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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sind die Yumas von Melton abgefallen?“
    „Ja, und er und Weller sind gefangen. Die Bleichgesichter sind frei.“
    „Wo befinden sie sich?“
    „In Almadén bei ihren Freunden, den Yumakriegern. Morgen reiten und fahren wir alle hin, um das Fest des Kalumets zu feiern.“
    Da legte er seine beiden Hände auf meine Achseln und rief aus:
    „Habt ihr es gehört, ihr roten und ihr weißen Männer? Das, was wir mit vielen Kriegern nicht zu erzwingen glaubten, hat Old Shatterhand allein fertiggebracht. Er ist mehr als hundert, als zweihundert bewaffnete Männer!“
    „O nein! Ich habe Glück, Glück gehabt, und das wenige, was ich mir selbst zuschreiben darf, kommt auf die Rechnung Winnetous, der mein Lehrmeister gewesen ist.“
    „Das sage mein Bruder nicht. Der Meister würde das nicht fertigbringen, was der Lehrling fertiggebracht hat.“
    „Nein, nein! Du wirst erfahren, wie alles zugegangen ist, und mir dann recht geben, daß der Zufall dabei die größte Rolle gespielt hat.“
    Während ich Rede und Gegenrede mit ihm wechselte, wurden die Yumas von ihren Banden erlöst. Das geschah natürlich nicht ohne Lärm, durch welchen die Posten herbeigelockt wurden, indem sie mit Recht annahmen, daß bei solchem Geschrei die Bewachung des Lagers eine Lächerlichkeit sei; sie mischten sich unter die anderen. So kam es, daß man die Ankunft des Mimbrenjo mit der ‚Listigen Schlange‘ erst bemerkte, als sie schon da waren und von den Pferden stiegen. Der wackere Knabe wurde von unseren Leuten, der Häuptling von seinen Yumas umringt, und nun gab es einen wahren Jahrmarkt von Ausrufen, Fragen und Antworten, daß es einem bei diesem wirren Durcheinander von Menschen und Stimmen hätte angst und bange werden mögen.
    Ich schlich mich davon, um für mein und Winnetous Pferd zu sorgen und meine Gewehre wieder an mich zu nehmen. Darauf setzte ich mich zu dem Apachen, um dem frohen Treiben zuzusehen und dabei etwas zu essen und einige Schlucke Wein zu trinken, von dem sich mehrere Flaschen in einem der Wagen befanden.
    Es dauerte lange, ehe der Lärm sich minderte, und es wäre gewiß auch nicht sobald Ruhe eingetreten, wenn man nicht gewünscht hätte, zu erfahren, wie das große Ereignis der Aussöhnung mit den Yumas und der Gefangennahme Meltons und Wellers zustande gekommen war. Mein kleiner Mimbrenjo mußte sich so setzen, daß alle ihn bei dem jetzt hochgeschürten Feuer sehen und auch hören konnten, und die Geschichte erzählen. Er tat dies mit dem größten Vergnügen und wurde dabei durch die zeitweiligen Erläuterungen der ‚Listigen Schlange‘ unterstützt. Ich selbst sagte kein Wort dazu und unterbrach nur dann und wann den Erzähler durch eine warnende Handbewegung, wenn er in übermäßigem Eifer zu meinem Lob sprach.
    An einen der Anwesenden hatte ich nicht gedacht, weil ich ihn nicht sah. Erst während der Erzählung bemerkte ich ihn. Er hatte sich vorher ferngehalten, hing nun aber mit seinen Augen an dem Mund des Mimbrenjoknaben. Das war der Athlet, welcher natürlich vorzüglich von Judith hören wollte. Der Knabe hatte meine Unterredung mit mir und ihrem Vater nicht gehört und unterließ es auch auf einen Wink von mir, die Bedingung, daß die Jüdin die Squaw des Häuptlings werden solle, zu erwähnen; darum erfuhr der Herkules nicht von dem Schlag, welcher seinem schwachen Herzen bevorstand. Später aber, als die Aufregung vorübergegangen und die Neugierde gestillt worden war und dieser und jener sich ein Plätzchen zur Nachtruhe suchte, tat auch ich letzteres und kam dabei in seine Nähe. Das benutzte er sofort, mich auf die Seite zu führen und auszufragen. Es konnte mir nicht einfallen, diesen Riesen am Körper und Zwerg an Charakter schonend zu behandeln; ich hielt es vielmehr für geraten, ihm reinen Wein einzuschenken; vielleicht wurde er dadurch von der Krankheit oder vielmehr Verirrung seines Herzens geheilt. Wen Judith heiraten wolle, verschwieg ich noch, weil der hastige, entschlossen drohende Ton, in welchem er sprach, es mir rätlich erscheinen ließ. Der Verlobte Judiths befand sich bei uns und war unser Gast. Was ihm Schlimmes bei uns geschah, das hatten wir zu verantworten, und der Eifersucht des Riesen durfte ich keine Selbstbeherrschung zutrauen.
    Später lag alles in tiefer, ungestörter Ruhe. Wir hatten keine Posten ausgestellt und konnten zum erstenmal ohne Furcht schlafen. Er aber fand wohl keinen Schlaf; der Gedanke an die Untreue der einstigen Verlobten raubte ihm denselben.

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