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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vergessen, daß ich Euch das Leben zu verdanken habe!“
    „Vergeßt das immerhin, dagegen aber vergeßt niemals das eine, daß Ihr mir versprochen habt, ein guter Mensch zu werden!“
    „Dies Versprechen werde ich halten. Ich befürchte nur, daß der Haziendero und sein Jurist auf eine Bestrafung dringen werden.“
    „Das mögen sie tun; ich gebe nichts darauf, und Ihr wißt ja, daß ich mir von ihnen keine Vorschriften machen lasse. Hier aufhalten dürft Ihr Euch freilich nicht lange, weil es sonst geschehen könnte, daß man Euch festnimmt und zwischen vier unbequem enge Wände sperrt.“
    „Das denke ich auch. Am liebsten ginge ich mit hinüber nach Texas.“
    „Ihr könnt ja mit uns gehen, denn ich hoffe, daß wir mit Euch nicht etwa Unehre einlegen.“
    „Glaubt nichts Böses mehr von mir! Ich werde an Euch denken, und das hält mich gewiß von allen Dummheiten ab. Vielleicht finde ich bei einem der Leute, die Ihr hinüberführt, Arbeit. Aber sie sind freilich zu arm, sich anzukaufen und Arbeiter zu dingen.“
    „Oh, sie sind vorsichtig gewesen und haben noch soviel übrig, daß es für ein Stück Land ausreicht. Euch werden sie nicht zurückweisen, da Ihr Yankee seid und Land und Leute kennt; da könnt Ihr Ihnen von Nutzen sein. Zum Spielen aber dürft Ihr sie keineswegs verleiten, denn wenn ich sie einmal besuchte und so etwas von Euch hörte, würde ich Euch ein wenig zwischen die Fäuste nehmen.“
    „Habt da keine Sorge, Sir! Das Spiel ist mir widerwärtig geworden, sonst wäre ich nicht mit hierher gegangen, um mich zwischen Indianer in die Einöde zu vergraben. Das Geld ist zwar leicht gewonnen, aber noch schneller wieder verschwunden; arbeite ich jedoch, so ist mir jeder Dollar lieb, den ich verdiene, und ich wende ihn zehnmal um und gebe ihn dann erst recht noch nicht wieder aus.“
    „Seht da, was Ihr für gute Ansichten entwickelt! Wenn Ihr an denselben festhaltet, werdet Ihr es bald zu etwas bringen.“
    „Darauf schwöre ich. Wenn ich erst hundert Dollars habe, dann arbeite ich doppelt und dreifach eifrig, daß rasch zwei- und dann dreihundert draus werden. Damit könnte man es schon wagen, sich eine kleine Farm zu pachten.“
    „Hm! Ich möchte doch wissen, ob Ihr das Geld wirklich dazu anwenden würdet.“
    „Ganz gewiß!“
    „So will ich Euch einmal etwas sagen. Ich habe gerade dreihundert Dollars übrig, die ich nicht brauche und die ich auf meinen Fahrten nicht gern mit mir herumschleppen möchte. Könntet Ihr sie mir nicht abnehmen? Ich möchte sie Euch borgen.“
    „Mir, dem Player, dreihundert Dollars borgen! Sir, das ist kühn!“
    „O nein, denn wie ich Euch jetzt beurteile, bin ich überzeugt, daß Ihr sie mir wiedergebt.“
    „Aber wenn ich dann, wenn Ihr sie gerade braucht, nicht zahlen kann? Angelegte Gelder lassen sich nicht jeden Augenblick flüssig machen.“
    „So warte ich. Ich bin Prärieläufer und an keine Zeit, an keinen Ort gebunden. Ich reise auch in anderen Ländern und könnte keinen Kündigungstermin einhalten. Machen wir die Sache kurz. Wollt Ihr das Geld geborgt haben?“
    „Ich nehme es gern.“
    „So sollt Ihr es ohne Kündigung haben. Ihr gebt es mir wieder, wenn es Euch paßt und ich zufällig bei Euch bin. Soll darin eine Änderung eintreten, so werden wir uns leicht einigen. Sobald ich mit Euch über die Grenze komme, geb ich Euch das Geld, und Ihr pachtet irgendein Anwesen. Bin ich dann einmal wieder im Land, so besuche ich Euch, und wir werden dann sehen, ob ich das Geld brauche oder nicht. So soll es sein, von Zinsen aber keine Rede. Seid Ihr damit einverstanden?“
    „Welche Frage! Hier meine Hand. Ich danke Euch von ganzem Herzen. Und so lange ich lebe, werde ich immer daran denken, daß Ihr es seid, Sir, dem ich es zu verdanken habe, wenn ich ein glücklicher Mensch geworden sein werde, der ruhig schlafen kann und sich nicht vor den Folgen seiner Taten zu fürchten braucht.“
    Er hatte in einem wirklich herzlichen Ton gesprochen; es war ihm ernst mit dem Vorsatz, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Ich freute mich darüber, ihm das Geld geben zu können, welches ich natürlich von der Summe nehmen wollte, die ich Melton und Weller abgenommen hatte. Zwar war dieselbe für die Deutschen bestimmt, doch konnten sie die Wenigkeit schon missen, welche für die Partei höchstens zehn Dollars betrug. Als ich ihm die mir dargebotene Hand schüttelte, empfand ich im Innern eine frohe Genugtuung.
    Er wollte in seinen Dankesworten noch nicht

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