Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
meinem Amtsbereich geschehen, welche ich gerichtlich verfolgen muß. Ich meine da den Überfall der Hazienda, die Morde hier und noch vieles andere, was ich nicht unbestraft lassen darf. Wo ist Melton?“
    „Beim Häuptling der Yumas, der höchstwahrscheinlich die Absicht hat, ihn zu bestrafen.“
    „Zu bestrafen habe nur ich!“
    „Das machen Sie mit der ‚Listigen Schlange‘ ab. Warum kommen Sie da zu mir?“
    „Weil Sie Melton ihm ausgeliefert haben. Sie hatten ihn an mich zu liefern!“
    „Schweigen Sie!“ unterbrach ich ihn zornig. „Ich habe Ihnen gegenüber gar keine Verpflichtung. Wenn Sie ein kluger Mann wären, würden Sie sich anders benehmen. Sie haben bis jetzt nur Dummheiten gemacht, und wenn Sie sich trotzdem hier noch als Herr und Gebieter aufspielen, so haben sie nur den einen Erfolg, daß Sie ausgelacht werden. Ich mag von Ihnen kein Wort mehr hören!“
    Mein Ton schüchterte ihn ein; er wagte es nicht, weiterzusprechen, und blickte den Haziendero um Hilfe an. Darum nahm dieser an seiner Stelle das Wort:
    „Señor, treten Sie nicht in dieser Weise auf. Bedenken Sie, daß Sie sich auf meinem Grund und Boden befinden! Sie sind, sozusagen, nur als Gast an diesem Ort!“
    „Oh, was das betrifft, so habe ich Ihre berühmte Gastlichkeit zur vollen Genüge kennengelernt und danke für sie. Aber da Sie von Ihrem Grund und Boden reden, so behaupte ich, daß Sie ihn verkauft haben. Melton ist der Besitzer von Almadén.“
    „Ich werde gegen ihn klagen und mein Eigentum wiederbekommen. Der Kaufvertrag, den ich mit ihm abgeschlossen habe, ist null und nichtig. Ich darf mich mit vollstem Recht wieder als Eigentümer dieser Besitzung betrachten und verlange, daß jeder, der sich hier befindet, meinen Willen, der auch derjenige meines verehrten Freundes hier ist, respektiert.“
    „Nun, was ist denn Ihr Wille?“
    „Daß Sie mit nach Ures kommen. Sie sollen nicht nur gegen Melton zeugen, sondern wir haben Klage gegen Sie zu erheben.“
    „Klage? Worüber?“
    „Das werden sie dort hören. Ich habe nicht nötig, schon jetzt darüber zu sprechen.“
    „Gut, schweigen wir also! Auch ich habe nicht nötig, zu sprechen, weder mit Ihnen noch mit Ihrem verehrten Freund, und will Ihnen nur das eine sagen, daß Sie, wenn Sie Melton haben wollen, sich nicht an mich, sondern an die ‚Listige Schlange‘ wenden müssen.“
    „Ich verlange ihn aber von Ihnen. Sie haben ihn festgenommen und durften ihn nicht ausliefern!“
    Da erhob sich Winnetou vom Boden, zog seinen Revolver und fragte in seinem ruhigen und doch so nachdrücklichen Ton:
    „Wissen die beiden Bleichgesichter, wer jetzt vor ihnen steht?“
    „Winnetou“, antwortete der Haziendero.
    „Ja, Winnetou, der Häuptling der Apachen“, bestätigte der Jurisconsulto.
    „Aber wissen die beiden Bleichgesichter auch, daß Winnetou das unnütze Reden nicht liebt und noch viel weniger ein lächerliches Auftreten vertragen kann? Ich will jetzt mit meinem Freund Shatterhand allein sein. Ich werde bis drei zählen; wer sich dann noch hier bei uns befindet, wird erschossen!“
    Er richtete den Lauf auf die beiden.
    „Eins – – –“
    Da lief der Jurisconsulto davon.
    „Zwei – – –“
    Da rannte auch der Haziendero von dannen.
    „So brauche ich gar nicht drei zu sagen“, lächelte der Apache. „Hätte mein Bruder ebenso getan, so konnte er sich die vielen unnützen Worte ersparen.“
    Jetzt standen die Memmen in sicherer Entfernung von uns und besprachen sich; dann gingen sie zum Häuptling, welcher vor seinem Zelt stand. Wir sahen, daß sie mit ihm sprachen, aber gar nicht lange, denn da zog er die Lanze, welche mit seinem Totem in der Erde steckte, heraus und schlug sie dem Jurisconsulto über den Rücken; der Getroffene lief schimpfend fort, und Don Timoteo folgte ihm schleunigst, um nicht auch erfahren zu müssen, welche Wirkung ein kräftiger Lanzenhieb hervorzubringen vermag.
    Nach einem solchen Verhalten des Haziendero hatte ich keine Lust, ihm auch noch Geld zu geben, zumal das, was ich ihm gegeben hätte, nun den armen Deutschen zugute kam. Doch ging ich, ehe wir aufbrachen, zu ihm hin und sagte:
    „Señor, hier ist der Kaufkontrakt, den Sie mit Melton unterzeichnet haben, und da sind auch mehrere Briefe, welche beweisen, daß er an der Einäscherung der Hazienda schuld ist. Mehr brauchen Sie nicht, um wieder zu Ihrem Besitztum zu kommen, und mit Hilfe Ihres Freundes wird Ihnen wohl der Kaufpreis, den Sie erhalten haben, als

Weitere Kostenlose Bücher