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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieselbe Beobachtung gemacht habe, sah ich diesen an, und gerade in demselben Moment wandte er mir sein Gesicht auch zu. Ein leichtes Augenblinzeln sagte mir, daß er den Reiter auch gesehen hatte.
    Jeder andere Indianer hätte sofort Lärm geschlagen; der Gedankengang des Apachen aber war ein so blitzschneller, daß er in dem Augenblick, an welchem sein Auge auf den Reiter fiel, sich auch schon sagte, daß es besser sei, jetzt noch zu schweigen.
    Unser Zug erlitt also keine Unterbrechung, bis wir bei dem See ankamen, wo wir abstiegen und zunächst die Pferde erst trinken und dann laufen ließen; die Indianer aber sorgten zuerst für sich und dann erst für die Pferde. Melton wurde an einen Baum gebunden, und für Judith richtete man ein Lager im Gebüsch her.
    Bei der Verteilung des Proviants mußte ich zugegen sein, denn hätte ich dieselbe nicht geleitet, so wäre von den Roten wahrscheinlich alles auf einmal verzehrt worden. Während ich dadurch an den Ort gebunden war, entfernte sich der Apache, um nach seiner vorsichtigen Weise die See-Oase zu umschreiten. Als er von diesem Gang zurückkehrte, sah ich ihm an, daß er etwas Wichtiges entdeckt hatte, und ging also hin zu ihm.
    „Mein roter Bruder hat noch anderes entdeckt als nur den Reiter, den wir vorhin gesehen haben?“ fragte ich ihn.
    „Ja“, antwortete er. „Rund um den See grasen unsere Pferde, man kann sie weit sehen, da es noch nicht dunkel, die Gegend um das Wasser aber ganz eben ist. Ich schaute zunächst nach Ost, wo der Reiter verschwunden war; der Eingang des Tales war leer. Dann blickte ich nach Norden und sah Reiter kommen. Sie wollten auch nach dem See; aber als sie unsere Pferde sahen, zogen sie sich schnell zurück.“
    „So haben wir es also mit zwei verschiedenen Trupps zu tun, welche jedenfalls nichts voneinander wissen.“
    „So ist's“, nickte er. „Der eine kommt von Norden, der andere von Osten her; beide wollen nach dem See und sind, als sie uns bemerkten, zurückgewichen.“
    „Mein roter Bruder weiß, wer diese Leute sind?“
    „Old Shatterhand weiß es auch.“
    „Wenigstens kann man es sich leicht denken. Es ist der ‚Große Mund‘ mit seinen Yumas und der ‚Starke Büffel‘ mit seinen Mimbrenjos. Wo aber ist der eine und wo der andere? Wir wissen nicht, welcher von ihnen von Norden und welcher von Osten kommt.“
    „Wir werden es bald erfahren, denn beide werden Kundschafter senden, sobald es dunkel geworden ist. Man muß ihnen zuvorkommen. Wohin will mein weißer Bruder gehen?“
    „Hinüber nach Ost.“
    „So gehe ich nach Nord. Wir brauchen nur zehn Minuten zu warten, dann ist es Nacht.“
    Wir lagerten uns, um unseren Imbiß zu verzehren, und standen dann, als die schnelle Dämmerung vorüber war, wieder auf, um uns auf den Weg zu machen, die beiden Reitertrupps zu beschleichen. Daß wir uns entfernten, fiel nicht auf. Man glaubte wohl, daß wir nach unseren Pferden sehen wollten, zumal wir die Gewehre nicht mitnahmen. Sobald wir nicht mehr gesehen werden konnten, trennten wir uns. Winnetou ging nord- und ich ostwärts.
    Es war anzunehmen, daß diejenigen, welche wir suchten, jetzt noch keine Kundschafter aussenden würden, doch war ich noch nicht weit gegangen, so vernahm ich vor mir ein Geräusch, wie wenn ein Fuß einen Stein von seiner Stelle stößt. Sofort legte ich mich nieder und wartete. Ich hörte die leisen Schritte eines Menschen, welcher gerade auf mich zukam. Jetzt sah ich ihn; jetzt war er noch acht, noch sechs, noch vier Schritte von mir entfernt. Er bemerkte mich nicht, da er den Blick vorwärts und nicht zu Boden richtete. Als er noch einen Schritt getan hatte, fuhr ich auf und nahm ihn mit beiden Händen beim Hals. Er ließ die Arme sinken; seine Beine schlotterten und suchten nach festem Halt auf der Erde. Ich zog, oder vielmehr ließ ihn nieder, nahm die rechte Hand von seinem Hals, hielt diesen aber mit der Linken fest und griff mit der Rechten in seinen Gürtel. Er hatte dort ein Messer stecken und sonst keine Waffe bei sich. Ein Kundschafter pflegt sich nicht mit schweren Gewehren zu belästigen. Ich zog das Messer heraus und nahm es zu mir, ließ ihm ein wenig Luft und sagte, natürlich nicht so laut, daß man es weit hören konnte:
    „Von welchem Stamm bist du? Sprich die Wahrheit, sonst bekommst du dein eigenes Messer in den Leib.“
    „Mim-bren-jo“, antwortete er, nach Atem ringend, in abgerissenen Silben.
    Da er mich auch belügen konnte, so fragte ich, um ganz

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