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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schlafe, geschlossen gehalten; jetzt öffnete er sie, richtete seinen Blick auf den Sprecher und sagte:
    „Der alte Pedrillo darf dies nicht behaupten. Es gibt Jäger, welche doch herankämen, rote und weiße. Wende dich um, und greif in den Busch, in welchem Old Shatterhand liegt!“
    Wenn ich es vorhin ein Wunder nannte, daß ich ungesehen und ungehört so weit gekommen war, so muß man es ein zehnfaches Wunder heißen, daß Winnetou nicht nur bemerkt hatte, daß sich jemand hinter dem Strauch befand, sondern auch wußte, wer es war. Und doch hatte er, freilich nur scheinbar, die Augen geschlossen gehalten. Dies pflegte er zu tun, wenn er sein Gehör einmal mehr als sonst anstrengen wollte. Pedrillo drehte sich auch um und fuhr mit der Hand in den Busch; ich richtete mich auf und trat heraus, indem ich zu dem Apachen sagte:
    „Meinem Bruder Winnetou kann nichts entgehen; seine Augen und Ohren sind schärfer als die meinigen.“
    Als ich so plötzlich vor dem tapferen Don Endimio de Saledo y Coralba auftauchte, fiel er vor Schreck hintenüber und stieß einen so markerschütternden Schrei des Entsetzens aus, als ob ihm der leibhafte Gottseibeiuns erscheine. Die Mimbrenjos dachten nicht an ihre wohlgepflegte Gewohnheit, selbst das unerwartetste Ereignis mit stoischer Ruhe hinzunehmen; sie sprangen vom Boden empor und starrten mich auch an wie einen Geist. Auch die gefangenen Yumas richteten sich so weit auf, wie ihre Fesseln es erlaubten. Sie wußten, daß ich nach Almadén geritten war, und meinten nun, durch mich zu erfahren, wie die Verhältnisse dort standen. Sie hatten wohl gehofft, daß ich nicht wiederkommen werde, sondern daß ihre dortigen Krieger mich ergreifen oder gar wegputzen würden.
    Von dem ersten Wagen her erscholl ein Schrei. Dort hatte der Player gelegen, an den Händen gebunden und von einem Mimbrenjo bewacht. Er kam herbei, drängte sich mit den Ellbogen durch die mich umringenden Personen und rief mit einer Freude, welche sichtlich aufrichtig war:
    „Gott sei Dank, Sir, daß Ihr unverletzt wieder hier seid! Ich habe schlimme Angst ausgestanden.“
    „Angst? Warum?“ fragte ich ihn.
    „Weil, wenn Euch ein Unglück geschehen wäre, man vielleicht behauptet hätte, daß ich schuld daran sei, weil ich Euch falsch berichtet habe. Und doch meine ich es ehrlich mit Euch!“
    „Davon bin ich jetzt überzeugt. Was Ihr mir gesagt und beschrieben habt, hat sich alles als wahr herausgestellt.“
    Ich erzählte, daß ich in seiner Höhle gewesen sei, Almadén ausgeforscht und mit Weller und Melton gesprochen habe – mehr sagte ich noch nicht.
    „Dann sind hundert Engel bei Euch gewesen, die Euch beschützten“, sagte er. „Welch ein Glück, daß es ohne Unfall abgelaufen ist! Diese Verwegenheit hätte Euch übel bekommen können, und dann wäre der Verdacht der Untreue auf mich gefallen.“
    „Möglich! Aber ich bescheinige Euch hiermit vor allen diesen Zeugen gern, daß ich Euch von jetzt an vollständig trauen werde, und nehme Euch zum Beweis dafür Eure Handfesseln ab. Laßt Euch Eure Waffen geben, die ich Euch an der Hazienda abgenommen habe. Ihr seid frei!“
    Die Freude des umgekehrten Verirrten war groß; aber der Haziendero rief mir zu:
    „Was tun Sie da, Señor! Sie lassen einen Mann frei, der bestraft werden muß. Es ist erwiesen, daß er an der Zerstörung meiner Besitzung beteiligt war! Ich befehle Ihnen, kraft meines Amtes, ihm die Fesseln wieder anzulegen!“
    „Sie haben mir gar nichts zu befehlen! Ich aber befehle Ihnen, sich wieder niederzusetzen und den Mund zu halten. Wer Gefangener bleiben soll, das haben nicht Sie, sondern Winnetou und ich zu bestimmen. Das werde ich Ihnen beweisen, indem ich noch andere freigebe.“
    Bei diesen Worten trat ich zu dem ‚Schnellen Fisch‘, zerschnitt seine Fesseln und sagte:
    „Mein roter Bruder ist frei; er mag aufstehen. Die Krieger der Mimbrenjos mögen den Kriegern der Yumas die Riemen abnehmen; ich gebe sie alle frei, denn ich habe mit der ‚Listigen Schlange‘, dem Häuptling der Yumas, bei Almadén Frieden geschlossen und das Kalumet geraucht.“
    Ein vielstimmiger Schrei erscholl; die Mimbrenjos stießen ihn vor Verwunderung, die Yumas vor Entzücken aus. Die Wirkung meiner Worte war sogar bei Winnetou in einer Weise zu sehen, welche ich bisher für unmöglich gehalten hatte. Er erhob sich rasch, trat zu mir heran und fragte hastig:
    „Das Kalumet geraucht?“
    „Mit ihm und allen seinen Kriegern“, antwortete ich.
    „So

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