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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche ich bei mir hatte, mußten ihn augenblicklich verfolgen. Sie werden hinter ihm her sein, und wenn ich mit diesen neuen Kriegern dazukomme, wird er sich zwischen zwei Haufen befinden, welche ihn erdrücken.“
    „So hast du klug und umsichtig gehandelt. Deine erste Schar wird ihm die Herden, welche er sich holte, inzwischen wieder abgenommen haben. Übrigens kann ich dir sagen, daß er sich nicht weit von hier befindet, am nördlichen Ausgang des Talkessels, in welchem wir lagern.“
    „So müssen wir hin, um ihn anzugreifen!“
    „Übereile dich nicht! Du mußt erst wissen, was geschehen ist und wie die Dinge jetzt stehen.“
    Ich hatte nicht Zeit zu einem langen, ausführlichen Bericht und erzählte ihm also in Kürze, aber, so daß er alles erfuhr, was seit meiner Trennung von ihm vorgekommen war.
    Seine Leute drängten sich herbei und lauschten atemlos. Obgleich ich nur Umrisse geben und keinerlei Malerei bringen konnte, ließ er doch von Zeit zu Zeit einen Ausruf des Erstaunens hören, und als ich fertig war, rief er aus:
    „Nicht ganz fünfzig unserer Krieger haben das vollbracht! Hört ihr es, nicht ganz fünfzig! Und meine Knaben waren auch dabei!“
    Ich hatte bei meinem Bericht weder von Winnetou noch von mir im einzelnen gesprochen, sondern stets das Fürwort ‚wir‘ gebraucht. Dadurch wurde allerdings die Vorstellung erweckt, daß einer ganz denselben Ruhm zu beanspruchen habe wie der andere.
    „Also der Häuptling ‚Listige Schlange‘ lagert jetzt da draußen im Tal mit dreihundert Kriegern und unseren Brüdern! Welch ein Zufall! Hättest du nicht Frieden mit ihnen geschlossen, so wären mit Tagesanbruch alle ihre Skalpe unser Eigentum!“
    „Ich hoffe, daß ihr den Vertrag respektiert, den wir mit der ‚Listigen Schlange‘ abgeschlossen haben. Euer Verlangen nach Skalpen wird vielleicht auf andere Weise erfüllt werden.“
    „Wie?“
    „Ich habe dir doch gesagt, daß der ‚Große Mund‘ sich auch in der Nähe befindet. Zwar habe ich ihn noch nicht gesehen, aber er wird und muß es sein. Er wird in Zorn entbrennen, wenn er hört, daß die ‚Listige Schlange‘ Freundschaft mit uns geschlossen hat, und ich denke, daß er sich weigert, dem Vertrag beizutreten. Dann kommt es unbedingt zum Kampf.“
    „Was denkt mein weißer Bruder, daß die ‚Listige Schlange‘ dann tun wird?“
    „Dieser Krieger ist ehrlich; er wird sein Wort gewiß halten. Aber von den dreihundert Männern, welche bei ihm sind, ist es nicht auch so gewiß, daß sie sich aller Falschheit enthalten werden. Wenigstens vermute ich in Beziehung auf die vierzig Mann, welche wir an der Fuente und den anderen Posten festgenommen haben, daß sie deshalb heimliche Rachepläne gegen uns hegen. Man muß abwarten, was geschieht.“
    „Nein, nicht abwarten, sondern ihnen zuvorkommen sollte man!“
    „Mute mir das nicht zu! Eines Treuebruches soll man Old Shatterhand und Winnetou niemals zeihen!“
    „So sage, was zu geschehen hat! Sollen wir gleich jetzt mit hinüber nach euerm Lager reiten?“
    „Nein. Ich will erst hören, was Winnetou sagt, der den ‚Großen Mund‘ beschlichen hat. Da letzterer auch Kundschafter senden wird, so ist es besser, du schickst keinen Späher mehr hinüber, denn dieser könnte von dem Späher des Feindes gesehen werden.“
    „Wie aber erfahre ich, was geschehen soll?“
    „Durch einen Boten, den ich dir sende. Er wird zirpen, wenn er in eure Nähe kommt, und du wirst gewissenhaft das tun, was ich dir durch ihn sagen lasse. Mag es kommen, wie es will, wir sind den Yumas überlegen. Haben sie auch mehr Krieger als wir, so besitzen wir Schießwaffen, von denen sie nur wenige haben, und bei uns gibt es einzelne Männer, von denen jeder es mit zehn und noch mehr Feinden aufnimmt. Jetzt gehe ich. Haltet euch bereit!“
    Ich ging. Als ich wieder in das Lager kam, war Winnetou schon da, obgleich er noch viel weiter gegangen war, als ich dachte. Wir legten uns abseits nebeneinander, um nicht gehört zu werden, und ich sagte ihm, welchen Erfolg ich gehabt hatte. Als ich ihn dann nach dem seinigen Erfolg fragte, antwortete er:
    „Winnetou hat erst den ‚Großen Mund‘ mit seinen Kriegern gesehen und dann auch die Mimbrenjos, die ihm folgen.“
    „Was?“ fragte ich, im höchsten Grad überrascht. „Sind sie schon hier? Sind sie ihm so nahe?“
    „Old Shatterhand weiß, daß sie hinter ihm her sind?“
    „Ja; der ‚Starke Büffel‘ sagte es mir. Er sandte, als die Yumas ihm entwischt waren,

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