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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tag gehabt hatten, mußte heute in viel kürzerer Zeit zurückgelegt werden. Der Häuptling hielt sich höflich mir zur Linken. Er machte ein nachdenkliches Gesicht; es fiel ihm nicht leicht, das, was seit gestern abend geschehen war, als endgültiges Faktum hinzunehmen. Hinter uns ritt der Mimbrenjo. So oft ich einen Blick zurück auf ihn warf, sah ich sein bronzenes Gesicht in stiller Heiterkeit strahlen. Er war mit dem so unerwarteten Ergebnis unsers Rittes ebenso zufrieden wie ich und sagte sich mit vollem Recht, daß er auch sein gutes, volles Teil zu diesem Erfolg beigetragen habe.
    Das Pferd der ‚Listigen Schlange‘ war sehr gut ausgeruht, sonst wäre es hinter den unsrigen zurückgeblieben; es hielt sich so tapfer, daß wir, eben als die Sonne im Westen verschwand, die Stelle erreichten, wo wir mit den Wagen nach Norden abgewichen waren. Wir folgten dieser Richtung. Es wurde dunkel, und da bat ich den Häuptling, mit dem Mimbrenjo halten zu bleiben und erst nach einer halben Stunde nachzukommen. Ich wollte die Unseren überraschen. Darum ließ ich das Pferd und die Gewehre bei den beiden und ging zu Fuß weiter.
    Ich hatte bis zum Lager wohl zehn Minuten zu gehen und war überzeugt, daß von Winnetou Posten ausgestellt worden waren. Ein brenzliger Geruch sagte mir, daß ein Feuer brannte. Das war ein Zeichen, daß Winnetou sich ziemlich sicher fühlte. Da ich auf Kundschaft fort war, so wußte er, daß ich, falls uns eine Gefahr drohen sollte, gewiß kommen würde, um ihn zu benachrichtigen; also stand, solange ich abwesend blieb, wenigstens nichts Bedeutendes zu befürchten. Es war ganz dunkel; demnach konnte ich die Posten, an welchen ich gern unbemerkt vorüber wollte, nicht sehen und mußte mich auf mein Gehör verlassen. Da ich die Eigentümlichkeit des Apachen kannte, so wußte ich ziemlich genau, in welcher Weise er die Posten aufgestellt hatte, und konnte sie also vermeiden. Um aber einen, der sich dennoch in meinem Weg befinden sollte, aus demselben zu bringen, bückte ich mich nieder und suchte mir mit Hilfe des Tastsinns einige Steinchen zusammen. Von diesen warf ich, indem ich langsam vorwärts schlich, von Zeit zu Zeit einen seitwärts ins Gesträuch. Dies verursachte ein Rascheln, auf welches der Posten gewiß achtete und dem er nachging, um zu untersuchen, wodurch es verursacht worden sei; dadurch kam er mir aus dem Weg.
    Auf diese Weise kam ich schnell und ganz unbemerkt nahe genug, um das kleine Feuer zu sehen, welches brannte. Nun mußte ich mich auf den Boden legen und schob mich zollweise weiter hinan. Winnetou hatte seine Vorkehrungen so gut getroffen, daß einer, dem seine Eigenheiten fremd waren, ihn unmöglich beschleichen konnte. Die Flamme brannte auf der Lichtung; um dieselbe lagen, um leicht bewacht zu werden, die Gefangenen; die Mimbrenjos hatten sich als Wächter in einem Ring um dieselben gelagert. Rechts im Dunkel standen die Wagen mit den daran gebundenen Zugtieren. Links von mir saß der Apache, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt; in seiner Nähe hatte sich der Yumatöter niedergelassen, und nicht weit davon, gerade vor dem Strauch, hinter welchem ich steckte, gab es eine Männergruppe, in welcher eine zwar nicht laute, aber desto lebhaftere Unterhaltung geführt wurde. Indem ich die anwesenden Mimbrenjos zählte, sah ich, daß nicht weniger als sechs von ihnen auf Posten standen. Das Wunder, unbemerkt zwischen ihnen hindurchgekommen zu sein, hatte ich nur dem Experiment mit den Steinchen zu verdanken.
    In der erwähnten Gruppe saßen auch der alte Pedrillo und der sonderbare Don Endimio de Saledo y Coralba, der Jurisconsulto und der Haziendero. Der alte Pedrillo war eben daran, eines seiner in den Vereinigten Staaten erlebten Abenteuer zu erzählen. Er nahm dabei Gelegenheit, von der Schlauheit, deren man sich zu bedienen hat, um einen Feind des Nachts von sich abzuhalten, zu reden, und behauptete dabei:
    „Ich habe da manchen Roten beschlichen; aber keinem von ihnen ist es gelungen, an mich zu kommen.“
    „Was ist das weiter!“ meinte der Haziendero. „Man brennt kein Feuer an, so kann man nicht gesehen und gefunden werden.“
    „Pah! Was versteht Ihr davon, Don Timoteo! Feuer oder nicht, das ist einem Roten ganz gleich. Nur muß man, wenn man ein Feuer hat, mehr aufpassen und tüchtig Posten stellen. Wir zum Beispiel haben sechs um unsere Büsche stehen; da ist es vollständig unmöglich, sich ungesehen heranzuschleichen.“
    Winnetou hatte die Augen, als ob er

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