Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
aufgebrochen?“
    „Morgen nachmittag nach dem Asr.“
    „So müssen Sie mich bald benachrichtigen, welchen Erfolg Ihre Fürbitte gehabt hat. Wann und wie wird das geschehen?“
    „Noch heute, durch einen Boten, den ich nicht an Sie, sondern an Ihren Wirt sende. Aber ich muß doch dem Herrn der Heerscharen sagen, wer und was Sie sind. Welchen Namen und Charakter wollen Sie sich geben?“
    „Den richtigen; das ist das allerbeste. Sagen Sie ihm, daß ich Small Hunter heiße, aus den Vereinigten Staaten stamme und ein Bekannter des Kolarasi bin. Und nun gehen Sie! Sie dürfen keine Zeit verlieren. Ich bin überzeugt, daß Sie sich Mühe geben werden, mir die Erlaubnis zu erwirken, und werde also meine Reisevorbereitungen sofort treffen.“
    „Ihren Koffer können Sie nicht mitnehmen.“
    „Fällt mir auch gar nicht ein, ihn mitzuschleppen. Ich nehme nur das Allernotwendigste mit und werde mir von meinem Wirt ein gutes Pferd geben lassen. Aber nun machen Sie endlich, daß Sie fortkommen! Sie sind imstande, die schönste, kostbarste Zeit zu versäumen!“
    Er schob mich förmlich zur Tür hinaus, und ich ging, um draußen auf das Pferd zu steigen und nach der Stadt und dem Bardo zurückzureiten.
    Der sonst so schlaue Mensch war jedenfalls überzeugt, mich im Sack zu haben. Er hatte mich förmlich gezwungen, dahin zu wirken, daß er mitreiten durfte, und ahnte keineswegs, daß es gerade das war, was ich gewünscht und beabsichtigt hatte. Der Gerechte ist zuletzt immer klüger als der Ungerechte.
    Im Bardo fand ich Winnetou und Emery bei Krüger-Bei sitzend. Sie unterhielten sich von ihren Erlebnissen, wobei Winnetou allerdings, da er weder Arabisch noch viel Deutsch verstand, den Schweigsamen spielen mußte. Er hatte sich zwar während seines Umganges mit mir verschiedene deutsche Worte zu eigen gemacht, doch reichte das noch lange nicht aus, an einem lebhaften Gespräch teilzunehmen.
    Es wurde mir natürlich ganz und gar nicht schwer, für den falschen Hunter die von diesem erbetene Erlaubnis zu erwirken, doch verlangte Krüger-Bei, daß derselbe sich von ihm und uns fernhalte und nur zu den gewöhnlichen Soldaten sich geselle.
    „Das ist mir lieb“, antwortete ich; „seine Nähe wäre mir unangenehm gewesen.“
    „Wodrum?“ fragte der Herr der Heerscharen, welcher mit diesem Wort natürlich ‚warum‘ sagen wollte.
    „Weil er mir unsympathisch ist, und weil er nicht wissen soll, daß sich der Häuptling der Apachen bei uns befindet.“
    „Hätten Sie gehabt einen Grund dafür?“
    „Allerdings habe ich einen Grund. Erlauben Sie mir indessen, Ihnen dies bei einer spätem Gelegenheit mitzuteilen!“
    „Bon! Ganz wie Ihnen wollen! Aber wenn er wird fragen nach Winnetou, was wünschen Sie da zu sagen?“
    „Wir geben Winnetou für einen Somali namens Ben Asra aus.“
    Damit war die Angelegenheit abgemacht, und ich schickte den versprochenen Boten hinaus nach Zaghuan. Ich ließ dem falschen Hunter durch denselben sagen, daß er sich morgen noch vor dem Asr bei dem Dorf Uneka einfinden solle, von welchem aus der Ritt beginnen werde.
    Wir verlebten bei dem braven Herrn der Heerscharen einen hochinteressanten Abend, dessen Beschreibung hier leider zu weit führen würde, mußten dafür aber schon am frühen Morgen auf seine Gesellschaft verzichten, da ihn die dienstlichen Obliegenheiten und Vorbereitungen so in Anspruch nahmen, daß er für uns auch nicht eine Minute erübrigen konnte. Auch beim Mittagessen bekamen wir ihn nicht zu sehen. Nach demselben ritten wir hinaus nach Uneka, wo er sich befand, um die Truppen, welche nach dem Nachmittagsgebet aufbrechen sollten, zu besichtigen.
    Die Leute waren recht gut beritten und mit Säbel, Lanzen und Gewehren versehen. Auf meinen Rat hatte Krüger-Bei auch für einige schnelle Reitkamele gesorgt, welche uns unter Umständen sehr nötig sein konnten. Es versteht sich ganz von selbst, daß auch Lastkamele genug vorhanden waren, welche Proviant, Munition, Zelte und andere Bagage zu tragen hatten. Außerdem hatte man jedes der Tiere mit einem Wasserschlauch versehen. Wir hatten zwar einen verkehrsreichen Weg vor uns, doch bot derselbe auch genug Gegenden, in denen es kein Wasser gab; da mußten die Schläuche vorher gefüllt werden. Und außerdem war es ja möglich, daß wir gezwungen waren, längere Zeit in der wasserlosen Wüste oder Steppe zu kampieren; da durfte es keinesfalls an Schläuchen fehlen.
    Kurz vor dem Asr kam der falsche Hunter geritten. Er hatte zwei

Weitere Kostenlose Bücher