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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Leotes' Villa?«
    »In seine Villa – ja.«
    »Schön, schön.« Ich atmete tief ein. »Ich begreife einiges, eine ganze Menge sogar, glaube ich. Aber erzähl mir alles. Die Everoinye wollen sich hier nicht umsonst einmischen.« Ich versuchte meiner Stimme und meinem Auftreten die gewöhnte Barschheit zu nehmen, die das Mädchen nur widerspenstig gemacht hätte. »Mishuro scheint unsicher. Eben noch hat man es auf ihn abgesehen, dann plötzlich besitzt er wieder die Unantastbarkeit eines Suchers. Wenn die Everoinye wollen, daß wir hier etwas erledigen, dann müssen Leotes, Mishuro, Hargon irgendwie damit zu tun haben.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe. »Aber wie?« fragte sie schließlich.
    »Erzähl mir von Leotes, von den Paol-ur-bliem, von den Verfluchten.«
    Sie bedeutete mir, ihr in einen innen gelegenen Raum zu folgen. »Man wird bald kommen, um Leotes in seine Villa zu bringen. Wir haben Zeit.« Sie warf sich auf ein Sofa und starrte zu mir herauf. »Also, Kohlkopf, die Geschichte geht so.« Sie war sichtlich nervös, berichtete aber in ruhigem Ton. »Vor etwa dreitausend Jahresperioden rückte die neue Religion um Tsung-Tan in diese Länder vor. Dieser Teil Lohs ist ziemlich abgeschieden vom sonstigen Treiben der Welt. Tsung ist die Gottheit, sein Wort wurde von einem Fanatiker namens Tan gepredigt. Als Tan starb, wurde er ins Gilium erhoben, um Teil der Gottheit zu werden. Die Leute hier glauben absolut und unerschütterlich, daß sie nach dem Tod ins Gilium einrücken, ins Paradies, soweit sie dieses Glück verdient haben.«
    »Wenn nicht, enden sie im Todesdschungel von Sichaz.«
    »Laß mich erzählen, Kohlkopf – wenn du die Geschichte erfahren willst.«
    Ich ließ sie weiterreden. Anscheinend hatte Tsung-Tans neue Religion alte Bindungen an andere Pantheone nicht völlig ausmerzen können; es hatte einige blutige Kämpfe gegeben. Besonders die Priester eines Gottes, Loctrux des Lahmen, schürten einen ständigen Zwist gegen Tsung-Tan. Im Laufe der Jahre aber gewann Tsung-Tan alle Einwohner für sich, und die letzten unerschütterlichen Loctruxiten wurden verbannt.
    »Dann aber schürte ein böser Zauberer Verrat; sein Name wurde aus allen Unterlagen getilgt. Er stellte sich gegen Tsung-Tan und verlangte die Rückkehr Loctrux'. Er versammelte Gefolgsleute um sich, die viele Scheußlichkeiten begingen, barbarische Taten. Nun ja ...« Nach kurzem Schweigen sprach sie weiter: »Also, soviel wußte ich schon in Sinnalix. Schließlich siegte ein Großpriester Tsung-Tans namens Lohrhiang und rettete die Religion. Tausendundeine Personen, die sich nicht zu Tsung-Tan bekennen mochten, wurden gefangengenommen. Das Kolleg sprach das Urteil über sie, bestätigt durch Lohrhiang in Form eines wundersamen Erscheinens der Gottheit Tan persönlich.«
    »Die tausendundeine Personen erhielten in der Gnade des Gottes eine Gelegenheit. Sie wurden nicht vernichtet, sondern dazu verurteilt, einhundert Leben zu leben, ehe sie das Gilium betreten durften.«
    Ich schloß den Mund. So etwas Ähnliches hatte ich erwartet; aber doch ganz anders. Bei Krun! Ich hatte falsch gelegen. Ich war von einer einfachen Reinkarnationstheorie ausgegangen, vor allem wegen der Tatsache, daß ›Paol‹ die terrestrische Hälfte von Paol-Vaol bezeichnete, und ›bliem‹ ein Wort für das Leben ist. Leben auf Kregen, hundertfache Reinkarnation, als Strafe, ehe man das Paradies betreten durfte! Nein, hier lag keine einfache Reinkarnationsverschwörung vor!
    »Leotes wußte also, daß er nicht getötet werden konnte.«
    »Das macht seine Taten nicht weniger mutig!« rief Mevancy überaus heftig.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und die Paol-ur-bliem, die Verfluchten, können getötet werden, damit sie nicht in einem anderen Körper zurückkehren können. Dieses schreckliche Wissen ist wenigen vorbehalten.«
    Dieses Wissen war natürlich gefährlich. Vermutlich gehörte dazu ein Ritual, wie man es auch auf der Erde kennt. Stammesangehörige schnitten ihren Feinden die Köpfe ab, um vor ihren Geistern sicher zu sein. Hier sorgte das Ritual dafür, daß der Feind starb und nicht als Reinkarnation zurückkehrte.
    »Du meinst, er fährt geradewegs in die Hölle, ohne Hoffnung auf das Gilium?«
    »Ja.«
    »Und Mishuro – die Sucher?«
    »Sie dienen ein Leben lang. Weißt du, Kohlkopf, die Leute hier glauben wirklich, daß die Verfluchten gezwungen sind, zur Strafe auf diese Welt zurückzukehren, Leben um Leben. Die Sucher werden von kleinauf

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