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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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versprochen habe!“
    Dies Verfahren, dem Bedrohten zu Hilfe zu kommen, war grundfalsch, denn als Weller der Atem auszugehen begann, krampfte die Todesangst seine Beine noch fester als vorher um den Hals des Players. Ich packte sie, um sie auseinanderzuziehen, doch vergeblich; ich besaß nicht Kraft genug, und kein Mensch hätte sie besessen, die fürchterliche Anspannung der Muskeln und Sehnen zu überwinden. Mein Angriff mußte sich gegen den erwähnten Hebelpunkt richten; ich riß also, selbst auch voller Angst, mein Messer heraus und schnitt die Fußriemen entzwei, worauf ich die Füße auseinander zwang und, mich zwischen dieselben klemmend, dann auch die Knie zu öffnen vermocht. Der Kopf des Players bekam Raum und sank zur Erde nieder; der arme Teufel lag wie ein Toter da, rotblau angeschwollen im Gesicht. Dafür legten sich die Beine Wellers nun mit aller Gewalt um mich.
    „Lassen Sie los!“ rief ich dem Athleten zu. „Sie ermorden ihn ja!“
    „Ermorden?“ lachte er grimmig. „O nein, ich bestrafe ihn nur.“
    Ich sah, daß er den bisherigen Druck seiner Hände verstärkte, und konnte es doch nicht verhindern, obgleich ich ihn von hinten packte und wegreißen wollte. Endlich ließ er los, versetzte dem ohne Bewegung daliegenden Körper einen Fußtritt und sagte, tief Atem holend:
    „So, es ist aus mit ihm! Der sperrt keinen Menschen mehr ein und überfällt auch keinen wieder im Schlaf. Nun, mögen die Geier ihn fressen, wie sie seinen Sohn fraßen und mich fressen sollten!“
    Es machte mir Mühe, von den Beinen des Gewürgten loszukommen. Natürlich sah ich dann zunächst nach dem Player. Er begann schon leise nach Luft zu schnappen, lebte also noch und war gerettet; Weller aber war tot, erstickt unter den Fäusten des Riesen, der sich über sein grausiges Werk freute.
    „Wissen Sie, daß Sie ein Mörder sind? Ich sollte Sie binden lassen und dem Richter übergeben!“ fuhr ich ihn in Gegenwart aller an, welche herbeigekommen waren, um dem Ausgang der grausigen Szene beizuwohnen.
    „Ein Mörder?“ antwortete er. „Sie verwechseln die Begriffe, denn Sie haben mich keinem Richter zu übergeben, sondern ich selbst habe das Amt eines solchen ausgeübt.“
    „Nein, sondern das Amt eines Henkers. Mir graut vor Ihnen!“
    „Wirklich? Sagen Sie mir doch, wen Judith heiraten will; es zuckt mich gewaltig in den Fingern, den Kerl gleich auch beim Hals zu nehmen!“
    Während er das sagte, sah er aus, als ob er die Drohung augenblicklich wahrmachen würde; es konnte mir also nicht beikommen, ihm die gewünschte Auskunft zu geben. Er bekam sie aber von anderer Seite. Nämlich unter denen, welche sich herbeigedrängt hatten, stand auch Judiths Vater, welcher, als er die Worte des Herkules hörte, gleich antwortete:
    „Das können Sie erfahren. Die Tochter meiner Seele hat nicht nötig, sich zu hängen an einen herumziehenden Gaukler; sie wird sein die Beherrscherin eines berühmten Indianerstammes und glänzen in Juwelen, Gold und Seide wie eine Königin.“
    Der Athlet sah dem ebenso unvorsichtigen wie äffischen Alten beinahe verblüfft in das Gesicht, schüttelte den Kopf und fragte:
    „Die Beherrscherin eines Indianerstammes? Wie soll ich das verstehen?“
    „Das ist so zu verstehen, daß sie wird sein die bewunderte und angebetete Gemahlin der ‚Listigen Schlange‘, welcher Häuptling des Yumastammes ist.“
    „Was? Indianerin will sie werden?“ lachte der Riese ungläubig. „Ihr wollt wohl Komödie spielen!“
    „Nein, sondern wir wollen, daß die Komödie mit Ihnen endlich einmal ein Ende hat. Wir werden bei den Yumas bleiben, Judith und ich; Sie aber müssen mit nach Texas ziehen. Wir werden einen Palast und ein Schloß bekommen; Sie aber werden Klee ackern und Rüben pflanzen.“
    Der andere fuhr sich mit der Hand nach dem Kopf, stierte im Kreis umher, ließ dann seinen Blick auf mir haften und sagte:
    „Herr, machen Sie diesem kindischen Tingel-Tangel ein Ende, indem Sie mir die Wahrheit berichten! Was habe ich von dem Kauderwelsch dieses alten Mannes zu halten?“
    Es war jetzt unmöglich, es ihm länger zu verhehlen; darum antwortete ich:
    „Sie haben die Wahrheit gehört; der Häuptling begehrt Judith zum Weib und hat dies zu einer der Vorbedingungen des abgeschlossenen Friedens gemacht.“
    „Der – – – Häupt – – – ling? Unglaublich! Dies Mädchen, dies Wunder von Schönheit will sich einem Roten an den Hals werfen? Sie treiben da einen Scherz mit mir, den ich mir

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