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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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recht, o Herr. Wie aber komme ich heim? Ich habe weder Speise noch Wasser und bin so schwach, daß ich nicht gehen kann.“
    „Wirst du dich auf meinem Pferd halten können, wenn ich es dir gebe und nebenher gehe?“
    „Ich glaube nicht. Zudem habe ich das Kind bei mir.“
    „Das werde ich tragen.“
    „Deine Güte, o Herr, ist so groß, wie mein Leid gewesen ist; aber selbst wenn du mir die kleine Last abnehmen wolltest, würde ich jetzt noch zu schwach sein, mich im Sattel zu halten.“
    „So bleibt nichts anderes übrig, als daß du dich mir anvertraust. Ich nehme dich vor mir auf das Pferd, und indem du deinen Sohn in den Armen trägst, werde ich dich so fest halten, daß du nicht herabgleiten kannst. Iß diese Datteln, die ich glücklicherweise bei mir habe; das wird dich stärken.“
    Sie verschlang sie mit Begier und sagte dabei:
    „Du weißt, o Herr, daß kein Mann ein fremdes Weib berühren darf, aber da Allah mir die Kraft genommen hat, ohne fremde Hilfe zu gehen oder zu reiten, so wird er es mir auch nicht anrechnen, wenn ich mich in deine Arme lege. Und mein Herr und Gebieter wird es mir ebenso verzeihen.“
    „Wo gedenkst du, ihn zu finden?“
    „Das weiß ich nicht, da er in den Kampf gezogen ist. Allah möge in demselben sein Leben beschützen! Aber unser Lager, in welchem die Greise, Frauen und Kinder, Kranken und Schwachen zurückgeblieben sind, das weiß ich zu finden. Es liegt am Dschebel Eschuir, den wir morgen erreichen werden. Willst du mich dorthin bringen? Die Unserigen werden dich mit Freude empfangen. Ich bin zwar arm, aber ich heiße Elatheh, und alle haben mich lieb, so daß sie meinen Retter mit Jubel bewillkommnen werden.“
    „Auch wenn er ein Feind von euch ist?“
    „Ein Feind? Wie kannst du ein Feind der Uled Ayar sein, du, der du mich von dem schrecklichen Tode errettet hast!“
    „Und doch bin ich es.“
    „Das ist ja gar nicht möglich, denn du hast mir gesagt, daß du von weit, sehr weit herkommst. Wie heißt der Stamm, dem du angehörst?“
    „Es ist kein Stamm, sondern ein Volk, ein großes Volk von wohl fünfzig Millionen Seelen.“
    „O Allah! Wie groß muß da die Oase sein, in welcher diese vielen Menschen wohnen. Wie werden sie genannt?“
    „Das Land heißt Belad el Alman; ich bin also ein Almani oder, wenn du das Wort vielleicht gehört haben solltest, ein Nemsi und heiße Kara Ben Nemsi. Mein Vaterland liegt weit über dem Meer drüben.“
    „Und da sagst du, daß du ein Feind der Uled Ayar seist?“
    „Eigentlich bin ich es nicht, und dennoch bin ich es jetzt. Ein Almani oder Nemsi ist keines Menschen Feind; wir lieben den Frieden und halten Allahs Gebote; aber ich bin gegenwärtig ein Freund und Gefährte derer, welche ihr eure Feinde nennt, der Soldaten des Paschas.“
    „Wie?“ fragte sie erschrocken. „Du bist ein Gefährte dieser Peiniger, denen wir das Kopfgeld verweigert haben?“
    „Ja.“
    „So bist du allerdings unser Feind, und ich darf nicht mit dir gehen.“
    „Willst du hierbleiben und verschmachten?“
    „Allah 'l Allah! Du hast recht. Wenn du mich nicht mitnimmst, muß ich mit meinem Kind hier elend verkommen. Was tue ich?“
    „Das, was du vorhin beschlossen hattest; du vertraust dich mir an.“
    „Aber du wirst mich nicht nach unserem Lager bringen?“
    „Das kann ich freilich nicht. Erstens seid ihr beide fast verschmachtet, und ich habe nichts zu essen und auch kein Wasser mehr; wie könntet ihr es bis morgen oder gar bis übermorgen aushalten! Und zweitens muß ich unbedingt zu den Meinigen zurück. Käme ich nicht, so würden sie um mich in Sorge sein und weit und breit nach mir suchen. Gerade dadurch könnte es zu feindlichen Begegnungen mit den Eurigen kommen, und das ist es, was ich sehr gern vermeiden möchte.“
    „So würdest du mich also zu den Soldaten, zu unseren Feinden bringen? Glaubst du wirklich, daß ich da mitgehen werde?“
    „Ja. Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin überzeugt davon. Willst du lieber umkommen?“
    „Du hast recht. Meine Seele ist im Widerstreit; ich weiß nicht, wozu ich mich entschließen soll.“
    „Du brauchst dich nicht zu entschließen, denn es steht fest, daß du mit mir reitest, wenn du es nicht freiwillig tust, werde ich dich zwingen.“
    „Allah la jukaddir – Gott verhüte es!“ rief sie erschrocken aus. „Willst du ein schwaches Weib zwingen? Willst du ebenso schlimm sein, wie die Uled Ayun gewesen sind?“
    „Ja, ich werde dich zwingen, aber ohne so bös wie sie

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