sonst würde er sich wohl hüten, es zu tun.“
    „Aber Sir Emery und sogar der Somali dürfen teilnehmen!“
    „Weil sie seine Gäste sind, denen er nach dem Gebrauch des Landes diesen Wunsch nicht abschlagen darf.“
    „Ausrede, Mr. Jones, Ausrede! Sagen sie mir kurz und bündig, ob Sie sich für mich verwenden wollen oder nicht!“
    „Wohl! Ich werde es versuchen.“
    „Schön, ich danke Ihnen. Also morgen wird

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